Coolio, der rasende Reporter: Hostclub in Ginza

8

Ich habe keine Kosten und Muehen gescheut und mich mal wieder ganz allein fuer meine treuen Leser ins Abenteuer gestuerzt: War von euch schon einmal Jemand in einem japanischen Hostclub? Nein? Gut, hier kommt mein Exklusivbericht:

Die Laune in unserem Buero ist wegen dem schlechten Verkaufsergebnis in diesem Jahr auf dem Tiefpunkt. Natuerlich hat das auch unser Buchou (Manager) gemerkt und hat entsprechende Massnahmen ergriffen: Mehr Geld? Kuerzere Arbeitszeit? Mehr Urlaub? Nein, alles Quark! Ganz der erfahrene Manager, hat er das einzig Richtige getan und uns zum Saufen in einen Hostclub auf der Ginza geschleppt!

Erst waren wir zum Vorgluehen in einem Izakaya in Roppongi, danach ging es dann per Taxi in die Ginza. Vor dem Club standen schon 2 junge Damen im Abendkleid, durchaus attraktiv, eine davon sogar mit so etwas wie einem Decollete. Hey, nicht vergessen wo wir hier sind Jungs! Nun gut, nix wie rein in den Aufzug und rauf in den 3. Stock. Als die Aufzugtuer aufgeht, stehen dort schon um die 10 Maedels zusammen, eine schoener als die andere. Ich trete meinem Kollege auf den Fuss um zu sehen, ob ich nicht traeume, da werden wir schon in Empfang genommen. Jeder bekommt seine „eigene“ Dame zugewiesen, die einem die Jacke abnimmt und zu einem Platz in einem, naja, schwuelstig ausgestattetem Raum auf einem ebenso schwuelstigen Sofa Platz zu nehmen. Im Hintergrund laeuft dieselbe Musik wie bei Takashimaya auf dem Klo, das Licht im Raum ist gedimmt. Immer wieder kommt ein Kellner mit auffaellig braun gefaerbten Haaren an den Tisch und bringt neues Wasser und Eis.

"Meine“ Dame heisst Rivia, ist so um die 30 Jahre alt, hat eine Stimme wie Minnie Maus und sieht aus wie aus dem Nissen-Katalog. Sofort faengt sie an Whiskey einzuschuetten und mir das Glas zu geben. Jedesmal wenn ich einen Schluck genommen habe, nimmt sie mir das Glas ab und putzt es mit einem Tuch ab, wohl damit ich keine feuchten Finger bekomme. Bei jedem Toilettengang begleitet sie mich bis zur Tuer und nimmt mich wieder in Empfang, damit ich mich in dem ca. 40qm grossen Raum auch ja nicht verlaufe....

Gespraechsthemen? Eigentlich nur Small talk. Derselbe Blabla den man in allen Bars drauf hat. Woher ich komme, was ich hier mache, wie es mir gefaellt und das unvermeidliche: „Nihongo wa jouhzu desu ne?“ Na gut, sie ist huebsch, also lasse ich es ihr durchgehen. Ich fuehle mich langsam wie in einem Baccardi-Webespot. Ein kurzer Blick durch die Reihe: Mein Buchou zeigt seiner Tischnachbarin seine haarlosen Beine, ein anderer Kollege prahlt mit seinen Weibergeschichten, der Kollege neben mir erzaehlt von seiner paradisischen Studienzeit und ich setze mich auf meine Haende, damit ich meiner Dame nicht aufgrund meiner vom Whisky heruntergesetzen Hemmschwelle an die Klamotten gehe, obwohl sie mir vor ein paar Minuten noch erklaert hat, das das schon in Ordnung waere. Puuh, nach 2 Stunden ist der Zauber vorbei, uns wird in die Jacken geholfen und mein Buchou bezahlt fuer 6 Mann und 2 Stunden „Vergnuegen“ schlappe 120.000 Yen........


Ich weiss, euch liegen die Fragen heiss auf der Zunge, deshalb hier schonmal die FAQ’s:


Hat es mir dort gefallen? Ja, irgendwie schon. Aber ich hab mich schon besser unterhalten und vor allem kostenlos. Obwohl die Firma gezahlt hat, bleibt dennoch ein fader Nachgeschmack.

Wusste meine Frau Bescheid? Klar! Scheint hier in Japan ueberhaupt kein Thema fuer die Ehefrau zu sein, wenn der „Alte“ mal eben 20.000 Yen berappt um sich mit einem huebschen Maedel zu unterhalten. Meine deutsche Ex haette mir dafuer einen ordentlichen Tritt ins Gemuese verpasst, keine Frage.

