Hatschung! aka Hatschi!

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3……..2……..1, die Türen öffnen sich und die schwarze, klebrige Masse strömt unaufhaltsam in den Waggon. Ich schubse irgendeinen „Man in Black“ an die Seite, weil er ganz klar 7.4 cm zu weit rechts steht und klammere mich an die Haltestange. Geschafft! Hier kriegt mich jetzt keiner mehr weg. Oder doch? Die Stange ist eigenartig warm und schmierig. Ein kurzer Blick auf den Typ der hier noch vor 5 Sekunden stand: Er fährt sich mit der Hand über das schwitzige Gesicht und reibt seinen schorfigen Hals. Direkt lasse ich die Stange los. Zu spät, ich bin bereits mit seinen Bakterien vollgesudelt. Urks!

In der Firma angekommen, schrubbe ich mir die Hände wie ein Vergewaltigungsopfer und kippe hinterher noch einen halben Liter Desinfizierungsgel drüber. Wenn ich sehe, wie viele Typen hier aus dem Klo kommen, ohne sich die Hände zu waschen (ja, auch nach Kaka!) möchte ich eigentlich gar nichts mehr anfassen. Also habe ich mir vor einigen Monaten eins dieser Desinfizierungsgels gekauft, mit dem ich mich nach jedem Händewaschen einschmiere. Und ob ihr es glaubt oder nicht: Seitdem war ich nicht mehr krank. Nix, null, nada!

Seit ich in Japan bin, wurde ich 3-4 mal im Jahr von einem grippalen Infekt niedergestreckt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn mein kleiner Sohn nur 2-3 mal geniest hat, wusste ich sofort: „Oh, oh! Morgen bin ich todkrank.“ Erklärt mich für bekloppt, aber ich bin der Meinung, das diese Häufung von Krankheiten mit den hygienischen Zuständen hier zusammenhängt. Im vollgepackten Zug sind immer mehrere Typen mit Mundschutz, also sind sie krank. Aber sie haben keine Handschuhe an, sondern schmieren ihren Siff durch den ganzen Zug.

Und sorry, aber besonders die älteren J-Dudes nehmen es mit der Sauberkeit nicht immer so genau. Ich bin mir sicher, das viele von denen sich morgens nicht die Kauleiste putzen und sich wahrscheinlich auch sonst nicht waschen. Viele meiner Kollegen putzen sich erst die Zähne, wenn sie im Büro ankommen! Wtf??? Und diesem Siff-Bombardement ist man im Zug dann hilflos ausgeliefert. Nein, nicht nur da. Die Typen mit den Masken hat man dann ja auch im Büro rumlaufen und dort schmieren sie ihren Siff überall hin. Schon mal was von Schmierinfektion gehört, liebe Japaner?

Jaja, lacht ruhig. Coolio die Weichflöte! Aber bisher hat es noch JEDEN Gaijin erwischt. Und es wird auch EUCH erwischen. 100%! Ich war in Deutschland immer blitzgesund. Die ganze Erkältungskacke hat erst hier angefangen.

Klar werden die Japaner davon auch krank. Tokyo ist die Erkältungshaupstadt der Welt. Aber anstatt mit dem Arsch im Bett zu bleiben, rennen sie mit Maske in die Firma und strecken die Kollegen gleich mit nieder. Dann lieber alles mögliche an Medikamenten reinstopfen, die als Nebenwirkung alle möglichen Allergien auslösen. Und gegen die Allergien brauch man natürlich auch wieder Medikamente. Warum hab ich nicht Medizin studiert? Hier in J sicher ein „todsicherer“ Job. Aber dazu kommen wir nächstes Mal. Stay tuned.......

Der alte Mann und das Klo......

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Ich habe es wirklich versucht. Ehrlich. Aber gestern Abend, auf dem Weg von der Ginzalinie zur Inokashiralinie, bekam ich auf einmal eins von diesen Männerhandtäschchen ins Gesicht gedonnert. Der Typ war mir schon vorher aufgefallen, wie er neben seiner Shibuyaschlakse herstiefelte und sich mehrmals lässig seine Lousy Vuitton-Herrenhandtasche über die Schulter hängen wollte, dies aber mangels männlicher Schultern einfach nicht klappen wollte. Auf der Rolltreppe ist es dann passiert.....

