Da Coolio im Moment eine kreative Kri…
Schaffenspause einlegt, um gestärkt und gemeiner denn je wieder zu kommen, habe
ich die Ehre hier in einem Gastbeitrag meine erste Reise nach Tokyo schriftlich
zu verarbeiten. Vielleicht hilft das den einen oder anderen, diese
atemberaubende Stadt selber einmal zu besuchen oder seine Planung
voranzutreiben
Natürlich sind meine Beobachtungen und
Erfahrungen eher oberflächlicher Natur. In knappen zwei Wochen kann man kein
Land, keine Kultur und schon gar nicht diese Stadt verstehen. Bitte nicht als Allgemeingültige
und einzige Wahrheit verstehen. Aber da ich auf eigenen Faust, sprich ohne
Reisegruppe, unterwegs war, habe ich die Zeit genutzt, mich auch abseits von
Touristenmassen und Sehenswürdigkeiten umzuschauen, um so zumindest einen Hauch
vom normalen Tokyo mitzubekommen. Und ich habe mich dabei wirklich nur zufällig
im Rotlichtbezirk wiedergefunden oder bin auf Universitätsgeländen gestrandet.
Ich schwöre auf Coolios Jungfräulichkeit!
Damit sind wir aber auch schon beim
wesentlichen Punkt. Man muss als potentieller Tourist keine Angst vor Tokyo
haben, sofern man der englischen Sprache mächtig ist. Ein wenig Grundkenntnisse
in Japanisch oder gar perfekte Sprachbeherrschung sind natürlich hilfreich,
aber keineswegs erforderlich. In einer Reisegruppe geht es natürlich auch ohne
jegliche Fremdsprachenkenntnisse. Da ich aber das Vergnügen hatte, ein paar
dieser Gruppen zu beobachten, wage ich stark zu bezweifeln, dass man so in
Tokyo wirklich Spaß haben kann. Allein oder mit Freunden werdet ihr keinerlei
Probleme bekommen und könnt hingehen wo ihr wollt, meistens. Der gemeine
Tokyoter war mir gegenüber immer freundlich und soweit möglich hilfsbereit.
Ausländer sind dort auch nicht wirklich selten. Vielleicht enttäuschend für den
einen oder anderen, der plant in Tokyo als lokales Mangelexemplar dort plötzlich
der Frauentyp par excellence zu sein, eigentlich aber sehr Vorteilhaft, da keine
unüberwindbaren Berührungsängste vorhanden sind.
Und um Spaß zu haben, muss man sich des Öfteren
von A nach B bewegen. Dank des wirklich guten Bahnnetzes kein Problem, sondern
schon fast eine Wohltat. Gerade für mich als Berliner eine beinahe Offenbarung.
Pünktlich, sauber und klimatisiert. Ein Traum. Und das allerbeste: Die
Mitfahrenden halten überwiegend die Klappe! Wenn ich da allein an meine heutige
Fahrt in der Ringbahn denke… keiner will wissen ob du fette Planschkuh denkst,
dass dir deine Freundin, die Schlampe, den Kerl voll weggeflirtet hat! Halt doch
bitte die Fres…! So äh, wo waren wir? Ah genau. Das Nahverkehrsnetz. Alles Wichtige
ist in Englisch beschriftet, die Fahrkartenautomaten lassen sich auf Englisch
stellen und nach zwei, drei Tagen hat man das System eigentlich verstanden und
kommt überall hin, pünktlich. Und sogar zur Rush Hour ist man im Normalfall
nicht gefährdet einen grausamen Tod zu sterben. Versucht nur immer, wie bereits
oft hier im Blog erwähnt, euch unter die Klimaanlage zu stellen, meist mittig
im Zug. Nutzt jede Chance, seid Gnadenlos. Im Krieg gibt es keine Freundschaft!
Sitzplätze sind auch eine willkommenen Abwechslung. Und zumindest an mir
hübschen Fee hat sich auch kein Japaner gestört, in volleren Zügen waren auch
die Plätze neben mir immer besetzt und keiner ist vor mir geflüchtet.
Der Zug war schon vorher leer! |
Bestimmte Sehenswürdigkeiten als Ziel für
eure Bahnfahrt kann und möchte ich nicht empfehlen. Dafür gibt es unzählige
Seiten im Netz und klassische Reiseführer. Was ich aber jedem Besucher in Tokyo
nahelegen möchte ist, guckt euch auch Abseits der Reiseführerrouten um. Geht
einfach mal ein zwei Straßenkreuzungen weiter, entfernt euch von den ausgetretenen
Touristenpfaden. Lauft eine Station weiter als nötig oder steigt eine eher aus.
Ihr werdet dann schnell merken, wie schön diese Stadt sein kann. Angefangen von
kleinen versteckten Schreinen und Tempeln, engen Häusergasen voller
Grünpflanzen, Parks und netter Menschen die euch nicht nur Wackelkatzen, Tokyo
Tower Modelle und Titties im „Gentleman Club“ verkaufen wollen. Tokyo ist
definitiv nicht nur der graue Betonklotz, den man sich im Allgemeinen so vorstellt.
