D VS. J TEIL 4/Kultur pur.......

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Der Zugführer will mal wieder sparen, also lässt er die Klimaanlage aus, obwohl die Fenster im Zug total beschlagen sind. Durch die Wolke aus Naphthalin und käsigem Schweißgeruch zieht sich mal wieder ein hochprozentiger Mix aus Körpergasausscheidungen. Wer einmal an einer japanischen Teezeremonie mit ihren graziösen, ausgefeilten Bewegungen teilgenommen hat, kann sich über so manches Benehmen in der japanischen Öffentlichkeit nur wundern.

Als ich noch neu in der Firma war und auf unserem Firmenklo der Kollege neben mir am Pissoir kräftig einen fahren ließ, war ich noch der Meinung, das war ein „Ausrutscher“ und das es überall Schweine gibt. Mittlerweile weiß ich: Das ist hier vollkommen normal. Ok, das man in der Familie, oder unter sehr guten Freunden mal einen zischen lassen kann, ist ja irgendwie fast normal. Aber in der Öffentlichkeit?

Da wird gerotzt, geräuschvoll die Nase hochgezogen, gefurzt und gerölpst was das Zeug hält. Nein, nicht nur auf der Toilette, sondern auch beim fröhlichen Zusammensein (Saufen) unter Arbeitskollegen. Sich mit einem Tempo die Nase zu putzen ist total “pfui bäh!”, das macht man nur auf der Toilette, aber nicht zwischen anderen Leuten. Da zieht man lieber die Nase hoch und rotzt es dann auf den Gehweg. Ist ja auch viel ästhetischer. Aber halt, das hier gilt (fast) nur für die männlichen Japaner! J-Gals machen so etwas nicht. Und wenn sie dann doch mal ganz leise einen rausfiepen lassen, dann ist das, wie alles andere was J-Gals so machen, halt kawaii. Ende der Diskussion. Aus!

Die Japaner sind sehr stolz auf ihre einmalige Kultur. Naja, zumindest glauben sie das ihre Kultur einmalig ist und nur auf den japanischen Inseln entstehen konnte. Ich bin ja oft in Korea und glaubt mir, da sieht es fast genauso aus. Auch in China sehen die Tempel und Schreine genauso aus. Von den chinesischen Schriftzeichen mal ganz zu schweigen. Samurai und Geishas? Gabs in vergleichbarer Form auch in Korea. Und China.

Kleiner Firmenschrein mitten in Tokyo

Aber halt! Das Essen ist aber einmalig! Ja genau. Ramen kommt aus China, Curry aus Indien, Hamburg(er) sind auch keine japanische Erfindung und selbst Sushi gibt es als Gimbap schon ein wenig länger in Korea. Einzigartig ist wohl nur, das für japanisches Sushi roher Fisch verwendet wird. Das dem japanischen Sashimi ähnliche Hoe kennt man in Korea schon aus Zeiten, als die japanischen Inseln noch von der Urbevölkerung der Ainu besiedelt wurde. Ainu ist nicht ganz korrekt, da es durchaus mehrere Urvölker gab, aber allen gemeinsam ist, das sie systematisch zurückgedrängt, ja praktisch ausgerottet wurden. Aber ähnlich wie in den USA, gibt es auch in Japan für Touristen noch Siedlungen mit „echten“ , wenn auch stark japanisch durchmischten Ainu.

Anders als bei den europäischen Kirchen, gibt es kaum stark unterschiedliche Tempel und Schreine in Japan. Ja, es gibt lokale Unterschiede: “Du Yoshi guck mal, dieser Tempel hier hat 2 Säulen mehr als die bei uns in Kanagawa! Das ist ja uuuuunglaublich! Schnell, mach mal ein Foto!”, für die sich aber wohl nur Japaner interessieren. Bei den japanischen Burgen sieht es ein wenig anders aus, aber verglichen mit deutschen Burgen und Schlössern wirken diese sehr uniform und zerbrechlich und würden einem ordentlichen Ansturm einer Horde Ritter inkl. Katapulten und Belagerungstürmen keine 10 Minuten standhalten.

Das gleiche gilt wohl auch für die Samurai, die sicherlich in den innerjapanischen Kriegen einen durchaus gefährlichen Ruf hatten, aber schon bei der ersten Begegnung mit westlicher Kriegstechnologie, die dazu noch von unerfahrenen japanischen Soldaten verwendet wurde, praktisch komplett ausgerottet wurden. Trotzdem wird diese Kampf- oder auch Kriegskultur in Japan sehr hochgehalten.

Ja aber ...... aber ...... was ist denn mit den historischen Stätten, z.B. dem Weltkulturerbe Kyoto? Jo, es gibt ein paar schöne Ecken für Touristen in Kyoto, aber keine tatsächlich bewohnten historischen Städte, wie man sie in Deutschland zuhauf findet. Historische Stätten findet man in Japan nur vereinzelt, kaum zusammenhängend. Als ich zum ersten Mal nach Tokyo kam, immerhin die Hauptstadt Japans, war ich herbe enttäuscht das man historische Stätten wirklich suchen muss und das auf städtebauliche Schönheit in Tokyo absolut überhaupt keinen Wert gelegt wird. Versteht mich nicht falsch, Tokyo ist schon ne geile Stadt, aber eine Schönheit ist sie nicht. Und was historische Stätten angeht, stinkt sie, abgesehen vom Kaiserpalast, der ja auch nicht wirklich historisch ist, selbst gegen kleine deutsche Städte, wie zum Beispiel meine Heimatstadt Soest, mit ihrem historischem Stadtkern und sehr vielen Häusern aus dem Mittelalter, ganz gewaltig ab.