Mit einem Anzug, wie ihn der George W. Bush immer getragen hat, wäre ihm das nicht passiert. Dessen Anzugschultern waren, mangels echten Schultern, so dermaßen grotesk weit ausgepolstert, das man locker einen ganzen Handtaschenladen daran hätte aufhängen können. Der gute George W. wollte wohl so breit aussehen wie ein echter Mann. Obwohl ich ja finde, das sein dümmliches Grinsen eigentlich immer breit genug aussah.

Und das erinnert mich immer an meinen Großvater mütterlicherseits. Der brauchte keine ausgepolsterten Schultern, denn der war ein echter Kanten. 2 Meter hoch, ein Meter breit, Hände wie Minibaggerschaufeln. Vor dem 2. Weltkrieg kam mein Opa beim Ankuppeln von Eisenbahnwaggons zwischen die Puffer. Jeder andere wäre mausetot gewesen, mein Opa spuckte aus und sagte zu seinen Kollegen, die wie versteinert da standen: „Ich glaube, ich gehe jetzt wohl besser ins Krankenhaus.“

Seine harte linke war im Dorf berüchtigt. Er war dafür bekannt, das er nicht groß rumlabert, sondern lieber mal zur Vorsicht gleich draufhaut. Meistens reichte eine Kelle seiner Riesenpranken und der Opponent kippte wie vom Blitz getroffen um. Der Streit war damit entschieden. Fertig. So einfach war das damals, als es noch keinen Rechtsschutz gab. Mit rechts hat mein Opa nie zugeschlagen, weil er Angst hatte, das er sein Gegenüber dann "dodschlaachen tut". Hätte er doch mal mit rechts einen Haken geschlagen, wäre der erste Mensch auf einer Umlaufbahn um die Erde ein Deutscher gewesen.

Mein Opa war nie ein Mann vieler Worte, trotzdem hat er seine Enkel immer liebevoll behandelt. Ich war sein Lieblingskind, wohl weil ich ihm so ähnlich war. So saßen wir dann am liebsten still auf der Bank, die früher an jedem Haus draußen neben der Haustüre stand. Er trank seine Biere, mit “Kurzen” dazwischen, ich trank meine Florida Orange. Unsere sehr unaufgeregt ruhigen Gespräche handelten meist von seiner harten Kindheit nach dem ersten Weltkrieg.

Es war ein warmer Spätsommerabend, wieder saßen wir auf der Bank, da stritten sich mal wieder meine Tante und ihr Ehemann in der Küche. Meine Tante und der „Rucksackdeutsche“ (so nannte ihn mein Opa immer), die in der linken Haushälfte wohnten, stritten oft und heftig. Dieses Mal ging es ums Essen, das wegen eines längeren Kneipenausflugs wohl schon kalt war, als mein Onkel endlich total besoffen zuhause erschien. Und Klong! flog auch schon ein Teller an die Wand. Mal wieder.....

Mein Opa gab mir sein Bier: „Hier, halt das mal kurz mein Junge, ich bin in einer Minute wieder da.“, stand auf, krempelte sein Hemd über seine gewaltigen Unterarme und setzte sich langsam, wie ein Tanker der Ruder anlegt, in Bewegung. In der Küche angekommen, hob er meinen Onkel aus dem Stuhl, legte ihm einen seiner gewaltigen Arme um den Hals, das die Knochen vor Dehnung nur so knackten und schliff diesen in Richtung Toilette. So sehr sich mein Onkel auch wehrte, er war zwischen Bizeps und Unterarm wie in Beton eingegossen. Zur Beruhigung bekam er mit der freien Faust ein paar Schläge gegen den Unterkiefer.

