Mein Freund Atzu (Teil 2)

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Soweit, so gut. Ich bin also grad von einem der dienstaeltesten Yakuza (lt. Schwiegervater) eingeladen worden, nachdem ich ihm beinahe mit einem grossen Englaender (verstellbarer Schluessel) den Schaedel eingeschlagen habe. Den ganzen restlichen Nachmittag habe ich ein flaues Gefuehl im Magen. Was wird mir in seinem „privaten Club“ wohl widerfahren? Werden sie mir erst ein paar Finger abschneiden, dann vergewaltigen und dann erschiessen? Oder werden sie mich erst erschiessen und dann vergewaltigen? Ich weiss es nicht.....

Punkt 7 rollt seine Gangstakarre auf den Hof. Ich warte im Anzug, mein Hemd ist nassgeschwitzt. Atzu steigt aus, GsD traegt er diesmal auch einen Anzug. Ich habe also richtig gewaehlt. Breit grinsend kommt er auf mich zu, klopft mir auf die Schulter und sagt: „Komm, steig ein! Die anderen warten schon!“ Die Anderen? DIE ANDEREN? Welche Anderen? Etwa seine „Metzger“? Bevor ich mir weitere Gedanken machen kann, gibt Atzu seiner Karre die Sporen und brettert mit 90 ueber die fast leere Strasse in Richtung Saitama. Der muss in seinem frueheren Leben Taxifahrer gewesen sein. Gut das ich noch nichts gegessen habe....

Waehrend der Fahrt sprechen wir nicht viel. Atzu ist voll beschaeftigt, seinen Strassenkreuzer auf Kurs zu halten. Trotz mehrerer Schichten Sitzkissen unter ihm, kann er kaum ueber das Lenkrad schauen.

Nach 30 Minuten kommen wir an einem grossen, leicht heruntergekommenen Haus im japanischen Stil an. Das ist sein Club? Naja, egal. Jetzt ist eh‘ alles zu spaet, also fuege ich mich in mein Schicksal und folge ihm ins Haus. Schuhe aus, rosa Schlappen an, das perfekte Outfit fuer einen gemuetlichen Abend. Von innen sieht das Haus deutlich ansprechender aus. Der Eingangshalle folgt ein riesiger „Aufenthaltsraum“, ausgelegt mit Tatami, in dem einige der schraegsten Gesellen sitzen, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Alle tragen einen Yukata (leichter „Bademantel“), unter manchen blitzen astrein gestochene Tattoos hervor. An der Wand haengt eine angsteinfloessende Kollektion von Katanas (Samuraischwertern). Langsam tropft mir der Schweiss zwischen die Arschbacken. Keiner sagt ein Wort, bis Atzu mich lautstark vorstellt und unser Zusammentreffen schildert. Ploetzlich aendert sich die Stimmung, Gelaechter bricht aus. Freundlich kommen mehrere der „Kollegen“ auf mich zu, mustern mich von oben bis unten, um mir dann die Hand hinzuhalten, bzw. was davon uebrig geblieben ist.
Das geht ein paar Minuten so weiter, dann sagt Atzu: „Komm, wir nehmen erstmal ein Bad. Nach einem Tag voller Arbeit soll man sich entspannen!“ OmG, wusste ich’s doch! Der will mir an die Kloeten! Schweigend folge ich ihm in eine Art Umkleideraum, in dem eine alte Frau saubermacht. Atzu stoert das nicht, in nullkommanix hat er sich seiner Klamotten entledigt und bringt so sein praechtiges Tattoo zum Vorschein, das sich von den Schultern ueber den Hintern, bis runter in die Kniekehlen erstreckt. Respekt! Fast schaeme ich mich mit meinem Monogramm auf der Schulter. Naja, dafuer hab ich den groesseren Schnie..... Aber das ist eine andere Geschichte.

Ruckzuck krieg ich einen Yukata verpasst, der bei mir aussieht wie eins dieser Minikleider, die man Abends (oder ganz frueh Morgens...) an den typischen Shibuyaschlampen sehen kann. Ab gehts in den naechsten Raum, ein typisches japanisches Bad mit 5 Waschstellen, ziemlich sauber das Ganze. Atzu hockt sich sofort hin und faengt an sich zu waschen. Ich setze mich vorsichtshalber auf den uebernaechsten Hocker und fange an, mir den Angstschweiss abzuduschen. Nach ein paar Minuten geht’s dann raus in den Garten, langsam laesst sich Atzu in ein Rotenburo (Onsen, also heisse Quelle, nur halt draussen) gleiten. Eindrucksvoll! Selbst ein kleiner kuenstlicher Wasserfall und ein Jacuzzibereich sind da, das ca. 5 x 5 Meter grosse Becken wird auf der einen Seite von Palmen gesaeumt, auf der anderen Seite steht ein Zaun aus dicken Bambusstaemmen. Atzu setzt sich in den Jacuzzibereich und winkt mich zu sich. „Mann, du musst dich entspannen. Du siehst aus, als ob du kurz vorm Herzinfarkt stehst!“ Bingo Atzu, nah dran! Im Yacuzzibereich angekommen, lasse ich erstmal der Natur freien Lauf und lasse den
sich ueber Stunden angestauten Angstfurz ins Blubberwasser entgleiten. Puuh, das wurd Zeit!

Atzu faengt an zu erzaehlen. Von seiner Ausbildung als Tatamiknuepfer, von seiner geilen Zeit als Bosozoku und von seinem Eintritt in die „Innung“, von dem ersten Mal, als er sich in Gegenwart seines Bosses eine Fingerkuppe abschnitt und sein Boss sagte: „Das reicht nicht! Mehr!“ Mehrere Jahre Knast haetten ihn gepraegt, aber ich braeuchte keine Angst haben, seine Wuerde als Mann haette er niemals verloren. Puh, Glueck gehabt. Langsam wird mir Atzu noch richtig sympathisch!


Fortsetzung folgt.......