Urlaub in Japanesien – Tokuyama

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Das Wichtigste, nachdem man seine neue Bleibe bezogen hat, da werden mir alle männlichen Leser bedingungslos zustimmen, ist es sie mal ordentlich einzuweihen. Die gewiefte japanische Zubehörindustrie hat zum Glück auch für diesen Fall ein extravagantes Reinigungspapier in Petto. Jawoi sog I, her damit:


Sodale, und schon samma bereit für den ersten Ausflug, solang es draußen noch hell ist.
Quasi um die Ecke liegt eines der größten Huldigungsbauwerke der Region. Ein Altar für den Shinto-Gott aller japanischen Shinto-Götter, dem Beton-kami-sama. OK, Spaß beiseite. Es dämmerte tatsächlich schon, und gleich am ersten Urlaubstag direkt in die Heia macht keinen Spaß. Zumal ich als interessierter Genieingenieur durchaus mal so einen erwachsenen Staudamm, den Tokuyama-Staudamm (水資源機構徳山ダム管理所) gerne aus der Nähe sehen wollte.







Mal abgesehen davon, daß es in Japan kaum noch naturbelassene Flußläufe gibt und der Ibi-Fluß deswegen nicht fehlen durfte, dient der Damm vornehmlich zur Stromerzeugung. Unglaublich aber wahr, auch vor dem großen Erdbeben in 2011 lag der Atomstromanteil bei nur 30%. Nicht umsonst klappt es seither auch so gut ohne die ganzen Meiler.
Für diejenigen, die das ganze Ding auch einmal von innen sehen wollen, bietet der Betreiber auch geführte Touren an. Sogar Ausländer dürfen mit (Ich wollte alleine, Frauchen hatte am Tag der Wahl was anderes vor). Also rein theoretisch. Der Treffpunkt ist morgens um 7 Uhr am Bahnhof in Gifu-Stadt. Wo das ist? Kein Problem: Google maps
Auf dieser Karte seht ihr jetzt den Ort des Staudammes. Auch ohne Japanisch lesen zu können leicht erkennbar wo der große ausgefranste blaue Fleck zu dem dünnen Strich wird. Wie überheblich? Noch nie nen Management-Kurs besucht? Dort lernt man für alle verständlich zu erklären.
Wenn man jetzt ein wenig herauszoomt findet man südlich davon die Kreuzung zwischen der Strasse Nummer 417 und Nummer 303. Dort in der Nähe war meine Unterkunft. Wenn man jetzt ganz viel herauszoomt, findet man irgendwann südöstlich die Stadt Gifu. Von dort sollte es also losgehen. Dem aufmerksamen und auch noch mitdenkenden Leser könnte jetzt auffallen, daß ich schon viel näher am Damm bin als am Startpunkt. Es würde also keinen Sinn machen in dieser Herrgottsfrühe (Urlaub! Und Jetlag!) den Anfahrtsweg zu verdoppeln. Mal abgesehen davon, daß es dort so ländlich ist, daß wir erst mit dem Auto, dann mit dem Bus und dann mit dem Zug zum Treffpunkt hätten fahren müssen um dann mit dem Bus zum Ursprungsort zurückzukehren. Und dann wieder umgekehrt.
Also hat handzurrende Begleitung für mich das Telefon gezückt und beim Tourunternehmen angerufen. Der gefühlt einstündige Dialog war etwa wie folgt:
„Ja, wir wohnen quasi direkt am Damm und meine beste Hälfte gerne vor Ort zu euch stoßen, statt zuerst nach Gifu zu fahren.“
„Quassel … desu. … quassel … shimasu. … nuschel …kereba … quassel … desu ka?“
„Ja, ich weiß, daß die Busfahrt im Preis inbegriffen ist.“
„Nuschel … desu. … quassel … shimasu. … quassel …kereba … quassel … desu ka?“
 „Oh nein, daß macht nichts, daß das nicht berechenbar ist, wir zahlen auch so den vollen Preis.“
„Nuschel … desu. … quassel … shimasu. … quassel …kereba … quassel … desu ka?“
 „Ja auch in bar ist möglich.“
„Quassel … desu. … quassel … shimasu. … nuschel …kereba … quassel … desu ka?“
 „Ja, kein Problem, die Sicherheitshinweise zu befolgen.“
„Nuschel … desu. … quassel … shimasu. … pause… lufthol… kereba … quassel … desu ka?“
„Ja, zuerst in den Bus zuzusteigen um die Gruppe durchzuzählen ist kein Problem.“
„Quassel … desu. … quassel … shimasu. … nuschel …kereba … quassel … desu ka?“
 „Ja aber natürlich können Sie mit Ihrem Vorgesetzten Rücksprache halten und mich dann zurückrufen.“
„Nuschel … desu. … quassel … shimasu. … nuschel …kereba … quassel … desu ka?“
So, wer möchte mal raten, wer den Damm NICHT von innen gesehen hat?