Und selbst wenn man sich mal verläuft, kein Kommentar bitte..., gibt es an
allen größeren Straßen eine Karte der Umgebung, sehr oft in Englisch. Oder man
fragt einfach höflich nach der nächstgelegenen Bahnstation. Wer sich hingegen nur
von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit hangelt, wird von Tokyo am Ende nicht
viel gesehen haben.
Von wegen alles grau und hässlich |
Ein eher unangenehmes, aber doch elementar
wichtiges Thema sind öffentliche Toiletten! Gerade als Tourist braucht man doch
früher oder später mal eben jene Rückzugsmöglichkeit. Wovon ich zumindest den männlichen
Teil der Leser dringendst abraten möchte, sind Bahnhofstoiletten. Vor allem die
in der Akihabara und Shinjuku Station. Es gab nur die klassischen Stehklos und
es roch wie im Raubtierhaus des Berliner Tierparks. Für meinen, inzwischen von
sanften Melodien und wohltuenden Wasserstrahlen verwöhnten Knackarsch natürlich
keine Option. Abhilfe schaffen da diverse Kaufhäuser, die es ja in rauen Mengen
gibt. Dort gab es eigentlich immer ein stilles Örtchen, welches sauber und
geruchslos war. Und nach mir roch es dort selbstverständlich nach Rosen und
Pandababys. Mein besonderer Dank gilt hierbei Uniqlo!
Wenn wir schon mal dabei sind, direkt zum
passenden nächsten Punkt. Müll und dessen Entsorgung. Tokyo ist, soweit meine
Beobachtungen betreffend, eine sehr gepflegte und saubere Stadt. Trotz oder vielleicht
vor allem weil es so gut wie keine öffentlichen Mülleimer gibt. Also packt euch
eine kleine Tüte ein, für den Müll ihr Ferkel, und entsorgt euren Abfall dann
im Hotel oder anderen entsprechenden Möglichkeiten. Flaschen aus
Getränkeautomaten könnt ihr meist direkt daneben entsorgen.
Meine Freunde kamen natürlich recht schnell
auf das wesentliche Thema zu sprechen. Wie sind die Menschen so in Tokyo? Übersetzt
für euch: Und die Frauen dort *höhögrunz*?
Dazu kann ich aber eigentlich nichts Allgemeingültiges
sagen. Jeder hat so seinen Geschmack und Vorlieben, aber nur hübsch und kawaii
ist da drüben auch nicht jede(r). Und das gilt wohl überall auf der Welt. Aber
über Office Lady Outfits in Tokyo geht nichts, basta und aus. Naja bis auf die
folgende Ausnahme. Ich weiß noch nicht ob es an der Hitze oder dem zarten Wesen
in Schuluniform lag, dass ich ganz nass… na lassen wir das, guckt einfach
selber und seid verzaubert.
Die Tussi in Pink habe ich natürlich vertrieben |
Das wichtigste und der Ausgangspunkt an
diesem Trip war, ganz logisch, mein Date. Ein Treffen auf das ich solange
hingefiebert habe. Ich war total nervös, denn ich wusste ja nicht 100% was mich
erwartet. Verstehen wir uns, können wir gescheit miteinander kommunizieren,
liegt zu viel Spannung in der Luft und was werden wir tun, wo werde ich enden?
Ihr wisst ja, auf Distanz ist manches immer anders und Bilder können lügen. Als
ich Coolio dann endlich getroffen habe, hatte sich all der Aufwand jedoch
gelohnt. Und ich hoffe, es war nicht das letzte Mal, zumal wir ja am Ende noch
nüchtern waren, mehr oder weniger… so geht das ja nicht.
Wie ihr merkt, habe ich wenig bis nichts verrücktes
oder erschreckendes erlebt, weder außergewöhnliche Subkulturen im Übermaß, noch
dramatisch überfüllte Bahnen, oder sonderbare Zeichnungen mit Schulmädchen und
Tentakeln in verschiedensten Kombinationen an jeder Ecke. Ich befürchte fast,
der Japaner ist doch auch nur ein recht normaler Mensch. Trotzdem kann ich für
mich sagen, dass sich der kleine Ausflug sehr gelohnt hat und mich Tokyo recht
bald wieder ertragen muss, denn zwei Wochen allein reichen nur zum abstoßen
oder anfixen. Und dann ist Japan ja noch ein wenig mehr als nur Tokyo.
In einem deutschsprachigen Japan-Forum meinte mal jemand, Tokyo werde nach etwa drei Tagen langweilig. Dies konnte ich nicht bestätigen. Ich empfand die Stadt, die de jure eigentlich gar keine ist, wie einen bewohnbaren Freizeitpark in dem jeder Bezirk seinen eigenen Stil hatte, was ich ungemein faszinierend fand (auch wenn natürlich nicht jeder große Sehenswürdigkeiten aufbietet).