Eins der wenigen übriggebliebenen alten Stadthäuser

Im Grunde gilt das auch für Kyoto, das von den paar historisch aufbereiteten Stätten abgesehen, eine typisch bratzhässliche japanische Großstadt ist. Oft steht direkt neben den kulturhistorischen Bauwerken heruntergekommene Hochhäuser, oft sogar Fabriken! Und viele historische und auch religiöse Stätten sind mit Gerümpel vollgemüllt, das dort absolut nichts zu suchen hat.
Ein echtes Plus in Japan ist die Religionskultur. Da gibt es Buddhisten, Shintoisten, Christen und einige andere Religionen und alle leben wirklich friedlich nebeneinander. Für viele Japaner ist es vollkommen selbstverständlich, im traditionellen Gewand buddhistisch oder shintoistisch zu heiraten, sich dann umzuziehen und sich in einer christlichen Kirche vom „Fake“-Priester nochmal trauen zu lassen. Ich finde das toll: Mach was dir gefällt! Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, das es in Japan ca. 11.000 verschiedene „Religionsgemeinschaften“ gibt, von denen so einige durchaus zweifelhafte Motive haben. Siehe dazu auch: http://samurai-biker.blogspot.jp/2011/06/soka-gakkai-in-eigener-sache.html


Was ist denn dann so einzigartig an Japans Kultur?

Aus meiner Sicht:

Die Freundlichkeit der Leute. Klar, das mag in manchen, oder auch vielen Fällen nur eine Maske sein, aber das juckt mich als Kunde, oder als Arbeitskollege nicht. Es macht einem das Leben deutlich einfacher. Auch als Ausländer habe ich kaum jemals eine solche Ablehnung erfahren, wie sie bestimmte Gruppen in bestimmten Gegenden Deutschlands erfahren.

Die Natur. In welchem anderen Land hat man auf relativ kleinem Platz gleichzeitig subtropische Inseln mit Traumstränden, gewaltige Gebirgsketten mit aktiven Vulkanen, Nebel- und Regenwaldähnliche Gebiete mit intakter Großtierfauna, eine gigantische Megapolis wie Tokyo, trotzdem relativ dünn besiedelte Gebiete mit intakter Natur und kann diese dank der hohen Sicherheit auch vollkommen bedenkenlos erkunden? 
Trotz dem Image "Betonwüste", gibt es in Tokyo zahllose wunderschöne Parks, die man oft vollkommen überraschend hinter der nächsten Ecke, oder zwischen 2 hässlichen Hochhäusern findet.

Indian Summer im Inokashirapark

Die japanische Küche. Auch wenn viele Gerichte nicht ursprünglich aus Japan sind, wurden diese dem japanischen Verständnis von Perfektion angepasst. Man kann überall in Japan bedenkenlos essen gehen. Selbst im kleinsten Dorf und auch wenn das Restaurant schon ziemlich heruntergekommen aussieht, das Essen ist immer gut und gibt selten Anlass zu Beschwerden.

Der Baustil. Die paar alten Stadtvillen und Stadthäuser in Tokyo, die noch nicht von den Aasgeiern der Immobranche aufgespürt wurden, sind wunderschön. Ich mag die verwinkelte Bauweise mit vielen Räumen, Erkern Türmchen und Treppen. Und ich liebe Tatami (Bodenmatten), Schiebetüren mit Papierfenstern und Futons (Schlafstätte). Viele dieser Häuser haben noch ein Ofuro (Badezimmer) mit Steinfliesen und Holzbecken. Oft sind diese Häuser trotz des hohen Alters im Wohnbereich funktioneller isoliert als die neuen Pappbuden amerikanischer Bauart. Qualitativ besser ausgeführt sind sie sowieso.

Eingang zu einer sehr gepflegten Stadtvilla


Ein Thema für sich ist japanische Technologie, deshalb ist das auch eine ganz andere Geschichte........

Wird fortgesetzt.........


P.S.: Ich räume mal wieder meine Linkliste auf. Alle Blogs die brachliegen, längere Zeit nix neues bringen oder nichts mehr mit dem ursprünglichen Thema zu tun haben fliegen raus, dafür kommen ein paar neue mit rein. Sorry Leute, aber ist ja nichts persönliches. Falls ihr in Zukunft wieder mehr schreibt, meldet euch einfach. Über Anfragen zur Aufnahme in meine Linkliste freue ich mich sehr.



D VS. J TEIL 3/Schaffe schaffe, Häusle ........

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Noch schnell über die Straße, dann bin ich auch schon da. Zebrastreifen in Japan sind so ‘ne Sache. Man kann sich nie sicher sein, ob auch tatsächlich angehalten wird. Ich suche mir immer eine kleine Lücke und marschiere los. Hat bisher immer hervorragend geklappt. Klar, wer will schon äußerst schlecht gelaunte 100 kg auf der Haube sitzen haben?

