Schaffe, schaffe........

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Arbeiten in Japan

Kein einfaches Thema. Strenge Visabestimmungen, ein fuer Auslaender stark eingeschraenkter Arbeitsmarkt und teils recht „eigenartige“ Arbeitsbedingungen lassen so manchen Gaijin (Auslaender) verzweifeln. Am besten gehe ich Punkt fuer Punkt alles ab:


Visa:

Ohne Visa keine Arbeit. Natuerlich gibt es auch in Japan „Illegale“, aber die sehen in der Regel asiatisch aus und kommen aus China, Korea, Thailand, usw. Als „Weisser“ hat man da keine Chance. Der einfachste Weg an ein Visa zu kommen ist natuerlich, eine(n) Einheimische(n) zu heiraten. Dieses „Spouse-Visa“erlaubt einem jegliche Arbeit, muss aber periodisch erneuert werden. Spezielle Arbeitsvisa gibt es auch, aber die Vorraussetzungen sind extrem hoch. Fuer ein Ingenieurvisum reicht nicht einfach das Diplom, man muss auch 10 Jahre Erfahrung in seinem Fachbereich nachweisen. So ahnlich sind auch die Vorraussetzungen fuer die meisten anderen Fachvisa. Hier ein Link: http://www.mofa.go.jp/j_info/visit/visa/index.html
Dann gibt es noch das „Working-Holidayvisum, das es jungen Leuten (18-30) erlaubt, fuer ein Jahr in Japan zu leben und zu arbeiten. Die Anforderungen sind nicht sehr hoch. Normalerweise reicht ein Nachweis ueber ausreichende Geldmittel fuer ein Rueckflugticket und los geht’s. Auch dazu hier ein Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Working_Holiday_Visa_(Japan)


Arbeitsmarkt:

Klar gibt es genug Arbeit. Wer ein Spousevisa hat, kann sofort losglegen mit: Gemuese schaelen, Teller waschen, Deutschunterricht, usw. Eben alles, was die Japaner nicht gern selber machen. Wer nicht als „Expad“ von seiner deutschen Firma nach Japan geschickt wird, hat es schwer auf dem japanischen Arbeitsmarkt. Qualifizierungen sind wertlos, solange man kein Japanisch spricht. Wer glaubt, nur mit Englisch durchzukommen, ist schlichtweg naiv. Es gibt einzelne Gluecksfaelle (mich selbst), aber das ist auf gar keinen Fall die Regel. Es gibt ein extra Arbeitsamt fuer Auslaender (Hello Works for foreigners in Shinjuku), aber die Anforderungen, die dort an qualifizierte Bewerber gestellt werden, sind enorm hoch. Fuer unqualifizierte Leute gibt es genug Stellen (siehe oben), aber die Bezahlung ist mies, z.B.: 900 Yen (ca. 7 Euro) die Stunde fuer Gemueseschaelen in einem sterilen Raum, das heisst: im Ganzkoerperkondom bei 5 Grad den ganzen Tag stehen und Kartoffeln oder sonstiges Zeug schaelen und das min. 8-10 Stunden lang. Kellnern ist auch mies. Die Bezahlung ist immer um die 1000 Yen (ca. 8 Euro) rum und (noch schlimmer!) Trinkgeld gibt es in Japan nicht! Das mag fuer die deutsche Provinz evtl. Genug Geld sein, aber in Tokyo kommt man damit nicht ueber die Runden. Selbst wenn man eine Stelle im Buero einer grossen Firma anfaengt, verdient man als Anfaenger oft unterdurchschnittlich. Ich hatte Glueck und wurde von Anfang an meinem Alter und Familienstand entsprechend bezahlt. Wenn man erstmal 5 Jahre in einer Firma auf dem Buckel hat, sind die Verdienste den deutschen durchaus ebenbuertig, wenn nicht hoeher. Wenn man dann noch die halbjaehrigen Bonuszahlungen (praktisch Urlaubs-und Weihnachtsgeld) mit einberechnet, kommt man auf ein deutlich hoeheres Gehalt als in Deutschland. Dieser Bonus wird nur zu ungefaehr 10% versteuert!