Am offenen Klo angekommen, war der Kopf meines Onkels schon so blau wie das eingefärbte Spülwasser. “So, jetzt bringe ich dich dahin wo du hingehörst, du Haufen Scheiße!“, sagts und presst den Kopf meines nahezu bewusstlosen Onkels in das Klowasser, schnappt sich die Spülkastenkette und zieht ab. Whosch! Und wie sich das gehört, wird nach dem Abziehen der Deckel heruntergeklappt. Mit Schmackes. Klong! Mehrmals. Klong! Klong! Klong! Und früher waren die Deckel noch aus schwerem Hartholz, so stabil das man sich auch mal draufstellen konnte, um den unter der Decke hängenden Spülkasten zu checken.

Ich konnte die ganze Szene von der Bank aus beobachten. In den alten Fachwerkhäusern ging es von der Eingangstür durch den Flur schnurstracks geradeaus aufs Scheißhaus. So das man in einer Notsituation auch noch schnell genug auf den Schacht kam. Ein letztes Mal knallt der Deckel nach unten. Krack! Der Deckel zerbricht. Mein Onkel auch. Er bewegt sich nicht mehr.*

Mein Opa kommt ruhigen Schrittes zurück zur Bank, krempelt seelenruhig seine Ärmel wieder herunter, holt einmal tief Luft und setzt sich wieder. Er schwitzt nicht einmal! „Kleiner, wenn du gleich aufs Klo musst, geh nach oben. Das untere ist verstopft. Wo waren wir stehengeblieben?”, sagts, nimmt einen großen Schluck Bier und rückt mich mit einer Hand wieder auf seinen Schoß. Das war unser letztes Jahr draussen auf der Bank. Das Kryptonit meines Grossvaters war der Alkohol. Und dieser richtete ihn langsam aber sicher zu Grunde. Oh, wie habe ich diesen ruhigen Riesen geliebt!

Meine Brille sitzt schief. Ich spüre ein leichtes Brennen am Ohr. Was hat dieser metrosexuelle Tranlappen bloß in seiner Handtasche drin? Backsteine? Und hier setzt meine Gaijinpower ein. Die „Bullet time“ in Matrix ist ein Scheiß gegen die „Gaijin time“. Wie in Zeitlupe läuft das Geschehen an mir vorbei. Ich kriege sein Täschchen an der Ecke zu fassen, lege meine ganzen 100 Kilo Gaijinpower in diesen einen Stoß und ramme den Typ mit seiner eigenen Handtasche in hohem Bogen über die Trennwand auf die andere Seite der Rolltreppe. Du brauchst mehr Platz? Bitte! Yosh! Ich zupfe kurz meinen Anzug zurecht und setzte meinen Weg Richtung Heimat fort. 

Danke für die Gene, Opa!

*Nein, tot war mein Onkel nicht. Unkraut vergeht nicht. Aber neben einem ordentlichen Riss im Schädel, mehreren Platzwunden und einem gebrochenem Unterkiefer, hatte er ab da einen Riesenrespekt vor dem alten Mann und als er wieder feste Nahrung zu sich nehmen konnte, auch schnell eine eigene Wohnung......

Meine Stadt

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Auf zartes Drängen hin, stelle ich mal wieder ein paar Fotos ein. Alle Fotos wurden in meiner Stadt Setagaya (Matsubara und Daita) aufgenommen und machen klar, das Tokyo auch schön und vor allem grün sein kann. Wer nur in Shibuya und Shinjuku herumläuft, wird davon leider nichts sehen. Also einfach mal in den Zug (Keio Linie) und in Meidaimae aussteigen. Dort einfach von den großen Straßen abbiegen, die vielen engen Gassen erkunden und in einem der vielen vorhandenen kleinen Restaurants einkehren. Um Meidaimae herum gibt es zahllose kleine Parks in denen man sich ausruhen kann. Ich mag diese kleinen überwucherten Gassen, alten Stadthäuser und und historischen Eingänge. Leider wird das alles von Jahr zu Jahr weniger und von diesen typischen Pappe- oder Betonbuden a'la "Schwedenhaus" oder von hässlichen Apato- und Mansionbunkern verdrängt.