Das Bürogebäude in dem sich meine Firma befindet, hat 13 Stockwerke. Naja, eigentlich nur 12, aber hier in Japan ist das Erdgeschoss der 1. Stock. Also doch 13. Irgendwie. Meine Firma hat das ganze 3. Stockwerk gemietet. Im Erdgeschoss ist ein Convenience Store. Ziemlich coole Sache. Wenn ich mal Lust auf ein Eis habe, gehe ich einfach runter, kauf mir eins und schlecke es in der Raucherecke. Sabber......

Das Gebäude an sich ist schon ziemlich cool. Die Empfangshalle ist komplett mit weissem Mamor ausgekleidet, etwas weiter hinten finden sich dann 5 Fahrstühle aus Edelstahl, von denen aber meistens nur einer fährt. Eigenartige Software haben die. Ich habe noch nie gesehen, das 2 Fahrstuhltüren gleichzeitig offen sind.

In der Aufzughalle spurten die Japaner nur so an mir vorbei. Jeder ausser mir hat es eilig. Sind die alle so fleißig? Nope, die sind alle zu spät dran! Morgens hetzen sie alle wie die Bekloppten ins Büro, nur um dort angekommen wieder in Lethargie zu verfallen. Und zwar bis zum Feierabend.

Oft bin ich einer der Ersten im Büro. Ich halte nichts von der Arbeitszeiten der Japaner: Spät kommen, spät gehen. Ich komme lieber spät und gehe früh. Ne, mal im Ernst, ich mag es wenn ich morgens in Ruhe meine Mails lesen kann und mir niemand mit dämlichen Fragen auf den Sack geht. Deshalb komme ich ein wenig eher. Normale Bürozeit ist “from 9 to 5”, die meisten meiner J-Kollegen kommen so ab 9.30 Uhr ins Büro, bleiben aber dafür dann auch mindestens bis 18.30 Uhr. Viele auch deutlich länger. Mir wurscht, ich bin meistens um 17.30 draussen.

An deutschen Maßstäben gemessen, kann die Arbeit in einer japanischen Firma ziemlich zermürbend sein. „Halt warte, hat er nicht gesagt, er arbeitet in einer deutschen Firma?“ Yup, hat er. Stimmt ja eigentlich auch. Nur bin ich der einzige Deutsche unter 200 Japanern. Nope, kein anderer Ausländer. Chef und sein Vize sind deutsch, aber von denen sieht man eh kaum was. Also ist das Arbeitsumfeld eher japanisch geprägt.

Entscheidungen werden hier nicht allein gefällt. Während ich in Deutschland direkt beim Hersteller Ersatzteile für, sagen wir mal 25.000 Euro, bestellen könnte, muss ich hier schon für 25.000 Yen (z. Zt. 195 Euro) erstmal meinen Buchou (Manager) fragen, obwohl der meistens keine Ahnung hat, worum es überhaupt geht. Aber das macht ja nichts, dann gibt es eben ein Meeting, in dem der ganzen Abteilung erklärt wird, warum ich 25.000 Yen brauche. Und so reiht sich dann ein Meeting an das andere.

Die Unterschiede in der Arbeitsweise? Nun, man kann nicht alle über einen Kamm scheren, aber die Japaner arbeiten weniger „fixiert“. Da ja ständig mehrere Sachen auf meinem Schreibtisch landen, arbeite ich sie in der Reihenfolge ab, in der sie hineingekommen sind: 1,2,3,4. Klar, ich kann mal etwas vorziehen, wenn es eilig ist, aber ungern. Meine japanischen Kollegen fangen mit allen Sachen gleichzeitig an, verlieren irgendwann den Überblick und das sieht dann so aus: 2,4,3,1,4,1,2 .....wtf??? Aber das macht ja nix. Dann gibt es eben ein Meeting und alles kommt wieder in die richtige Reihenfolge: 1,2,3,4. So! Fertig ist aber deshalb trotzdem noch nix. Und so gibt es dann wieder ein Meeting, in dem erklärt wird, warum noch nix fertig ist und dann Prioritäten gesetzt werden. In diesen Meetings wird das Protokoll auf einer Scannertafel mitgeschrieben, alle Anwesenden schreiben das ALLES nochmal in ihren Kladden auf, trotzdem werden hinterher auch noch Ausdrucke an alle verteilt. Wtf???

Funktioniert das? Ja, erstaunlicherweise schon! Nur wundert es mich bei der Arbeitsweise nicht, das sich so mancher Salaryman vollkommen verzweifelt vor den nächsten Zug springt.

