Schritt 1

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Als ich nach Japan kam, dachte ich: “Ach was, mit den Zwergen werde ich schon fertig. Ich kacke größere Haufen als die.” Nein. Nach etlichen Jahren in diesem Land, in dem sich fast alles nur ums Essen dreht, bin ich mir da nicht so sicher. Bei dem, was sich die meisten Japaner so am Tag reinstopfen und dieses in Relation zur Körpergröße und vor allem zum Gewicht, müssen die gigantische Haufen legen. Hm, wahrscheinlich sind deshalb die Toiletten ausgestattet wie eine Autowaschanlage......

Als ich noch verheiratet war, habe ich mal meine Frau gefragt, wie es bei ihr diesbezüglich aussieht: „Wurst oder Schnecke?“ Sie hat mich nur vollkommen entsetzt angesehen und gesagt: „Das geht dich absolut nichts an!“ „Aber ...... aber ...... ich bin doch nur neugierig!“ Nix zu machen, damit war der Fall erledigt.


Hm, echt beschissener Opener, was?

Alles was ihr bisher in diesem Blog gelesen habt, zeugt von einer gewissen Unausgewogenheit des Verfassers. Ja, natürlich bin ich unausgewogen. Aber ich bin mir dessen durchaus bewusst. Willkommen in meinem Leben. Ich war auch schon unausgewogen, bevor ich nach Japan übergesiedelt bin. Leider war ich so bescheuert zu glauben, das ich in diesem Land wieder zu meiner inneren Ruhe finden würde.

Fail.

Nach all den Jahren mit der Faust in der Tasche, endlosen Diskussionen, einer gescheiterten Ehe und daraus resultierenden Gefühlsausbrüchen, habe ich beschlossen, das es so auf gar keinen Fall weitergeht. Ein Plan muss her.


Schritt 1: Deeskalation

“Deeskalation bedeutet das Verhindern von Konflikten und sich aufschaukelnden Prozessen, also Rückkopplungen, bzw. Teufelskreise und ist die schwierigste Aufgabe im Konfliktmanagement.“ (Wikipedia)

Pfft, „aufschaukelnde Prozesse“, „Teufelskreis“. Hallo? ICH BIN IN JAPAN! Pussies!
Nun gut, nützt ja alles nichts, also hab ich mich von meiner Exfrau/Freundin/Betthase/Booty call/Irgendwas zu einer Partnerschaftsanalyse bei einer japanischen Psychologin überreden lassen. Meine Einwände: “Bei einer JAPANISCHEN FRAU? Das ist ja, wie als wenn man den Teufel mit dem Belzebub austreiben will! Und das wichtigste: Wir sind geschieden! Wir haben keine Partnerschaft mehr!” stießen auf taube Ohren. Wie immer. Aber ich hab Probleme, was?

Gut, zur ersten Stunde sollten wir noch zusammen kommen, zu den nächsten Stunden getrennt und am Ende dann wieder zusammen. Wenn alles gut geht. Geht es nicht......

Schon beim ersten Versuch war den beiden „Verbündeten“ nach knapp 10 Minuten klar, das ich an allem schuld bin. Klar wie Kloßbrühe. Wer denn auch sonst? Ich hätte “unbewältigte Konflikte aus meiner Kindheit“. Jesus! Und dafür bezahle ich ein Heidengeld? Ich war ein glückliches Kind. Ich bin auf dem Dorf zwischen Tieren und in der Natur groß geworden. Meine Sexualität hat sich ganz normal beim Bauern nebenan in der Scheune entwickelt. ICH bin nicht in einer überfüllten, hässlichen, stinkenden Stadt voller Psychopathen aufgewachsen und war mit 19 noch Jungfrau!

Nun gut. Beim 2. Treffen, zu dem ich allein erschien, habe ich der Psychotrulla nach 10 Minuten gesagt, das wenn sie nicht sofort aufhört mit ihrem „Copy and Paste“-Scheiss aus „Psychologie für Dösköppe”, wird hier gleich einer weinen und ich bin es nicht!

Gut, soviel dazu. Hat nicht geklappt.

Hilf dir selbst, dann hilft dir .............. irgendwas eben! Ich muss mir erstmal klar werden, was hier eigentlich meine Probleme sind und eins nach dem anderen angehen. Hört sich an wie ein Plan, was?


Fortsetzung folgt........

  1. Tja, Alder, vielleicht solltest Du es mal mit einem maennlichen, auslaendischen Psychopaten (ach ne - Psychiater) versuchen? Noch ist ja nicht alle Hoffnung verloren. Aber Verstaendnis bringe ich natuerlich fuer Dich auf, haben wir doch, wenn auch an anderen Orten, im selben Boot gesessen!