Grüßle Aal


Urlaub in Japanesien - Intro

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Gastbeiträge? Ach du Kack ahnst es nicht. Seit 2 Jahren versuche ich mich drumrum zu drücken. Und nu hat er sich doch noch dran erinnert. Nun denn, es sei…

Aufmerksamen Lesern wird es nicht entgangen sein, daß der liebe Coolio und ich etwas ganz besonderes habe… sind. Beides. Und nachdem Japanesien auch lange 6 Jahre meine Heimat war und ich es mitsamt dem Didi immer noch sehr vermisse, komme ich konsequent jedes Jahr für mindestens 2 Wochen in den Urlaub dahin. Zuletzt also 2013. Ja liebe Mathematik-Studenten, ein Scherz. Zwar ein schlechter, aber ein ironischer Scherz. Wer es schafft damit einen Japaner zum Lachen zu bringen kriegt ein Matcha-Eis von mir.

In Japan wohnen und in Japan Urlaub machen, wenn man in Japan schon gewohnt hat, unterscheidet sich sicherlich sehr davon in Japan Urlaub zu machen, wenn man dort noch nicht gewohnt hat. Hmja, zu letzterem fehlt mir doch tatsächlich der Erfahrungswert, der es mir erlauben würde diesen Vergleich überhaupt zu betreiben, aber sicher können einige Experten dann ihren bestätigenden Schmonzes in die Kommentare ejakulieren.

Das war genug Vorwort, ab geht’s und zwar häppchenweise. Heute:

Wo wohnt man im Urlaub? Genau, am besten billig und trotzdem normal. In meinem Fall war das das in der Stadt Ibi ansässige Wohnheim zur Attraktivitätssteigerung zur Wiederbesiedelung der ländlichen Gefilde. Glaubt ihr nicht? Ist aber so. Dort gibt es trotz des Namens sogar schon Strom und Wasser. Ja wirklich, die Stadt betreibt ein doch ziemlich großes Apartment-Haus jaaaaaanz weit draussen und vergibt es wochenweise an Interessenten für einen Reisknödel und ein Ei. 

Einzige Bedingung: man muß lügen, daß man gerne in die Walachei zurückziehen möchte und schonmal testweise probewohnen. Wir haben das jetzt zwei Mal gemacht. Seitdem glauben die uns nicht mehr und nächstes Mal brauchen wir was anderes. Daß die Hütte unterm Jahr zu 90% leersteht? Irrelevant.
Die Buden sind nichtmal schlecht. Voll ausgestattet und moderner und sauberer als so manche richtige Wohung im guten alten Japan. Aber seht’s selbst:





Grüßle Aal

Junge, komm bald wieder......

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Sorry Leute, ich war 3 Wochen im tiefsten China in der gar lieblichen Stadt Anqing und konnte deshalb weder posten, noch Kommentare veröffentlichen. Warum? Weil da nix geht! Kein Facebook, kein Twitter und absolut nix von Google, obwohl dort viele ein Androidsmartie haben. Das Google sich so dermaßen gängeln lässt, wundert mich nach meinem Besuch nur noch mehr. Was ich in China gemacht habe? Seid doch nicht immer so neugierig! Na gut, ich erzähls euch ja. Also, zuallererst war ich dort um eine schöne neue Anlage zu installieren. Und dann habe ich auch noch 3 Wochen lang meinen Magen darauf hin abgerichtet, feste Nahrung innerhalb von 30 Minuten in ein komplett flüssiges Medium zu verwandeln. Wieder zurück in Japan und damit auch wieder etwas näher dran an unbedenklichen Speisen, hoffe ich das sich mein Magen wieder einigermaßen beruhigt.