Da ja nicht nur bei uns, sondern praktisch in allen mittelgroßen Betrieben so gearbeitet wird, frage ich mich, wie es Japan für lange Zeit zur zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt gebracht hat. „Ja aber ........ das Bahnsystem arbeitet perfekt und japanische Autos sind die zuverlässigsten der Welt!” Ja, das stimmt. Allerdings wird in Riesenfirmen wie z.B. JR oder Toyota mit Unmengen von Manpower und „Kaizen“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Kaizen) an dieser Perfektion gewerkelt. Man muss sich nur mal anschauen, wieviel Personal sich um nur einen einzigen Shinkansen kümmert. Soviel Personal findet man in Deutschland im ganzen Bahnhof nicht! Und was in Deutschland ein Team von 2-3 Ingenieuren durchzieht, erledigt hier oft eine ganze Mannschaft aus locker 50-100 Ingenieuren. Und da gibt es das „2,4,3,1,4,1,2 .....wtf???“-Problem nicht, weil jeder nur eine „Nummer“ bearbeitet und dabei von min. einem anderen Ing. bewertet wird. Für alles gibt es Regeln, deren Ausführung strikt befolgt wird. Auf vielen Firmengeländen latscht man nicht kreuz und quer, sondern es gibt vorgegebene Wege und diese werden nur an Zebrastreifen überquert, vor dem man oft sogar Handzeichen geben muss, bevor man diesen überquert. Und ja, die Handzeichen muss man auch geben wenn kein Auto zu sehen ist. Oft kann man diese Handzeichen auch bei Schaffnern und Bahnführern sehen. Alles Blödsinn? Nun, zumindest passieren bei der Japanischen Bahn weniger Unfälle im Jahr, als z.B. bei der Deutschen Bahn in einer einzigen Woche.

In vielen Firmen geht es morgens erstmal raus zum Frühsport, an dem ALLE teilnehmen müssen, vom Arbeiter bis zur Sekretärin. Ich habe oft mit deutschen Monteuren zu kämpfen, die “diese verdammte Scheiße“ auf keinen Fall mitmachen wollen, die aber sehr schnell sportlich werden, wenn ich sie deswegen wieder ins Flugzeug setzen will. Danach gibt es die Einweisung (Chorei) in der jede Arbeitsgruppe erklärt bekommt was sie zu tun hat und welche Sicherheitsvorschriften es zu beachten gilt. Oft werden diese Einweisungen nach der Mittagspause nochmal wiederholt.

Uuuund eins und zwei.........

In dem meisten kleineren Firmen regiert dagegen das Chaos. Nein, das ist keine Einzelmeinung. Fragt einfach mal jemanden, der in Japan bei verschiedenen Kunden unterwegs war. Bei mir im Büro gibt es so einige Spezialisten, die ihre herangeholten Akten erstmal auf und unter dem Schreibtisch speichern, bis absolut nix mehr geht. Einmal im Jahr wird dann halt einigermaßen klar Schiff gemacht und die Akten sind wieder für alle anderen verfügbar.

Japan wird ja oft als ein “High Tech“-Land bezeichnet , nur leider hat sich das noch nicht bis Japan herumgesprochen. Klar, im Zug fuchtelt jeder mit einem “Smaho” (Smartphone) herum, aber in den Büros wird noch voll auf Papier gesetzt. Ich hab mal versucht, aus meiner Abteilung ein „paperless Office“ zu machen, habe aber nach mehreren Wochen, in denen ich oft „mit der Faust in der Tasche“ gearbeitet habe, vollkommen entnervt aufgegeben:
Kollega: “Du Coolio San, ich konnte dieses Katalog.pdf nicht öffnen, da hab ich es mal eben ausgedruckt!”
Ich: „Ja aber ....... aber ....... wie konntest du es denn ausdrucken wenn du es nicht öffnen konntest???“
Kollega: „Woher soll ich das wissen? Hier, 384 Seiten!“
Ich: “Und dann auch noch einseitig! Bitte Jesus, erschiess mich gleich hier und jetzt!“


„Gut, jetzt wissen wir schon ein bisschen über den Arbeitsalltag und die Arbeitszeiten, aber wie sieht es denn mit der Bezahlung, Urlaub, sozialen Leistungen und so nem Kram aus?“

Schlecht. Muss man einfach ganz klar so sagen. Es gibt Ausnahmen (Expats, gesuchte Spezialisten, mich....), aber in der Regel verdient man in Japan weniger, hat weniger bezahlten Urlaub und bescheidene soziale Leistungen. In meiner Firma verdienen die Verkäufer (Uniabsolvent, so um die 30 Jahre alt, verheiratet, Kind) so um die 300.000 Yen im Monat, haben 20 Tage bezahlten Urlaub im Jahr und besonders mit Deutschland verglichen, bescheidene Sozialleistungen (Krankenversicherung, Arbeitslosengeld, Rente). Wie man damit in Tokyo über die Runden kommt? Bescheiden. Die Lebensqualität ist deutlich geringer als in Deutschland. Viele leben ausserhalb von Kerntokyo und haben einen dementsprechend langen Heimweg. Oft geht die Frau auch voll arbeiten, damit man sich wenigstens eine kleine Eigentumswohnung kaufen kann, oder zusammen mit den Eltern ein Haus kauft. Ein Auto ist oft nicht vorhanden. In meinem Apartmentblock bin ich der einzige mit Auto....

Ich rede hier von ganz normalen Angestellten. Klar gibt es in Tokyo auch das ganz große Geld. Die Dekadenz springt einen geradezu an. Aber es gibt auch Arbeitslosigkeit, die bei den zeitlich begrenzten und niedrigen Sozialleistungen wahrlich kein Zuckerschlecken ist. So etwas wie Hartz4 gibt es nicht. Oft haben Arbeitslose, alleinerziehende Mütter und Rentner gleich mehrere Aushilfsjobs (Arubaito), um sich über Wasser zu halten. Trotzdem wird hier in Japan deutlich weniger gejammert als in Deutschland. Der Unterschied wird besonders deutlich, wenn man mal die TV-Reportagen vom Erdbeben/Tsunami in Japan und der „Jahrtausendflut“ in Deutschland vergleicht. Tja, so unterscheiden sich die Kulturen. Aber das ist eine andere Geschichte........