Phase 4

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Ich habe mal vor ein paar Jahren eine Liste der verschiedenen Phasen veröffentlicht, die man als Ausländer in Japan, speziell Tokyo, so durchläuft. Guckst du:

Nach 7.5 Jahren in Japan komme ich nicht drum herum, auch noch eine Phase 4 hinzufügen. Für die Leute, die Phase 3 hier in Japan ausgesessen haben und nicht wild schreiend in die Heimat geflüchtet sind. Aus welchen Gründen auch immer. Meine Gründe dürften mittlerweile jedem hier bekannt sein. Wenn nicht: Lest gefälligst ALLES!


Phase 4: Wen interessiert das denn schon? Ist doch alles völlig egal!*

Mittlerweile hat man eingesehen, das man sich hier einfach anpassen muss, oder man wird verrückt. Also noch verrückter als man ohnehin schon war, als man sich für ein Leben in Japan entschieden hat. „Hast du die/den/das gesehen?“-Momente gibt es kaum noch. Der alltägliche Wahnsinn in Tokyo geht einem sowas von am Arsch vorbei. Bekloppte im Zug? Bunt bemalte Mädels in Animeschlampenkostümen? Männer in Frauenkleidern? TV-Shows in denen sich die „Talentos“ gegenseitig Schläuche in den Arsch schieben, um dann ordentlich Luft reinzupumpen? Japanischer High Tech? Pfft, mir doch vollkommen wurscht!

Yep. Man passt sich an. Nudeln werden lauthals geschlürft. Es wird auch schon mal 2.Klasse-Bierplärre getrunken. Man schaut sich Pornos mit Mosaik an, oben erwähnte TV-Shows und „Stirb langsam“ auf Japanisch, ohne mit der Wimper zu zucken. Man badet viel zu oft und gewöhnt sich an beschissene japanische Waschmaschinen. Und man isst Pizzas mit Kartoffeln und Mayo drauf. In Meetings schreibt man alles mit, obwohl hinterher Ausdrucke verteilt werden, oder man schläft ganz einfach ein. So wie die Hälfte der anderen Anwesenden auch. Man verneigt sich am Telefon und verabschiedet seine Kollegen mit einem „Otsukaresamadeshita“. Ja. So sieht es aus. Kommt klar damit!



*Na? Wer kennt den Film aus dem dieses Zitat stammt? 

Poltergeist........

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Warum muss in ein Schmerzmittel Koffein hinein? Wenn ich Schmerzen habe, will ich nicht zusätzlich noch aufgeputscht, sondern ruhig gestellt werden. Und warum muss eine Salbe, die man sich auf komplett entgegengesetzt vorhandene Körperteile (Nein, verdammt! Nicht die Geschlechtsteile!) schmiert, pochende Kopfschmerzen verursachen? So stehe ich also mit zitternden Händen (wegen dem Koffein) und starken, pochenden Kopfschmerzen (von der Salbe) im Zug.

Um diese Jahreszeit wird es langsam wieder wichtig, sich einen Platz unter der Lüftung zu erkämpfen. 10 Zentimeter mehr links oder rechts können da schon über total durchgeschwitzt oder relativ angenehm gekühlt entscheiden. Nein, noch ist es nicht Sommer, aber der kommt. Bestimmt. Leider haben ein paar neue Züge der Keio Inokashira-Linie keine Lüftungen mehr in den Enden der Waggons. Wer das ersonnen hat, sollte eigentlich zur Strafe im Sommer jeden Tag zur Rush Hour mit dem Zug fahren müssen. Idiot! Energiesparen ist ja grundsätzlich was tolles, in diesem Fall aber völliger Blödsinn. Die Bahnen sparen doch schon genug, dadurch das in den Waggons nur noch in jeder 2. Fassung eine Neonröhre installiert ist. Natürlich werden diese enormen Einsparungen nicht an die Kunden weitergegeben. Nein, ich muss für eine dunklere und dazu auch noch schlechter klimatisierte Fahrt dasselbe bezahlen wie vorher.

Aber ich weiche mal wieder ab.