AntwortenLöschenDabei ging es mir wie dir: Sehenswürdigkeiten schön und gut, aber wie ist das Tokyo drum herum? Ich war schon sehr erfreut als ich gemerkt habe, dass mein erstes Hotel dort touristisch in einem weißen Fleck auf der Landkarte lag. Asakusabashi war ein stinknormales Geschäfts- und Wohnviertel, wo man das "normale" Tokyo sehr gut erleben konnte. Purer Zufall, eigentlich wollte ich nur etwas nahes an Akihabara. ;)
Tokyo mit einer Reisegruppe zu erleben ist Verschwendung von Lebenszeit. Ängste, sich zu verlaufen sind überflüssig - denn es passiert eh.
Ich war auch einen Tag ausserhalb. Takao Yama. Ist eine Stunde mit der Bahn von Shinjuku aus. War nett, kann darüber gerne noch mal was schreiben wenn Bedarf besteht. Gibt viele Sachen um Tokyo, die einen Besuch Wert zu sein scheinen.
LöschenUnd Tokyo nach drei Tagen langweilig? Kann ich nicht nachvollziehen. Aber mag auch an verschiedenen Interessen liegen natürlich.
Akihabara hat mich zum Beispiel gar nicht so interessiert. =)
Sehr schoener Artikel, Ernst, vielen Dank
AntwortenLöschenIch hoffe, dass du noch die ein oder andere Anekdote fuer uns hast. Japan wird fuer mich auf jeden Fall als Reiseziel immer interessanter,
trotz oder vielleicht auch wegen coolio...
EhPaMi
Danke. ;) Meine Schreibe ist natürlich fernab von der Qualität der Berufsblogger, aber ich war noch nie gut in Deutsch... Ich schaue mal, ob einer meiner Tage o.ä. noch eine Story hergibt.
LöschenAber Tokyo, Japan ist 100% eine Reise wert, das kann ich dir versprechen. :)
Danke, Ernst, ruhig mehr davon.
AntwortenLöschenMein Tokyo-Besuch ist ja nun schon eine Weile her (2006), aber die knapp zwei Wochen waren keinen Tag langweilig und gesehen hat man in dieser Zeit lange nicht die ganze Stadt.
Für mich war immer klar, ich muss wieder hin, es gibt noch soviel zu erleben. Jetzt wo Sohnemann langstreckenflugtauglich ist, konnte ich Frau auf erste Jahreshälfte 2015 festnageln.
Mal am Rande...ursprünglich wollten wir das Shiba Park Hotel in Minato frequentieren.
Als uns unsere Reisekauffrau klar machte, dass der shuttle bus von Narita nichtmal ansatzweise in die Nähe des Hotels fährt, hat sie uns das Shinjuku Prince vorgeschlagen.
Wir haben zugestimmt, ohne dass wir damals den Plan gehabt hätten, dass das Hotel direkt am Rand von Kabukicho (Rotlichtviertel) steht.
Haben also auch rein zufällig dem kompletten Urlaub am Puffquadranten gewohnt...und es war überhaupt nicht schlimm, ganz im Gegenteil, es war immmer was los und wir waren voll drin sobald wir vor's Hotel traten. Shinjuku station war 10 Minuten Fussweg entfernt und die Verbindung zur Reststadt gegeben. Das war das Beste was uns passieren konnte, denn die Gegend um das Shiba Park Hotel ist gelinde gesagt eher für 80 Jährige interessant.
Sattelt die Hühner, Hombres...auf nach Tokyo.
Ach ich hab schon so viel davon gelesen, dass ich das Gefühl hab kaum neues mehr sehen zu können, falls ich irgendwann mal hinflöge. Und mein Geld geht eh vollständig beim Segeln drauf.
AntwortenLöschenVielleicht werd ich auch einfach alt.
Schreib ruhig mehr, bis Coolio wieder was erlebt hat ist das auch was. :-D
Ich gucke mal, ob mein Erinnerungsvermögen noch ein, zwei Geschichten zusammen kriegt, werde ja auch nicht jünger. ;)
LöschenSchöner Artikel.
AntwortenLöschenVerfolgt ihr in Japan auch die Fußball WM? Wird die WM in Japan verfolgt? Es leben ja auch viele Japaner in Brasilien. Und für wen drückt Coolio eigentlich die Daumen, Deutschland oder Japan? :D
Klar verfolgen wir hier die WM. Zu unmöglichen Zeiten und deshalb mit blutunterlaufenen Augen. Deutschland-Ghana z.B. um 4 Uhr morgens. Ich drücke den Japanern immer die Daumen. Bis sie (wie immer....) frühzeitig rausfliegen, oder gegen Deutschland spielen....
LöschenNach dem Spiel gestern ist Japan ja faktisch ausgeschieden... wieder mal ernüchternde Leistung. Trainer scheint mir auch eher nicht so recht zu wissen, was er mit dem Team machen soll. Sollte mich mal als Trainer bewerben, so tun als ob ich alles verstehe tue ich im Fußball schon seit min 20 Jahren, bin also sehr erfahren.
LöschenDanke für den tollen Bericht :)
AntwortenLöschenIch hoffe ja immer noch, dass meine finanzielle Situation irgendwann mal einen Japan-Urlaub ermöglicht.