Waere „mehr“ moeglich gewesen als nur unterhalten? Hm, ich weiss es nicht. Wahrscheinlich schon, ein entsprechendes „Trinkgeld“ vorausgesetzt. Obwohl meine Kollegen meinten, in den Clubs auf der Ginza waere das nicht ueblich.

Ob mich mich eigentlich nicht schaeme? Nein, ich hab ja nix gemacht, ausser mich zu unterhalten.

Ist es normal, das die Firma solche Kosten uebernimmt? Ja, ist hier ueberhaupt kein Thema. Von Freunden die in anderen japanischen Firmen arbeiten weiss ich, das sie auch oefters mal mit Kunden in Hostclubs gehen.

Die Homepage des Clubs? Klar, kein Problem: http://web-montblanc.net/top/top.html

  1. Aber du bist doch verheiratet? Also ich wuerde mich ja weigern in sowas mit reinzugehen. Ehrlich, pfui!

    AntwortenLöschen
  2. war auch schon mal in so einem Club mit zwei Kumpels (Japaner). Naja.. ist ein bisschen wie im Süsswarenladen wo man nichts "anfassen" darf.. für zwei Bier hab ich ca. 10 000 yen bezahlt :-(.. dafür hatten wir mit den mädels lustiges Karaoke. Einmal sehen ist ok....

    AntwortenLöschen
  3. Meine jap. Bekannten schleppen mich immer nur in solche Bars mit dicktittigen und nicht minder behaarten Brasilianerinnen, die sich dann um mich scharen und mir auf Japanisch erklaeren wie toll mein Japanisch ist. Irgendwie bin ich neidisch...

    AntwortenLöschen
  4. ich sehr grad zum ersten mal das adjektiv "dicktittig" aber ich mag es jetzt schon.

    welche "rolle" spielen die hostessen eigentlich? also sollen sie an dir interessiert sein, nur konversieren oder schon nunja, eindeutiger werden?

    AntwortenLöschen
  5. Als ich damals auf Dienstreise in Japan war, sind wir an einem Abend auch von einem japanischen Kollegen in so eine Bar eingeladen worden.

    Hübsche junge Japanerinnen in Silberfolie, Raubkatzen- oder Häschenkostüm. Sehr schön anzusehen, nur mit der Kommunikation hats leider gehapert. Nur eine von den uns zugeteilten Damen sprach genug Englisch, um eine echte Konversation aufkommen zu lassen - und mein eigener Japanisch Wortschatz lag damals bei ca. 5-6 Worten ... die ich auch brav alle aufgesagt habe. :D

    Mittlerweile ist mein Japanisch zwar etwas besser geworden, ich arbeite aber nicht mehr für eine japanische Firma ... life sucks :(

    AntwortenLöschen
  6. Die Frage die sich mir aufdrängt ist, was ist mit Euren weiblichen Arbeitskollegen ???? Die gibt es doch sicherlich wohl auch ???

    Wurden die in ein entsprechenden Club mit Chippendale-Hengsten geführt ??? Ich will es hoffen ),D von schwulen Mitarbeitern mal ganz zu schweigen ),D ähem.

    Alles in allem ist dieser doch sehr softe Spass, zu einem sehr teuren Preis, nur in einer Gesellschaft mit immer noch sehr strikten Moralvorstellungen, ein funktionierendes Geschäftsmodell.

    Führe da nur als Beispiel Eintrittspreise für einen Chippendale-Event an. Ein amerikanisches Geschäftsmodell das sehr ähnlich funktoniert. 35-45 Euro je nach Standort. Eine Veranstaltung die eigentlich nichts bietet was man nicht auch im Sommer in jedem Freibad zu sehen bekommt. Von FKK-Stränden will ich da gar nicht reden. Eintrittspreise dort von 5 Euro bis zu 0 Euro abwärts.

    So gönne ich den prüden Japanern und Amerikanern ihren Spass, und freue mich das ich dasselbe und noch mehr zu einem sehr viel günstigeren Preis bzw. zum Nulltarif habe. Jedem das seine ),D

    AntwortenLöschen
  7. @fritz
    Naja, auf jeden Fall sollen sie dich wieder in den Club locken um dir dort fuer teures Geld gepanschten Whisky reinzuschuetten. Sie machen das wirklich sehr gut, schmeicheln dir und geben dir private Handynr. und Emailadresse.
    Es scheint auch mehr moeglich zu sein, natuerlich gegen saftigen Aufpreis. Das wird aber dann eher "unter dem Ladentisch" angeboten.

    AntwortenLöschen
  8. @Heydal
    >Die Frage die sich mir aufdrängt
    >ist, was ist mit Euren weiblichen
    >Arbeitskollegen ???? Die gibt es
    >doch sicherlich wohl auch ???

    Weibliche Führungskräfte? Lol. Ich dachte Coolio arbeitet in einer japanischen Firma!

    AntwortenLöschen