Da stehe ich also mit pochendem Kopf und zitternden Händen unter der Lüftung und lese Murakamis Mr. Aufziehvogel auf meinem Pad. Sicher zum 20. Mal. So sehr mich auch Murakamis Romane faszinieren, eine Sache stösst mir oft sauer auf: Viele seiner Helden oder Nebendarsteller nehmen sich oft mal eine Auszeit, gehen nicht arbeiten, leben von erspartem Geld. Ich lebe jetzt schon so lange hier, mir ist aber kein solcher Fall bekannt, wo sich ein Japaner mal eine längere Auszeit nimmt und von seinem erspartem Geld lebt. Euch? Nun werdet ihr eventuell kontern, das die Romane von Murakami eh nur allzuoft ins übernatürliche abgleiten und ich nicht so ein Erbsenzähler sein soll.

Ok. Verständlich. Für uns Europäer scheint das so, aber für viele Japaner existiert das Übernatürliche tatsächlich und ist alltäglich. Das mag mit Grund dafür sein, das es in Japan so viele eigenartige „Religionsgemeinschaften“ gibt, sich so ein Scheiss wie Magnetarmbänder und Erdstrahlengürtel blendend verkauft und Handleser, Astrologen, Wahrsager und andere Scharlatane sich doof und dusselig verdienen.
Ich glaube nicht an so einen Scheiss. Klar, auch ich hab schon ein paar „unerklärbare Phänomene“ erlebt, wie z.B. mehrere Déjà-vu-Erlebnisse, komische Lichter am Himmel, usw., aber ich tue sowas als Zufall ab, oder als natürliches Phänomen. Bei meiner japanischen Frau bin ich mit dieser Abneigung gegen alles „Übernatürliche“ immer auf Unverständnis gestossen. Sie glaubt an Geister und allen möglichen „übernatürlichen“ Blödsinn. Eine ihrer Freundinnen, Ya Chan, ist ein „Medium“.

Ya Chan ist eins dieser alt gewordenen Shibuya-Gals, die einfach nicht einsehen wollen, das man seine Kleidung wenigstens ein bisschen ans Alter anpassen sollte. Naja, immerhin konnte sie den Traum vieler Shibuya-Gals leben und einen reichen Mann heiraten, der ihr zumindest ein paar Jahre ihres Lebens mit Lousy Vuitton-Taschen, dämlichen Muschileckerkötern, einem tollen Mansion in Shinjuku und einem tollen europäischen Sportwagen versüssen konnte. Bis zur Scheidung. Denn, oh Wunder, reiche Männer bleiben nämlich auch noch nach der Hochzeit äusserst beliebt bei den typischen J-Gals.

Nun haust Ya Chan in einer Bruchbude, zusammen mit ihren beiden Kindern von denen eines behindert ist und versucht sich mit allerlei „Geschäften“ über Wasser zu halten. Wenn jemand im Freundeskreis meiner Exfrau umziehen will, wird immer erst Ya Chan gerufen, um den neuen Wohnort „auszuloten“. Sie gibt dann Tips, wo man welche Möbel am besten hinstellt, oder rät komplett ab, weil die „Schwingungen“ im Haus böse sind. So war unser Haus als Neubau komplett akzeptabel, nachdem wir auf Ya Chan’s Rat hin den Innenausbau komplett geändert hatten. Ich war zu der Zeit noch in Deutschland und dachte mir nur “Lass die irren Hühner mal machen.“

Ya Chan’s Meinung über unser Haus änderte sich schlagartig, nachdem wir eingezogen waren: „Die Schwingungen im Haus sind böse!“ Es hat nie jemand ausgesprochen, aber ich bin mir sicher, das sie mich als Grund „ausgelotet“ hatte. Nun ja, ich hab den Blödsinn eh nie geglaubt. Ich hab meine Frau immer wieder mit meiner Logik konfrontiert: „Wenn sie so eine tolle Gabe hat, warum ist dann ihr eigenes Leben so scheisse, ihre Kinder kleine Arschlöcher und ihre Bude ein Drecksloch?“ Ex: „Sie kann nur die Situation von anderen beurteilen und verbessern, nicht ihre eigene.“ Ich: Ach so! Ja das macht natürlich kompletten Sinn! Grmpfl....“