Fortsetzung folgt........


D VS. J TEIL 2/Ein Zug wird kommen......

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Tür zu, auf gehts. Jetzt im Juni ist es morgens um 8.30 schon locker 25 Grad. Einen Monat später, in der Regenzeit (Tsuyu), ist es um dieselbe Zeit auch gern mal über 30 Grad und es regnet wie aus Eimern. Goldene Regel: Keine Eile! Man schwitzt eh schon, aber durch ruhige Bewegungen kann man dafür sorgen, das einem keine Sturzbäche zwischen den Arschbacken runterlaufen. Lappen zum Schweiß abtupfen und feuchte Deotücher hat der Profi immer am Mann. Ich wechsele, in der Firma angekommen, erstmal mein Unterhemd. Ja, lacht ruhig! Unterhemd! Das saugt den Schweiß auf und mein Anzughemd bleibt trocken. Nicht allzuviele Salarymen nehmen es da so genau wie ich, was man Abends im Zug, oder auch schon im Büro deutlich riechen kann. Örks!

Am Bahnhof angekommen, lade ich meine Prepaidkarte (Pasmo, Suica) auf. Ein tolles System: Statt mich, wie in Deutschland üblich, mit Fahrkartenautomaten oder unmotivierten Schalterbeamten herumzuärgern, halte ich meine Pasmo einfach über ein Feld am Gate, das leuchtet kurz auf, piept und öffnet mir den Weg zum Bahnsteig. An meiner Zielstation das selbe Spiel. Automatisch wird der korrekte Fahrpreis abgebucht. Ist die Karte mal leer, kann man an den Fehlbetrag an Automaten ausgleichen, oder geht einfach zum Schalter und zahlt dort, bzw. lädt seine Karte dort auf. Kein nerviges Rumrechnen, keine nervigen Kontrolleure. SO geht das, deutsche Bahn.


Keio Inokashira Linie zwischen Shin-Daita und Higashi-Matsubara


In den kleinen Lokalbahnhöfen ist die Welt noch in Ordnung. Ich latsche die Treppe herunter, stelle mich in die Reihe und warte auf meinen Zug. Morgens zur Rush Hour haben die Züge eine Frequenz von 2-3 Minuten. Aber auch in der “normalen” Zeit wartet man nur 4-5 Minuten. Der Zug hält exakt an der Markierung, ein paar Leute steigen aus, wir steigen ein und weiter gehts. Es ist voll, aber angenehm ruhig im Zug. Ja, auf Strecken die Schulen verbinden, kann es auch mal ein bisschen lauter werden, aber kein Vergleich zu deutschen Zügen. Die meisten Leute dösen vor sich hin, manche starren gebannt auf ihr Smartphone, andere lesen. Kaum jemand unterhält sich. In Deutschland habe ich Ohrhörer benutzt, damit ich mir nicht das elende Handyrumgedudel oder sonstiges Gesülze anhören muss, hier mache ich es, um nicht dieser eigenartigen Stille in den Zügen ausgesetzt zu sein. Hm, schon irre. Irgendwie....

Der Zug fährt in Shibuya ein, eine der größten Stationen Tokyos. Hier ist es mit der Besinnlichkeit vorbei. Hier herrscht Krieg! Vorbei ist es mit der Freundlichkeit der Japaner. Hier wird gedrängelt was das Zeug hält. Zum Kotzen finde ich die Leute, die so wichtig sind, das sie beim Aussteigen aus dem Zug, oder auf dem Weg zum Gate, unbedingt noch Nachrichten mit ihrem Handy absetzen, oder bei Facebook posten müssen. Kann das nicht warten, bis sie ihren Arsch in den nächsten Zug oder ins Büro geschoben haben? Ich bahne mir meinen Weg durch die schwarz-weisse Masse an Büroangestellten, was bei meiner knapp 50% längeren Schrittweite als der des Normaljapaners, nicht immer ganz „reibungslos“ vonstatten geht. Handybremser schiebe ich einfach an die Seite und wer mir auf meiner Seite entgegenkommt und nicht ausweicht, hat selber Schuld. Hier gilt das Gesetz des Dschungels: Der größere und stärkere hat Vorfahrt. Und in 99% der Fälle bin das ich, ihr Lappen!

Auf zur Ginzalinie. Hier bietet sich ein vollkommen anderes Bild als an meiner Lokalstation. In 3er-Reihen stehen die Leute dichtgedrängt am Bahnsteig, oft bis an die Wand. Direkt daneben eine zweite Doppelreihe, oft auch eine dritte, die dann nach dem Einsteigen der ersten Reihe einfach aufrücken. Trotzdem mault keiner rum. Im Zug wird es eng. Sehr eng. Wie Würstchen im eigenen Saft, schwitzt man sich zu seiner Station. Besonders jetzt im Sommer ein Vergnügen. Die Plätze unter den Lüftungsgittern sind heissbegehrt. Da kenn ich kein Erbarmen. Wenn ich einmal unter so einem Gitter stehe, bin ich wie mit der Haltestange verschweisst. Umfallen ist unmöglich. Defizite bei der Körper -und Mundhygiene machen sich jetzt extrem negativ bemerkbar.

