Irgendein Geräusch
weckt mich auf. Kurzer Blick auf die Uhr: 5.12 morgens. Meine Begleiterin
schläft tief und fest, nur mit einem weißen Slip bekleidet, halb auf ihrem
Futon, halb auf den Tatamimatten. Im Net habe ich irgendwo gelesen, das Frauen
die weiße Unterhosen tragen, beherrschbarer sind. Stimmt das? In ihrem Fall
wohl eher nicht. Und das ist auch gut so.
Ich stehe auf und
schiebe die Fensterläden an die Seite. Am Pool stehen ca. 15 Personen und
fotografieren mit teuer aussehenden Kameras den Sonnenaufgang am Meer. Nie im
Leben wäre ich extra dafür aufgestanden. Aber da ich schon mal wach bin:
Da sind wir also.
Im Lampnoyado (http://www.lampnoyado.co.jp), einem Ryokan am äußerstem Zipfel der
Noto-Halbinsel in der Präfektur Ishikawa. Mit dem Flieger von Haneda aus ca.
eine Stunde bis Noto Airport, von da aus noch ca. 2 Stunden mit dem Auto. Mit
dem Zug kann man das Lampnoyado nicht erreichen. Irgendwann auf halbem Weg
zwischen Flughafen und hier, gibt es keine Bahnverbindung mehr. Eine Bahnfahrt
von Tokyo aus dauert inkl. Autofahrt vom Flughafen aus ca. 8 Stunden. Beschwerlich,
aber es lohnt sich. Die komplette Halbinsel wird von Stränden gesäumt in die
sich hier und da atemberaubend schöne Klifflandschaften ergießen.
Gut, die Fotos
vom Sonnenaufgang sind im Kasten. Kurzer Blick aufs Thermometer: 31 Grad. Um
5.30 Uhr morgens. Eine ständige leichte Brise macht die Temperatur etwas erträglicher.
Ich bin hellwach. Einschlafen kann ich jetzt vergessen. Was macht der
Gentleman? Schmeißt sich in die Klamotten, kämpft sich zu Fuß die Serpentinen
zum Parkplatz hinauf und fährt 5 Kilometer ins nächste Dorf, um seiner
Begleiterin Zigaretten und Kaffee zu besorgen. Ohne beides ist sie morgens
nicht leicht zu ertragen. Die Straßen sind wie leergefegt, Klar, 5.30 Uhr
morgens. Aber auch gestern sind uns während der 2 Stunden Fahrt hierher keine
10 Autos entgegengekommen. In der Hauptsaison.
Im Lampnoyado
gibt es weder Kaffee, noch Zigaretten. Kein TV und kein Wifi. Auch das
Smartphone tuts nicht mangels Netz. Wer Empfang will, muss sich zum Parkplatz
hochquälen. Dort bekommt man im unvermeidlichen Souveniershop dann auch einen
Kaffee. Aber nicht vor 9.00 Uhr. Gut, ich hab ja jetzt meinen Dosenkaffee,
schütte ihn in den Wasserkocher, organisiere 2 Tassen, Zucker und Milch aus der
noch verwaisten Küche und warte.
6.15 Uhr morgens.
Der Pool ist wieder verwaist, die kleine Anlage am Kliff liegt wieder komplett
im Schlaf. Auch meine Begleiterin schläft noch tief und fest. Kein Wunder,
haben wir doch gestern Nacht 2 Flaschen Wein geleert. Erst auf der Terasse,
danach dann im zimmereigenen Rotenburo (Aussenonsen). Zwischendurch gab es ein
fürstliches Abendessen das im Zimmer serviert wurde. Alles typisch Japanisch.
Viel Fisch in allen Variationen, Sobanudeln, Steakstreifen, Salate, alles in
feinster Qualität und authentisch von Bedienungen im Yukata (leichter
Sommerkimono) serviert.
6.30 Uhr morgens.
Ich setze mich im Yukata auf die Terasse und schaue aufs Meer. Das Wasser ist
smaragdgrün, man kann bis auf den Boden schauen und es ist warm wie in
der Badewanne. Leicht wiegen sich Keyakibäume im Wind. Es würde mich nicht
wundern, wenn jetzt eine Horde Samurai die Serpentinen heruntergeritten kommt. Irgendwann
übermannt mich der Schlaf und ich habe einen wilden Traum.
Um 8 Uhr klingelt
das Telefon. Das Frühstück ist fertig für das Servieren im Zimmer. Meine
Begleiterin wacht auf. Ein paar Minuten später werden von Angestellten im
Yukata die Matrazen im Schrank verstaut und das Frühstück aufgetragen. Beim servieren
und schliessen der Schiebetüren bewegen sich die Bedienungen auf den Knien. Es
gibt Fisch, Reis, Misosuppe diverse Beilagen und Tee. Kein Kaffee. Meine
Begleiterin setzt sich etwas missmutig an den Tisch. Ich stelle die Tassen auf
den Tisch und gieße den aufgeheizten Kaffee ein. Sie klatscht in die Hände und
lächelt übers ganze Gesicht. Nur allein dafür hat sich die Reise
gelohnt..........
Bis bald........