Bis, ja bis folgendes passierte: Nach der Scheidung bin ich in mein eigenes Apato gezogen. Ob das Haus danach wieder „freundlich“ war, weiss ich nicht. Spielt auch keine Rolle. Auf jeden Fall hatte ich in der ersten Zeit eine „gewisse Unordnung“ in meinen persönlichen Papieren. Typisch Singlemann eben: Alles in eine Schublade geworfen und warten was passiert. Nun brauchte meine Ex ein paar wichtige Papiere, die ich wohl aus Versehen mitgenommen hatte: „Ya Chan hat gesagt, die Papiere sind in deiner Wohnung in einer schwarzen Mappe. Du musst nur gründlich suchen.“ Ich: „Uh ...... oh ...... schwarze Mappe irgendwo in meiner Wohnung? Das ist aber ziemlich generell, oder?“ Ex: „Tu es doch einfach.“

Gesagt, getan. Ich hab meine ganze Bude auf den Kopf gestellt. Davon abgesehen, das ich grad erst eingezogen und deshalb noch spärlich eingerichtet war, die Papiere waren einfach nicht aufzufinden. Nirgends. Trotzdem, Ya Chan blieb dabei: Sie sieht die Papiere in einer schwarzen Mappe, in einem „Berg“ von unsortierten Papieren. Wtf? Ich habe aber keinen Berg von unsortierten Papieren! Egal, nochmal jeden Winkel durchsucht, sogar auf dem Klo und in den Küchenschränken. Nix zu finden! Nebenbei konnte ich aber wenigstens meine Papiere endlich in Ordnung bringen und dabei feststellen, das mir einige Sachen fehlten. So weit, so gut. Meine Ex musste sich also ihre Papiere neu besorgen. Die Sache war für mich erledigt.

Bis .......... ja bis sich eines Tages die batteriebetriebene Lok „Percy“ von seinem Gleis verabschiedete und unter meinem Sofa verschwand. Mein Sohn Nao wollte natürlich weiterspielen und Percy wiederhaben, also rückte ich das Sofa von der Wand und siehe da, im offenen Sofakasten fand sich tatsächlich der „Berg“ von Papieren (alte Prüfungsunterlagen, Diplomarbeit, Kalkulationen und anderer Mist) und ......... die schwarze Mappe mit den Papieren meiner Ex. Wtf???

Coolio der Date Doktor

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Ich gebs auf. Ich hab keinen Bock mehr auf Singleparties, Blind Dates, Verkuppelversuche von Freunden oder Arbeitskollegen. Nein, ich gebs auf und mach es wie der Typ im Haus gegenüber und kauf mir eine Aufblasmadame. Woher ich das weiss? Ich hab ihn mal auf dem Balkon mit so einem kleinen Elektrokompressor gesehen. So einer mit dem man normalerweise Luftmatratzen aufbläst. Und fast jeden Abend kann ich das Teil bis zu mir hinüber hören, weil es einen Höllenlärm verursacht. Wie ich mir sicher sein kann, das er damit nicht sein Luftbett aufbläst? Nun, weil er 1. schon so aussieht als ob er eine Gummipuppe bumst und 2. weil sein Futon alle paar Tage über dem Balkongeländer hängt. Und das ist kein Futon zum Aufblasen. Nun aber Leute, was kommt denn da sonst noch in Frage? Hm? HM?
  