Tameike-Sanno. Raus aus dem Zug, umsteigen in die Nambokulinie. Die Massen, die sich hier zwischen den Bahnsteigen bewegt, kann man nicht beschreiben. Das muss man einfach selbst gesehen haben. Trotzdem geht alles einigermassen ruhig und gesittet ab, bis auf die paar Idioten, die glauben das sie schneller vorankommen, wenn sie gegen die Strömung laufen und die Handybremser. Mit der Zeit entwickelt man so eine Art inneren Radar, auf dem sich mögliche Störer schon relativ früh abzeichnen:


Und keiner hat gemerkt das hier einen Tag lang "Kollosion" stand.
Deutsches Splache schweles Splache......


Meine Endstation Roppongi-Itchome. Immer wieder meinen einige Zeitgenossen, das sie an den Türen keinen Platz machen müssen, wenn andere Leute aussteigen wollen. Pech gehabt Jungs (ja, meistens sind es Männer....), nicht mit mir. Und so hat schon so mancher Bekanntschaft mit meinen Ellenbogen gemacht. Ich hab es auch gern einfach.

Raus aus der Station. 290 Yen. Knapp 40 Minuten für knapp 14 Kilometer mit 3 verschiedenen Bahnen. Die Bahnkosten erstattet die Firma zu 100%. Ich könnte auch mit dem Auto fahren. Wäre sogar näher. Aber wer die allmorgendlichen Staus auf den Tokyoter Autobahnen kennt, nimmt davon schnell Abstand. Noch dazu erstattet die Firma weder die Autobahnmaut (hin und zurück ca. 1700 Yen, 15 Euro), noch bezahlen sie den nötigen Parkplatz (Coin Parking in der Nähe der Firma, 100 Yen für 15 Minuten). In Deutschland hätte ich in meiner Position sicher einen Firmenwagen der gehobenen Mittelklasse, hier in Tokyo ist das absolut unüblich. Einige ausländische Firmen stellen ihren höheren Mitarbeitern Firmenwagen, aber das ist eher selten. Meine Firma hat 4 Autos: Eine grosse Limousine mit Stern zum Kunden abholen und 3 Servicekombis, voll mit Werkzeug. Auf Dienstreisen nehme ich den Shinkansen oder einen Flug. Am Zielort dann einen Leihwagen oder Taxi, je nach Strecke.

Noch knapp 3 Minuten bis in die Firma. Ich habe es gut getroffen und brauche nur ca. 45 Minuten pro Strecke. Viele Kollegen wohnen in den Aussenbezirken Tokyos oder in Yokohama, einige auch in Chiba. Da kommen schnell mal 1.5 Stunden pro Strecke zusammen. Naja, zumindest können sie sich auf die Pünktlichkeit der Bahn verlassen. Verspätungen oder gar Ausfälle sind extrem selten. Ausser es gibt ein Erdbeben, oder Taifun, oder Godzilla kommt......

Ganz ehrlich? Als ich zum ersten Mal in der Rush Hour mit dem Zug zur Arbeit fahren musste, wollte ich gleich wieder zurück nach Deutschland. Ich komme aus einer eher kleinen Stadt, aber selbst für Berliner, oder andere „Großstädter“, ist „das erste Mal“ in einer der großen Stationen Tokyos sicher ein Schock. Diese Menschenmassen, die sich dort in jeder Minute durch die engen Gänge wälzt, sieht man sonst nur auf Konzerten oder bei Fussballspielen. Und hier geht das den ganzen Tag so. Das ganze Jahr über. Bis zur verfickten Rente geht das so!

Noch ein paar Meter bis in den sicheren Hafen des Bürogebäudes, doch das ist eine andere Geschichte...........


Fortsetzung folgt.......


D vs. J Teil 1/Ein neuer Tag beginnt

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Es wird mal wieder Zeit für eine Serie. In losen Abständen werde ich mich genauer damit befassen, wie sich eigentlich das Leben in Japan von dem in Deutschland unterscheidet. Jaja, ich weiß: “Kennen wir doch alles, faule Sau, alles schon dagewesen, buuuuuh!“ Jetzt wartet doch erstmal ab, Mensch! Ihr kennt mich doch. Glaubt ihr etwa, das wird eine Exceltabelle? Nope! Außerdem sind in letzter Zeit massig neue Leser dazugekommen, die sich vielleicht enorm dafür interessieren und keine Lust haben, sich nur dafür durch mittlerweile 300 Einträge voller Gesülze zu quälen.

Ich kann hier natürlich nur meine ganz spezielle Sicht auf die Dinge in Japan wiedergeben und viele Leute sind einfach nicht in meiner Altersklasse aber wer schon länger hier lebt, oder gelebt hat, wird sicher so einiges wiedererkennen. Auf gehts, der erste Beitrag zur neuen Serie „D vs. J“.


D vs. J/Ein neuer Tag beginnt

Viele Leute die ich hier im Blog, oder auf Facebook, oder im „real life“ so treffe, haben absolut keine Vorstellung, was sie in Japan eigentlich erwartet, was sie alles an lieb gewonnenen Gewohnheiten ablegen müssen, was eigentlich die tatsächlichen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland ausmacht.