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  2. Meine Frau wollte mich auch dazu überreden, zu einer Eheberatung zu gehen. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte es getan. Aber dass meine Frau mich verlassen hat und ich mich öffentlich outen konnte ist das beste, das mir überhaupt passieren konnte. Seit dem hat sich mein Leben um einiges verbessert. Trotzdem wünsche ich mir immer, sie würde wieder zurück kommen :-(

    Japan kann ja echt grauenvoll sein. Ich bin dir immernoch dankbar, dass du mich von dieser bescheuerten Idee dorthin auszuwandern abhalten konntest ^^

    Hmm mich würde es mal interessieren, wie die Lage für Transmenschen in Japan so ist. Muss ich mal googeln.

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    1. Tja, da hast du einen enorm interessanten Termin (HITT in Hamburg) um einen Monat verpasst.....

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    2. Ah, hab gerade auf der Seite mal nachgeschaut.
      Naja bis nach Hamburg hätte ich es eh nicht geschafft. Und für einen einzigen Vortrag wäre ich wohl auch nicht so weit gefahren.
      Google kann mir da sicher auch Antworten geben ^^

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  3. Du pflegst ja eine recht interessante Beziehung zur Exfrau. ;-) Ansonsten würde ich auch meinen einfach einen anderen Psychologen zu suchen kann nicht verkehrt sein.

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    1. Yeah, he`s back!
      Immerhin hast du (zumindest für diesen post) mal wieder deine scharfe zunge rausgekramt. Schön von dir zu lesen :-)

      Greetz!

      CCK

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  4. lass dich nicht einlullen und mach dein ding. wirklich.
    das es nicht geklappt hat, liegt nicht an dir. sondern an ihr. fertig. weg mit so psychoquatsch/küchenpsychologie - und schaue ich geisteswissenschaftler und psychater und psychologen in japan an, ist das alles küchcenpsychologie. da waren wir in den 50ern schon weiter.
    oder warum ist die selbstmordquote so hoch, wenn die da alle so gut drin sind, hm?

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    1. Ist ja nicht so, das ich nicht vorher schon wusste, was da auf mich zukommt. Aber den Spaß war es mir wert. Ich hab alle möglichen Klischees erfüllt und die Bachblütentrulla hat sich draufgestürzt wie Reiner Calmund auf ein Pfund Mett. Ist ja auch kein Wunder. Selbst in Deutschland, wo der akademische Titel noch so was wie einen reellen Gegenwert hatte, mussten die Psychoidioten bis zum Diplom so viele Scheine abgegeben, wie ich in einem Monat.......

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  5. … wolltest du tatsächlich deutsches Kulturgut und christliche Ansichten nach Japan exportieren? Es sind Asiaten … ein außen stehender kann es nur schwer verstehen was in deren Köpfen vorgeht. Deine Ansichten, deine Lebensanschauung und deine Werte hättest am besten bei der Einreise gleich kurz hinterm Flughafen in die nächste Tonne treten sollen … dann ging es dir heute sicherlich besser. Einordnen, unterordnen … und immer schön im Gleichschritt … kann dich ja verstehen, aber immer nur Kompromisse machen und dabei nach Zufriedenheit streben passen eben auf Dauer nicht zusammen. Irgendwann ist Schluss. Da hat man die Faxen dicke und man ist soweit das was geändert werden muss … das letzte was ich machen würde, mit irgendeinem Ex irgendwo hin zu gehen. Such dir Gleichgesinnte, Leidensgenossen, oder wie auch immer ... welche die schon länger in Japan herumwirbeln. Du bist doch sicherlich nicht der einzige aus Deutschland. Schau es dir an wie „die“ es gemacht haben – man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen – wünsche dir dabei viel Glück.

    Aiko

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    1. Die noch länger hier leben? Hm, das wird schwierig, weil die meisten nach ein paar Jahren vollkommen entnervt aufgeben. Und nicht vergessen, ich bin 8 Jahre hier und damit keiner, dem man noch erzählen müsste, was hier abgeht. Und sorry, aber die meisten Deutschen hier sind mir echt zu freaky, als das ich mir die auch noch antun muss. Wenn jemand versucht, japanischer zu sein als die meisten Japaner, ist er durch mein Raster schon durch. Aber dazu mehr in einem der nächsten Einträge.

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    2. Schön das du wieder die Kommentare beantwortest … freut mich ehrlich :)

      Aiko

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