China ist eigentlich Japan Ver. 1.0. So wie in Anqing muß es in den 50ern auch in Japan ausgesehen haben. Japan hatte ja auch immer schon einen Hang zum "real gelebtem Sozialismus"....

Hier mal ein paar Impressionen:

Mein Hotel war......bombastisch. Man durfte halt nur nicht nach draussen schauen.....






Da so ein Marmorschuppen wohl kaum nur von den Zimmergästen leben kann, gab es jeden Tag mindestens 5 Hochzeiten. Braut und Bräutigam standen dann jeweils in solchen Boxen und empfingen die Gäste. Je nach Kohle sahen die Stände dann mehr oder weniger schwülstig aus. Zur Hochzeit gehört natürlich auch ein ausgiebiges Feuerwerk. Und damit die Luft in der Stadt noch besser wird, werde diese, auch zur Freude der restlichen Hotelgäste, dann auch bis in die frühen Morgenstunden zelebriert.

Mein Zimmer war größer als mein Stadtpalast in Tokyo. Offensichtlich lässt sich so etwas aber nur sehr schwer sauberhalten. Dachte ich erst, ich hätte einen schönen Flokatiteppich im Badezimmer, stellte sich bei näherem hinsehen heraus, das es sich um die "Sekundärbehaarung" der Gäste der letzten 3 Jahre handelte. Um dies zu untermauern, wurde in meinen 3 Wochen Aufenthalt kein einziges Mal gesaugt.


Toll sind die chinesischen Steckdosen, in die praktisch alles hineinpasst, was es an Steckern so gibt.





Draussen sah es dann nicht mehr ganz so dolle aus........

Blick über Anqing. Besonders weit kann man wegen der schlechten Luft nicht sehen, was aber eigentlich nur von Vorteil ist.


Es gibt auch ein paar neuere Wohnklos, aber die meisten Leute wohnen in solchen Buden. Wozu man fast überall Gitter hat. Konnte mir niemand schlüssig erklären. Meine Annahme, so hält man die Leute davon ab, sich depressiv aus dem Fenster zu werfen, wurde mit bösen Blicken aufgenommen.......

Anqing ist malerisch am Yangste gelegen. Auch hier wieder der getrübte Ausblick.....

Praktisch der gesamte kommerzielle Verkehr wird mit solchen Dreirädern, teils mit Verbrenner, teils mit Batterieantrieb bewegt. Auf so unnötige Sachen wie Verkehrssicherheit, Verkehrsregeln und besonders bei Dreirädern auf eine gleichmäßige Beladung wird in der Regel explizit verzichtet.

Dagegen wird fast der ganze Individualverkehr mit Elektrorollern bewältigt. Da man immer mit der Batteriespannung haushalten muss, wird das Licht Nachts auch gerne mal ausgelassen......


Du sag mal Genosse Designer, wie schreibt man eigentlich Rover? So wie mans spricht, du Idiot! Hm, ja. Ok. Also nen X5 gibt es ja schon als chinesische Kopie, nehmen wir doch einfach W5, hört sich doch auch geil an, oder? Deal? Deal!

Oi, Slim Ling! Ich glaube wir sollten das Dach doch direkt ans Gebäude bauen. Mensch, Long Dong! Sprüh doch einfach 8 Dosen Montageschaum dazwischen. Sieht man doch kaum!

Immerhin gab es Abends nach der Arbeit im Irish Pub, der sinnigerweise Krombacher hieß, es aber nur pisswarmes französisches Weizenbier gab, sehr........ lustige Ausziehspiele.

So, das wars erstmal für heute. In den nächsten Tagen startet eine Serie mit Gastbeiträgen von Big Al. Ja, Serie! Du fauler Sack! Uhm....... war das genug Motivation?