Seis drum, ich hab die Faxen dicke. Ich kriegs einfach nicht mehr gebacken. Ich mein, dumpfes Gelaber in einer Bar, solange bis einer von uns besoffen genug ist, um Lust auf einen Abstecher ins Lovehotel zu haben, ist kein Problem. Nein, ich rede von den Dates mit Frauen, die auf eine längere Partnerschaft aus sind. Glaubt mir, es gibt kaum langweiligere Gesprächspartner als japanische Frauen. Natürlich kann ich hier nur generalisieren und ich hatte auch ein paar recht interessante Unterhaltungen, aber die meisten Frauen die ich getroffen habe waren so dermassen oberflächlich, ich hätte mich lieber einer Wurzelbehandlung ohne Betäubung unterzogen, als nochmal auch nur 10 Minuten mit denen zu sprechen. Besonders auf Fragen nach den Hobbies der Damen weiss ich schon vorher die deprimierenden Antworten, frage aber trotzdem immer wieder. Top- Antworten: Shoppen, TV glotzen, schlafen. Wtf??? Und ja, es ist wirklich so schlimm.
  
Ist es da ein Wunder, das einem eher ungeduldigem Typen wie mir dann schon mal ein paar „rhetorische Fehler“ passieren und ich die Etikette vergesse? Zum Beispiel: Da war diese echt niedliche Japanerin. Ich wusste nur das sie bei Recruit arbeitet. Im Verlauf des Abends kommen wir auf unsere Arbeit zu sprechen und ich offenbare ihr, das ich Computerarbeit und insbesondere das Internet abgrundtief hasse. Ihr Job? Sie programmiert Webseiten. Klar! Was auch sonst! Leicht irritiert fragt sie mich, welche Internetseiten mir am allerwenigsten gefallen und aus den hunderttausenden von möglichen Webseiten fällt mir ausgerechnet nur die ein, an der sie zur Zeit mitarbeitet. Danke Gott, ich hab dich auch ganz furchtbar lieb! Grmpfl! Ich brauche nicht zu erwähnen, das der Rest des Abends eher ruhig verlief.
  
Und da war da noch die tolle Businessfrau, die mich gefragt hat ob ich Hunde mag. Und ich hab nach einer Stunde dumpfem Blablabla mal einen kleinen Scherz machen wollen und habe gesagt: „Klar, mit ein bisschen Mayo und Ketchup, kein Problem!“ Wenn Blicke töten könnten, wären in dem Augenblick alle Männer im Umkreis von 2 Kilometern wie vom Blitz getroffen tot umgefallen und bis zu einem Umkreis von 5 Kilometern wäre ihnen auf der Stelle der Sack eingeschrumpelt!
  
Dann war da noch die Grafikdesignerin, die wissen wollte was ich für Musik höre:
Ich: „Och, alles mögliche. Im Augenblick höre ich gern Adele und Amy Winehouse.“
Sie: “Uuh, Adele ist aber unheimlich fett! Und die Winehouse, hat die nicht Drogen genommen?“
Ich: „Öh ...... Äh ......“
Sie: „Also Ich stehe auf Michael Jackson.“
Ich: (In Gedanken) „Bingo!“
Und wer mich kennt, der weiss was dann passiert ist. Ich habe innerlich mit meinem Schweinehund gerungen ........ und ........ verloren!
Ich: „Ach, hat der nicht seinen Affe gebumst UND Drogen genommen?“
Sie: „ ..........................“
Und nochmal: Wenn Blicke töten könnten.......

Zu einer mir sehr wichtigen Verabredung hab ich mich sowas von zusammengerissen: Ich hab nur Mineralwasser getrunken, hab die ganze Zeit meinen Schlips umgelassen, mich perfekt an die Tisch- und Date-Etikette gehalten und da heisst es dann hinterher: „Ja, er ist ja lieb und so, aber auch ein bisschen langweilig. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wann er anfängt mir Kochrezepte von seiner Mutter zu erklären.“ Toll, hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich benommen wie Klaus Kinski und wäre ihr noch vor dem Abendessen an die Wäsche gegangen. Und hätte sie alles bezahlen lassen. He, dann wären wir wahrscheinlich schon glücklich verheiratet!

