Aua!!!!

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Mein Blog mag bei manchen Lesern den Anschein erwecken, das ich bei all den negativen Seiten die ich in diesem Land beschreibe, Japan doch mehr oder weniger hassen muesste. Nun, dem ist nicht so. Natuerlich laesst die erste grosse Begeisterung fuer Japan nach ein paar Jahren nach. Ich fange an, mich eher fuer die Schoenheiten dieses Landes zu interessieren, die einem nicht sofort ins Auge fallen, vor allem wenn man sich hauptsaechlich in Tokyo aufhaelt. Natuerlich schreibe ich ueber Dinge die mich aufregen, die uns Deutschen schraeg erscheinen, oder allgemein ungewoehnlich sind. Das liegt wohl in der Natur eines Blogs. Keiner will nur positive Berichte lesen, dafuer gibt es die Blogs von Manga-, Anime-, J-POP-, und sonstigen Fans, die wohl selten selber schon einmal das „Land ihrer Traeume“ besucht haben. Diesen Leuten ist einfach nicht beizukommen, Tatsachen werden als „Schlechtmache“ abgetan.

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Wie wahr dieses alte Sprichwort ist, wird wohl Jeder erfahren, der einmal laengere Zeit in Japan leben konnte (oder durfte). Wie dem auch sei, ich habe meinen Frieden mit Japan gemacht und versuche die Vorzuege des Lebens hier zu geniessen, trotzdem aber die Schattenseiten nicht zu verleugnen.

Nun gut, soviel dazu.

Ich habe mir beim Futsal (Hallenfussball) eine Rippe gebrochen. Ein aelterer Japaner wollte mir (als einzigem Nicht-Asiaten beim Turnier) wohl mal zeigen, wo der Hammer haengt und rammte mir ungebremst mit vollem Gewicht in die Seite. Naja, Futsal ist halt ein „Kontaktsport“ und solche Unfaelle koennen passieren. Kein Problem. Zumindest solange man nicht zum Arzt muss. Nun ja, als nach einer Woche die Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren, blieb mir trotz groesstem Unbehagen nichts anderes uebrig, als einen japanischen Arzt aufzusuchen.

Warum Unbehagen? Waehrend es ueber meine bisherigen Erfahrungen mit deutschen Aerzten eigentlich nicht viel Negatives zu sagen gibt, sieht das hier in Japan doch anders aus. Das mag daran liegen, das ich mich nicht gut genug in Japanisch ausdruecken kann, oder anderherum, japanische Aerzte kaum Englisch sprechen. Eine andere Moeglichkeit waere, das japanische Aerzte dazu neigen, Auslaender allgemein als privat versichert und reich einzustufen, das heisst: Mann bekommt bei jeder Kleinigkeit das volle Programm aerztlicher Hilfe verpasst.

Ich werde nie meine ersten Kontakte mit dem japanischen Gesundheitssystem vergessen. Ich hatte mir eine Art Wolf gelaufen, oder um es einfacher auszudruecken: Mein Hintern war wund. Es war wohl eine Kombination aus ungewohntem Essen, einer Wahnsinnshitze mit hoher Luftfeuchtigkeit und japanischen Toilettenpapier, die letztendlich dazu fuehrte. Nun gut, Problem erkannt, Problem gebannt: Ab zum Arzt. Die erste Aerztin schaute sich die „Problemzone“ nicht einmal mehr an, sondern verschrieb mir direkt eine Creme, die von der freundlichen Aphothekerin um die Ecke in der Rekordzeit von 45 Minuten zusammengemischt wurde. Nach 2 Wochen cremen trat keine Besserung ein. Im Gegenteil: Die Creme verschlimmerte noch den Effekt. Nun gut, ab zum naechsten Arzt. Dieser war direkt radikaler und wollte mich sofort operieren. Waehrend seiner Ausfuehrungen, die meine Frau ins Englische uebersetzte, fielen Worte wie: Dringend, kein Aufschub, wegschneiden, verkuerzen, und so weiter. Als ob mich das nicht schon genug geschockt haette, zeigte er mir auch noch das Instrument, mit dem die Operation ausgefuehrt werden soll. Vom Format her einer 1-Liter Thermoskanne aus Edelstahl nicht unaehnlich, nur halt an der Spitze mit einem Kranz aus Messern bestueckt, sah das Teil aus wie ein Riesen-Gewindebohrer. Nachdem der Arzt mit recht eindeutigen Bewegungen zeigte, wo er mir dieses Riesenteil hinstecken wollte, war mir klar, das kommt auf gar keinen Fall in Frage. Er sagte, ich solle mir das Ganze noch einmal ueberlegen und ueberliess mir zum guten Schluss noch ein Paket Zaepfchen als Schmerzmittel. Gute Idee! Warum nicht gleich noch eine Freikarte fuer’s Chilirestaurant um die Ecke?

Hilfe bekam ich dann doch noch bei der Aerztin die ich danach besuchte. Nach eingehender Musterung der „Problemzone“, auch durch ihre 2 jungen Arzthelferinnen (Naja, wann bekommt man in Japan schonmal einen 185 cm grossen Aulaender in dieser Position zu sehen???), verschrieb sie mir eine Creme (auch wieder extra in der Apotheke angemischt) und siehe da, nach einer Woche war alles beim Alten. Puh!

Ihr denkt ich sei zu empfindlich? Legt ihr euch mal in einem fremden Land nackt auf einen Edelstahltisch und versteht kein Wort von der aufgeregten Unterhaltung zwischen Arzt und Ehefrau, waehrend saemtliche Mitarbeiter des Arztes, wahrscheinlich auch die Putzfrau, vollen Einblick in euer „Problem“ haben, dann sprechen wir uns wieder......

Fuer meine gebrochene Rippe habe ich einen deutschsprachigen, japanischen Arzt aufgesucht, der mir unaufgeregt alles in gutem Deutsch erklaert hat und zudem nach getaner Arbeit eine erfreulich guenstige Rechnung ausstellte. Ja, in Japan muessen Erwachsene direkt nach dem Arztbesuch eine Zuzahlung leisten. In meinem Fall waren das ca. 20 Euro, fuer Roentgen, Schmerzmittel und so eine Art „ABC-Pflaster“. Zur Apotheke musste ich nicht.

Ende gut, alles gut.

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