Ich lebe in Tokyo, einer der größten Städte der Welt. Eine wahre Megapolis, in deren Einzugsgebiet schlapp ein Drittel aller Japaner leben. Trotzdem hat Tokyo eigentlich nichts mit dem Rest von Japan zu tun, sondern ist ein „Planet der Extreme“, der auf einer Umlaufbahn um Japan kreist. Normal gibt es hier nicht. Punkt.  Basta.  Aus. Wer also nun einen allgemeinen Bericht über Japan erwartet, ist hier vollkommen falsch. Das hier ist mein Leben! In Tokyo!

Und das fängt morgens um 7 an. Da wache ich auf, schäle mich aus meinem Futon, der in meiner Bude auf der Erde liegt und gehe aufs Klo, um mich dort auf die beheizte Brille zu setzen. Warum ich auf der Erde schlafe? Weil in meiner fürstlichen Behausung kein Platz für ein Bett ist. Klar, ich könnte mir ein Schlafsofa kaufen, aber das ist meistens nichts halbes und nichts ganzes. So schläft man halt in Japan. Nach dem Aufstehen packt man den Futon in den immer vorhandenen Wandschrank und schon hat man ein ganz normales Wohnzimmer. Uuh, da macht er immer so ein Aufhebens um sein Leben in Japan und wohnt dann in so einer kleinen Bude? Yep! Aber klein hat hier nix mit billig zu tun. Und 90% der Singles in Tokyo leben nun mal in den typischen Single-„Apatos“, die meistens so zwischen 15 - 30 m2 klein und zwischen 50.000 – 100.000 Yen teuer sind. Klar kann man auch deutlich mehr ausgeben und eine 50 m2-Wohnung mieten, aber wozu? Man trifft sich hier nicht Zuhause auf ein Bier, sondern in einer der zigtausenden Bars und Kneipen in einer der geilsten Städte der Welt!

Ich hab auf ca. 25 m2 alles was ich brauche. Sogar ein kleiner Balkon ist vorhanden. Mein Parkplatz ist direkt gegenüber, das nächste Konbini ist 3 Minuten entfernt, genau wie der nächste Bahnhof. Zum Park sinds 5 Minuten und die Gegend ist, obwohl zentral gelegen, durchaus eine ruhige Wohngegend mit vielen Bäumen und grünen Gärten. Für eine etwas größere Bude hier wegzuziehen käme mir so schnell nicht in den Sinn, außer ich brauche irgendwann mal Platz für 2.

Nun gut. Nach der Morgentoilette springe ich unter die Dusche, deren Temperatur sich automatisch auf die von mir eingestellte Gradzahl regelt. Aufpassen das ich ja nicht das Badezimmer überflute, so wie in Deutschland üblich, muss ich hier nicht, weil das ganze Ofuro (Badezimmer) eine Nasszelle ist. Hände und Gesicht wäscht man sich in einem separaten Raum. Oft sind diese Räume extrem klein. In meinem ersten Apato konnte, wenn ich auf dem Klo saß, nicht mal die Tür zuschieben. Nun bin ich aber auch etwas außerhalb der japanischen Norm...

Noch mehr Unterschiede zu Deutschland? So einige. Zunächst mal hat man auch als Single in Deutschland deutlich mehr Platz. Ob man den dann auch tatsächlich braucht, wenn man abends allein vor dem TV abhockt, sei mal dahingestellt. Der Kaffee am Morgen ist in Deutschland mit ziemlicher Sicherheit besser. Das gleiche gilt auch für Brot und Margarine, die hier zwar teuer aber trotzdem von grausamer Qualität sind. Meistens hat man in Deutschland auch ein Esszimmer, oder zumindest genug Platz in der Küche für einen Esstisch. Das kann man sich in einem typischen Singleapato abschminken. Ich esse, auf einer Art Barhocker sitzend, an einer erhöhten Anrichte direkt in der Küche, oder halt auf dem flachen Wohnzimmertisch.

Dank Flachbild ist wenigstens Platz für ein großes TV. Im Gegensatz zu Deutschland, wird ein Grossteil der japanischen Tv-Kost schon seit etlichen Jahren in HD-Qualität ausgestrahlt. Besser wird das Programm dadurch aber auch nicht. Weshalb ich mir auch direkt einen Pay TV-Adapter besorgt habe, damit ich wenigstens ein paar Filme in der unsynchronisierten Fassung sehen kann. Die japanische Synchro ist meistens grottenschlecht. Den Rest an Unterhaltung gibts aus den Mediatheken der deutschen Sender im Internet. Weil mein Vermieter einen speziellen “Hausvertrag” mit einem Kabelprovider abgeschlossen hat, gibt es das ganze “Pay TV-Internet Flatrate”-Paket für knapp 4000 Yen. Und wir reden hier von einer 160er Leitung.......

TV-Gebühren gibt es in Japan auch, aber die freundlichen NHK-“Eintreiber” haben keinerlei Rechte oder Befugnisse. Ich habe denen immer erklärt das ich nur Net-TV glotze (was ja eigentlich stimmt....) und deshalb nicht zahle. Tür zu. Fertig. Ab und an kommt noch Post von NHK, die aber ungeöffnet in den Müll wandert.