Ganz toll kommt auch, wenn ich ehrlich bin und sage, das ich bereits 2 mal geschieden bin, 3 Kinder von 5 bis 26 Jahren habe und jetzt auch noch Opa geworden bin. Mit 46! Das ist der absolute Killer! Bisher hat noch jede die Flucht ergriffen, wenn sie das gehört hat. Kann mir mal jemand erklären warum? Klar, ich könnte auch lügen: "Was, der da? Neee, das ist nicht meiner. Ich passe nur ab und zu mal auf die Kinder meiner Nachbarin auf. Der sieht mir aber ähnlich? Öh ...... äh ....... das ist wohl wie bei Hund und Herrchen, die sich nach einer gewissen Zeit auch immer ähnlicher werden." Nein! vergesst es! Ich werde doch nicht meinen kleinen Süßen verleumden!

Das Eigenartige ist: Wenn ich mir gar keine Mühe gebe, also stinkbesoffen in einer Bar rölpse, torkele, lalle und sabbere und alle in meiner Nähe stehenden aufs übelste beleidige, kurz, wenn ich mich benehme wie ein Neanderthaler im Nagelstudio, dann springen mich die kleinen Japanerinnen nur so an! Wtf??

Wie gesagt, ich gebs auf! Ich bin aber sowas vom Markt, unglaublich!  

Hallelujah!

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Ich muss mich bei euch entschuldigen. Alles was ich bisher geschrieben habe, war vollkommen falsch. Ja, ehrlich. Nach langen Jahren des Umherirrens in diesem Land, habe ich endlich meine wahre Bestimmung gefunden. Religion! Preiset den Herrn!

Es war falsch, Bill und Bob von den Baptisten immer die Tür in die Fresse zu hauen. Das sind ja gar keine Blitzbirnen! Sie hatten ja sowas von recht! Ja, ich bin ein Sünder unter dem Herrn! Und ja, ich will verdammt sein! Hm, eigentlich bin ich ja schon verdammt. Hallelujah!

Und es war auch falsch, der Oma von den Zeugen Jehovas die Tür in die Fresse zu hauen. Es tut mir aufrichtig leid. Sie hatte ja sowas von recht! Ich bin ein Schwein! Nein halt! Ich liebe Schweine. Ja, so rum. Ehrlich. Statt ständig ein Schwein nach dem anderen in mich reinzuschieben, meistens mit Mayo und Ketchup drauf, kann ich diese lieben Tiere jetzt einfach nicht mehr essen. Hach, wenn sie mich mit ihren Kulleraugen anschauen, möchte ich mir am liebsten meine Doraemon-Gummistiefel anziehen und ...... (Anmerk. d. Red.: Wenn du das jetzt so weiterschreibst wie du vor hattest, wird deine Seite wieder gesperrt und du kannst keine Werbung mehr machen, musst dein Loft auf Odaiba wieder verkaufen und deine Schlampen rauswerfen. Und uns entlassen. Also, halt verdammt nochmal dein Maul!)

Öh ....... ho ....... wo war ich stehengeblieben?

Ach so, ja. Wie konnte ich nur denken, das Gott Schweine und Rinder nur gemacht hat, um uns zu schmecken? Nein, ihr seid nicht doof. Ihr seid wirklich nützlich und so. Als ich mal in Indien war, da wo sie keine Kühe essen sondern lieben, da hat mir mal vor einem Supermarkt eine Kuh mitten auf meine Schuhe geschissen. Damit war ich praktisch getauft! Kann man noch näher an die Inkarnation kommen?

Der einzige der es verdient hat, das ich ihm die Tür in die Fresse haue, ist der NHK-Geldeintreiber. Euer Programm ist zwar auch eine Religion, aber getrieben von falschen Propheten. Ihr seid alle verdammt!

So, jetzt haltet mich nicht weiter auf ihr räudigen Ungläubigen, ich muss nämlich meinen weissen Kaftan abholen. Ja. Der beschützt mich nämlich vor kosmischen Strahlen und so. Hallelujah! Aber nur der von meiner Religionsgemeinschaft natürlich. Deshalb ist er wohl auch so unchristlich teuer.

Also, falls ihr in Tokyo einen komplett in weiss gehüllten Gaijin seht, tretet ihm ruhig voll in die Eier, um ihn von seinem Leiden zu erlösen. Amen, Hallelujah, ihr mich auch und so......