Arbeitszeiten:

Ja, die Geruechte ueber lange Arbeitszeiten und Wochenendarbeit sind zum Teil wahr, zumindest fuer japanische Firmen. Der Sektionschef erwartet, das seine Mitarbeiter nicht eher nach Haus gehen als er. Oder: Im Dunkeln kommen, im Dunkeln gehen. Kaputt machen sich die Japaner dabei aber nicht. Das Arbeitstempo zumindest in den Bueros ist deutlich niedriger als in Deutschland und wird durch die vielen Meetings und die lange Entscheidungskette noch weiter verlangsamt. Dazu kommt, das in japanischen Bueros oft unsystematisch und uneffizient gearbeitet wird. Ich arbeite zwar fuer eine deutsche Firma, aber alle meine Kollegen sind Japaner. Das deutsche Management achtet sehr auf unsere Arbeitszeiten und haelt uns an, nicht zu lang im Buero zu bleiben. Was sie in Deutschland nicht zweimal sagen braeuchten, ist hier in Japan schwer durchzusetzen. Oft bleiben meine Kollegen bis 8-9 Uhr abends im Buero, auch wenn eigentlich nichts wichtiges zu tun bleibt. Mittlerweile habe ich mich daran gewoehnt, aber anfangs war es doch schwer fuer mich, mit der in japanischen Bueros typischen Entscheidungskette zurechtzufinden, das heisst: In Deutschland kann ich als Ingenieur praktisch alles, was meinen Aufgabenbereich betrifft, selbststaendig entscheiden, in Japan muss ich praktisch alles von meinem Vorgesetzten absegnen lassen, was oft nicht ohne endlose Meetings und viel Bla Bla abgeht.
Bezahlten Urlaub gibt es, aber weniger als in Deutschland. Ich z.B. habe 20 Tage, was aber schon ueberdurchschnittlich ist. Normalerweise bekommt man in den ersten 3 Jahren 10 Tage Urlaub, danach steigt die Zahl der Tage mit der Zeit auf bis zu 25-30 Tage im Jahr. Ich sehe da kein Problem, weil Japan deutlich mehr Feiertage hat als Deutschland und diese oft arbeitnhmerguenstig auf einen Montag oder Freitag fallen.


Zusammenarbeit mit Japanern:

In meiner Firma sind fast alle Japaner den Umgang mit „Westlern“ gewohnt, das heisst: Oft laute Aussprache, direktes Ansprechen von Problemen, schnelles und eindeutiges Ja und Nein, persoenliche Ansprache, usw. Anfangs habe ich oefters in Fettnaeppfchen getreten, besonders mit einem schnellen und klaren Nein in den verschiedensten Situationen. Japaner kennen kein eindeutiges Nein, sie benutzen eher eine Art „Jain“. Das fuehrte anfangs auch zu Problemen mit meiner japanischen Ehefrau.
Ansonsten ist es doch ueberall das gleiche: Jeder versucht so gut wie moeglich ueber die Runden zu kommen und nach der Arbeit ein bisschen Spass zu haben. Dieser „Spass“ besteht bei meinen japanischen Kollegen darin, sich fast taeglich nach der Arbeit in einem Izakaya (Kneipe) oder einer Bar bis zum Blackout volllaufen zu lasssen. Bei diesen Trinkgelagen legen die Japaner ihre anfaengliche Zurueckhaltung komplett ab und es wird laut und lustig gefeiert. Wenn ich als Gaijin zusammen mit meinen japanischen Kollegen rausgehe, treffe ich oft die irrsten Typen oder erlebe unglaubliche Situationen in total schraegen Bars. Egal was auch passiert, am anderen Tag in der Firma wird nicht darueber gesprochen, oder zumindest nur unter vorgehaltener Hand......

Vorsicht ist geboten im Umgang mit japanischen Kunden. Bei uns in Deutschland heisst es: „Der Kunde ist Koenig“, obwohl das ja in den seltensten Faellen stimmt. In Japan heisst es: „Der Kunde ist Gott“ und das kann man durchaus woertlich nehmen. Da meine Kunden ausschliesslich Japaner sind, musste ich mich tierisch umgewoehnen und auch oft zurueckhalten. Egal wie bescheuert die Wuensche des Kunden auch sind, sie werden erfuellt und der Kunde hat grundsaetzlich Recht, auch wenn er eindeutig falsch liegt.

Bis dann......

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