Strom und Gas sind in Japan (noch) relativ günstig und werden monatlich nach Verbrauch abgerechnet. Es gibt keine Vorauszahlung oder Nachzahlung, oder sonst einen Quatsch. Fairer gehts nicht. Aus meiner Mietzeit in Deutschland weiß ich noch, das es besonders bei den Abrechnungen für Energie-und Wasserkosten immer, nennen wir es mal versöhnlich Ungenauigkeiten, gab. Wasser und Abwasser bezahlt man alle 2 Monate. Müllgebühren zahlt man über die Stadtsteuer, die aber in den meisten Fällen der Arbeitgeber direkt einbehält. In Japan gibt es ein Abbuchungsverfahren nur für feste Beträge, wie z.B. Miete, Versicherungen, usw. Strom, Wasser, Gas kann man entweder an jedem Konbini oder ATM (Bankautomat) einzahlen, oder so wie ich per Kreditkarte. Hört sich erstmal etwas kompliziert an, macht aber Sinn, weil es in Japan auch keinen Dispokredit gibt. Ist das Konto auf Null, werden Zahlungen storniert. So einfach ist das. Auch Kreditkarten kann man nicht ewig nur belasten, sondern zahlt jeden Monat seinen offenen Betrag. Natürlich lässt sich dieser auch stunden, aber meistens macht man das schon beim Kauf direkt an der Kasse, wo man die Summe unbürokratisch bis auf 3 Raten splitten kann.

Ein Riesenplus in Japan sind die Lieferdienste, die man schon bei der Bestellung stundengenau zur Lieferung dirigieren kann. Ist man trotzdem nicht Zuhause, gibts eine Karte in den Briefkasten, deren Nummer man anruft und wenn es noch nicht allzu spät ist, kommt der Fahrer noch am selben Abend bis 21 Uhr. Natürlich auch am Wochenende und an Feiertagen. Anfangs war die Sprachbarriere noch ein Problem, wenn ich dann mal bei den Lieferdiensten angerufen habe, aber mit ein bisschen Geduld hat es dann doch immer geklappt. Heute haben die meisten Lieferdienste und auch die Post eine Servicenummer für englisch sprechende Kunden. Man kann sich die Lieferung auch ins nächste Konbini bringen lassen. Ist manchmal günstiger, wenn man nicht genau weiss ob und wann man zuhause ist. Einfach dort bezahlen und mitnehmen.

Das Thema Recycling kann einen in Japan zur Verzweiflung treiben. Es gibt Abholtage für brennbaren Müll und für nicht brennbaren und für PET-Flaschen. Und Samstags stellt man Pappe, Glas und Dosen raus. Da taucht dann, trotz der bildreichen Broschüre zur Mülltrennung, öfter mal die Frage auf: „Brennt das jetzt oder eher nicht?“ Hm, die richtige Temperatur vorausgesetzt, brennt doch eigentlich alles, oder? Das ich damit nicht alleine dastehe, sondern auch meine ausnahmslos japanischen Nachbarn nicht so genau wissen was abgeht, zeigt sich immer dadurch, das an den „nicht brennbar“-Tagen kaum Müll an der Abholstelle liegt. Ja, Abholstelle. Hier hat nicht jeder Haushalt zig verschiedene Mülltonnen, sonst käme man ja an Mülltagen gar nicht mehr durch die ohnehin schon viel zu engen Strassen, sondern der Müll wird in der verschlossenen Mülltüte an den in den Strassen ausgezeichneten Stellen unter einem Netz abgelegt. Bis auf ein paar Zwischenfälle, wenn Krähen im Teamwork das Netz anheben, die Mülltüten aufpicken und die halbe Straße zusiffen, klappt das eigentlich ganz gut. Die aus gelangweilten Omas bestehende “Müllgestapo” passt schon auf, das immer Sauberkeit und Ordnung herrschen. Legt z.B. eine meiner total verpennten J-Gal-Nachbarinnen den Müll nicht unter das Netz oder bringt am „brennbar“-Tag z.B. ihre PET-Pullen raus, kommt sofort eine Obaasan (Oma) an den „Tatort“ und blökt erstmal ordentlich einen ab.

So, noch nen Kaffee reinschütten, schnell durchs Gesicht mähen und ab gehts auf die Galeere zum rudern. Doch das ist eine andere Geschichte......


Fortsetzung folgt........   

Alles neu macht der ........ Juni?

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So, es ist vollbracht. Ernst hat wieder so lange gequengelt, da musste ich jetzt einfach das neue Template hochladen. Alles wird wieder ein wenig moderner. Mir gefällts gut. Auch der Header ist toll. Sieht so ein bisschen verrucht aus. Das Foto ist nicht von mir, scheint aber frei zu sein. Wenn sich jemand beschwert, gehe ich eben Abends mal kurz raus und mache selbst ein Foto. Über kurz oder lang will ich ständig wechselnde Fotos einblenden, da ich aber so ne faule Sau ....... ömpf ........ unheimlich beschäftigt bin, kann das noch ein wenig dauern.

Also, falls ihr Anregungen habt, oder Kritik raushauen wollt: Immer her damit.

Danke Ernst!