Ey Japan, was geht? Teil 4 UPDATE

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Der Beitrag http://samurai-biker.blogspot.com/2011/10/ey-japan-was-geht-teil-4.html hat ein paar Kommentare mit sich gezogen, auf die ich hier antworten moechte. Ein simpler Kommentar wuerde zu lang werden. Insbesondere die Kommentare von „Anonym“ und „Shigeral Takoyaki“ haben es mir angetan. Also:

Natuerlich hat man in Japan als deutscher Universitaetsabsolvent einigermassen gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Kommt halt nur drauf an, in welcher Branche und unter welchen Voraussetzungen man nach Japan kommt. Am besten ist natuerlich, man laesst sich von einer deutschen Firma als Expat nach Japan schicken. So ist zumindest sichergestellt, das man im Falle des Falles ohne grosse Probleme wieder gen Heimat aufbrechen kann. Expatgehaelter sind immer hoeher als im Ursprungsland, Wohnungen werden gestellt und mehrere Reisen in die Heimat sind oft auch inbegriffen. Unterstuetzung fuer die Familie und Uebernahme der Umzugskosten sind eigentlich obligatorisch.

Bei „Localpats“, also Bewerbern, die sich direkt in Japan bewerben, sieht das schon anders aus. Die meisten Branchen sind durchaus gut mit Japanern bestueckt, da muss man als Auslaender schon was besonderes drauf haben, um als „normaler“ Ingenieur eingestellt zu werden. Gesucht werden z.B.: Maschinenbauer und zum Teil auch IT’s. Hat man sich besonders spezialisiert, z.B.: Automobil-, Werzeug-, Umwelt-, oder auch Raumfahrttechnik, hat man die besten Chancen. Auch hat der Begriff „Ingenieur“ (Engineer) in Japan einen deutlich niedrigeren Stellenwert als z.B. in Deutschland. Zum „Engineer“ wird man hier normalerweise befoerdert. Es kann also durchaus sein das Yoshi Doofbrot von der Tankstelle nach mehreren Betriebsjahren zum „Engineer“ befoerdert wird. In meiner Firma werden alle Servicetechniker als Ingenieur gefuehrt. Keiner hat aber einen Abschluss als Ingenieur. Ausser ich.

Dein Fall, lieber Shigeral Takoyaki, ist also, da wirst du mir ganz sicher zustimmen, ein besonderer. Erstmal verdient man als junger Ing. auch in Deutschland nicht gleich nach erfolgreichem Uniabschluss direkt 100.000 Euro im Jahr, davon ab hat man dir hier in Japan wenigstens eine Chance gegeben. Das du diese Chance nicht weiter ausgebaut hast, kannst du wohl kaum deinem ehemaligem Arbeitgeber aufschulden. Da ist eigener Einsatz gefragt. Davon ab, bist du hier in Japan bestenfalls als „Betriebsingenieur“ eingestellt worden und dafuer lag dein Gehalt durchaus im gruenen Bereich. Auch deine teilfinanzierte Bude war sicher deutlich komfortabler als die Huetten deiner gleichwertigen Kollegen in anderen jap. Mittelstandsunternehmen. Deinen Dipl. Ing.hat man sicher zur Kenntnis genommen, verstanden hat den Titel aber mit Sicherheit niemand in deiner Firma. Noch dazu hat deine Hinterhofkaschemme immer am Rande des Bankrotts operiert. Da kann man nur "Karriere“ machen, wenn man in die Firma hineingeboren wird. Ich hatte eh immer das Gefuehl, das du in deiner Bude eher der Quotengaijin warst, ohne wirklich richtig definierte Aufgabe.

