Da da da.........

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Ja, ich habe lange nichts geschrieben. Ich weiß. Genau deshalb werde ich euch heute eines meiner größten Geheimnisse verraten. Eine auf wissenschaftlicher Basis fußende Theorie über die Vermeidung von zu hoher Körpertemperatur während einer Fahrt in einem überfüllten Zug bei sommerlich warmen Temperaturen. Der Einfachheit halber beziehe ich mich, falls nicht anders bemerkt, auf die Nahverkehrszüge und die Metro Tokyos.

Wie jede wissenschaftliche Arbeit, beruht auch diese auf Gegen- und Nachweistests, durchgeführt über einen Zeitraum von 8 Jahren. Zu gern hätte ich das Material für meine Doktorarbeit verwendet, aber als Maschinenbauingenieur muss ich da leider nur über Normen, Materialeigenschaften, Berechnungsformeln und anderes langweiliges Zeugs schreiben. Also gut. Los gehts:

  

Wissenschaftliche Abwandlung über die Vermeidung von zu hoher Körpertemperatur während einer Zugfahrt. Im volkstümlichen Umgang auch „Schwitzen wie die Sau“ genannt.



1. Man sollte auf jeden Fall vermeiden, schon vor dem Betreten des Abteils zu schwitzen. Deshalb bietet es sich an, auf dem Weg zur Station nicht zu hetzen und die ganzen verpennten Zuspätaufsteher vorbeiziehen zu lassen. Dem Wetter angepasste Kleidung ist angeraten. Hat man am Vorabend Alkohol zu sich genommen, im Volksmund auch „Komasaufen“ genannt, sollte man schon beim Zubettgehen darauf achten, bereits in der Nacht soviel Alkohol wie möglich wieder auszuschwitzen. Also einfach alle Klamotten anlassen und sich auch in einer heissen Sommernacht ordentlich zudecken. Ja, ein wenig unbehaglich, aber der eingenommene Alkohol sollte trotzdem für eine behagliche Nachtruhe sorgen. Achtung! Morgens unbedingt die Kleidung wechseln, ansonsten war die ganze Aktion eher kontraproduktiv!

2. Gründliche Körperpflege bietet sich natürlich an, um bereits vorhandenen Schweiss zu entfernen. Also ruhig mal waschen morgens. Gerne auch mit Wasser. Um neuerlichen Schweissbefall einzudämmen, bieten sich Deodorants an, falls man dann in Japan welche findet, die nicht nach Schnaps oder Krankenhaus riechen. Großzügiges Auftragen sorgt dafür, das man als Gaijin auch den typischen Klischees gerecht wird.

3. Strategie beim Einsteigen in das Abteil ist geboten. Also, alles was sich zu langsam bewegt, oder drängelt, wird einfach an die Seite gestossen. Eventuelle böse Schwingungen kann man mit einem halbwegs ehrlich gemeintem „Sumimasen“ („Entschuldigung“, oder aber auch: „Du mich auch“) schnell aus der Welt schaffen. Nun bietet es sich geradezu an, einen Stehplatz direkt unter einem Lüftungsgitter der Klimaanlage zu ergattern. Hier kann man auch durchaus mal etwas forcierter vorgehen. Schubsen, kratzen, beissen, Schultergelenke auskugeln, usw., sind durchaus probate Mittel. Hat man erstmal seinen Platz gefunden, muss man diesen oft gegen Drängler verteidigen. Ein fester Griff um die Haltestange hilft hier sicher, aber die bereits vorher erwähnten Methoden bringen einigen Erfolg. Ist man noch ein wenig groggy vom vorabendlichen Besäufnis, kann man auch mal etwas sanftere Methoden anwenden und sich ankuscheln. In Deutschland hilft das immer, ausser in Köln und einigen Teilen Berlins, wo solche Aktionen leicht mal „nach hinten losgehen“ können. Aber auch in Tokyo muss man vorsichtig sein. Faustregel hier: Je tuntiger der Opponent aussieht (e.g. pinkes Shirt mit aufgeschlagenem Kragen, gefärbte Haare, gestutzte Augenbrauen, enge Hose mit Aufschlag, Handygebammel, usw.), umso erfolgreicher ist die Ankuschelmethode. Hier handelt es sich nämlich aus japanischer Sicht um einen betont männlichen Typen.   

4. Fängt man auch unter der Lüftung an zu schwitzen, gelten folgende Gegenmaßnahmen als besonders erfolgreich: Den Wintermantel ausziehen, du Depp! Auf JEDEN Fall Ohrhörer tragen. Das Gerede im Zug, besonders wenn zuviele junge Frauen anwesend sind, strengt das Gehirn zuviel an und heizt damit den Körper auf. Leicht verdauliche, unkomplizierte Musik, wie z.B. Techno, Trash Metal, oder deutsche Volksmusik bieten sich hier an. Auf jeden Fall alles vermeiden, was zu angestrengtem Nachdenken führt. Das erhöht nur die Körpertemperatur. Deshalb ist es auch sehr nützlich, einfach die Augen zu schliessen. Das vermindert nachweislich die Gehirnfunktion und senkt damit auch die Körpertemperatur. Ausserdem erspart man sich so einiges von dem Elend, das zur Arbeit fahrende Salarimen ausstrahlen. Gegen den Geruch hilft das leider nicht. Hier bietet sich an, tapfer zu sein und durch den Mund zu atmen. Auch dieses vermindert die Körpertemperatur.


Stay tuned..........