Natuerlich bin ich in meiner Firma auch sowas wie der „Quotengaijin“, keine Frage. Ich bin zwar als Ingenieur eingestellt worden, aber meine Taetigkeit hier hat eher was mit Repraesentation zu tun. Unsere japanischen Kunden wollen, wenn sie eine deutsche Maschine kaufen, wenigstens ab und zu auch mal einen echten Deutschen zu Gesicht bekommen. Also „beaufsichtige“ ich Installationen, bin auch mal bei Reparaturen oder Praesentationen dabei. Wenigstens werde ich aber durchaus meiner Bildung entsprechend bezahlt, habe tolle Sozialleistungen und auch (fuer japanische Verhaeltnisse) genug Urlaub. Und meine Firma zahlt, da sie ausgezeichnet auf dem japanischen Markt plaziert ist, auch einen hohen Bonus aus. Davon ab, bin ich in den letzen 5 Jahren 3 mal befoerdert worden, was jedesmal ein hoeheres Grundgehalt und mehr Urlaubstage einbrachte. Diese Befoerderungen sind sehr wichtig, wenn man mal zu einer anderen, evtl. japanischen Firma wechseln will, da der auslaendische Unititel eigentlich kaum was wert ist. Was bei Bewerbungen zaehlt, sind intern vergebene Titel.

Evtl. nicht mehr ganz aktuelle Statistik (1990), gibt aber schon mal eine gute Uebersicht


















Mein Fazit also:
Wenn man in einer deutschen, oder halt „Uebersee-Firma“ unterkommen kann, hat man in Japan beste Verdienst- und Aufstiegsmoeglichkeiten. Bei japanischen Firmen ist Vorsicht geboten! Die grossen Hersteller wie z.B.: Alle Autohersteller, Mitsui, Sumitomo, Kawasaki und wie sie alle heissen, zahlen sicher gut und haben auch gute Sozialleistungen, aber bei den Arbeitszeiten muss man aufpassen und sich seinen Vertrag besonders gut durchlesen, bzw. mal nachforschen, wie lange die Kollegen abends oder auch am Wochenende in der Firma bleiben. Von mittelstaendischen, oder gar kleinen japanischen Betrieben kann ich eigentlich nur abraten, es sei denn, es handelt sich um Hightech-Startups oder Auslandsfranchisenehmer.

Bis denne......

  1. Ich meine doch daß in jedem Land der Welt gerade der Mittelstand das repräsentative Arbeitsumfeld darstellt. Insofern war ich einer der ganz ganz wenigen Ausländer, die eben nicht eine der typischen Ausweichschienen fahren mussten/durften.

    Kleiner Hinweis: in einer echten japanischen Firma gibt es keinen Arbeitsvertrag den man sich durchlesen könnte. Es wird nur das gesetzlich verlangte allgemeine Regelwerk überreicht, welches sich nur am Rande mit Arbeitszeiten und Gehalt beschäftigt.

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  2. @Shigeru Takoyaki
    Tut mir leid mein Lieber, aber da muss ich dir auch widersprechen.

    Der Mittelstand in Japan hat absolut nichts mit dem in Deutschland zu tun. Normalerweise kommen die meisten Innovationen aus dem Mittelstand. In Japan kommen aber praktisch alle Innovationen aus den grossen Verbundfirmen, wie z. B.: Mitsubishi. Der Mittelstand in Japan ist doch ein auf dem technischen Stand der 70er feststeckendes, reines Ausfuehrungsorgan, ohne wirkliche Innovationen. Du warst doch wohl, genau wie ich, genug bei eben solchen Firmen unterwegs, um es besser zu wissen.

    Auch deinen kleinen Hinweis muss ich ablehnen. Wir haben hier ueber Auslaender in Japan diskutiert. In den grossen japanischen Firmen bekommen alle auslaendischen Mitarbeiter einen bis ins kleinste Detail formulierten Vertrag. Besonders weil die Japaner genau wissen, das Gaijin nicht so wie ihre jap. Kollegen einfach das Maul halten, wenn bei den Bedingungen irgendetwas nicht stimmt. Da gehen sie schon auf Nummer Sicher. Und weil das bei vielen mittelstaendischen und kleinen japanischen Firmen eben nicht so ist, hab ich ja auch explizit von diesen abgeraten.

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