Just another day in paradise (TV version)

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Wegen des großen Anklangs hier noch eine weitere Geschichte aus meiner Zeit als “Arbeitsloser” in Japan. 

Nein, Geldsorgen hatte ich wirklich nicht, im Grunde war ich ja auch nicht arbeitslos, sondern hatte schon einen Vertrag in der Tasche, dieser fing aber erst in 5 Monaten an. Mir fiel einfach das Dach auf den Kopf. Irgendwann hat man auch in Tokyo so ziemlich alles sehenswerte durch, alle möglichen Videogames gezockt und genug vom japanischen Hausfrauen-TV. Man kann auch nicht den ganzen Tag Japanisch lernen, sonst wird man früher oder später verrückt. Also nix wie ab zum Arbeitsamt, hier „Hello Work“ (www.hellowork.go.jp). Natürlich nicht zum normalen, sondern zum „Hello Work for foreigners“. Da stehen dann ca. 10 Computer, an denen man sich über das spärliche Angebot informieren kann. Naja, spärlich wenn es absolut nix mit Englischlehrer“ zu tun haben soll.

Nach meinem Ausflug in die Welt der Eikaiwas, hätte ich mir lieber die Nudel mit Brennnesseln eingewickelt, als auch nur noch einen Schritt in eine Eikaiwa zu setzen. Leider sind 90% der angebotenen Jobs irgendwelche "Lehrtätigkeiten". Der Rest der Jobs: Zu 50% Interpreterjobs, für die man fließend Japanisch sprechen und lesen muss. 30% bieten einen Einstieg in die faszinierende Welt der Gastronomie. Als Kellner oder Oben Ohne-Bedienung in Roppongi. Der Rest sind die Arbeiten, die die Japaner auf keinen Fall selbst machen wollen. Drecksarbeit eben. Echte Jobs für ausgebildete Ingenieure findet man hier eher selten. Wenn, dann sind die Anforderungen jenseits von gut und böse, z.B.: min. Master, native Englisch, native Japanisch, weitere Sprachen wie Deutsch, Italienisch, Spanisch mindestens fliessend, 10 Jahre Erfahrung in exakt der Branche als Manager, besser als Direktor, usw. Und dann am besten für 200.000 Ocken im Monat. Na klasse.....

Nach erfolglosem Suchen hab ich mich dann an einen persönlichen Berater gewandt, der trotz „Hello Works for foreigners“ kaum einen Satz in Englisch zusammenbekam. Mit Händen und Füssen ging es weiter. Ich hätte gleich aufstehen und wegrennen sollen, als er mich fragte, ob ich wirklich JEDEN Job machen würde. Aber ich blieb sitzen. Ich hätte lieber in einem Altenheim die Nachttöpfe saubergespült, als auch nur noch einen Tag das japanische TV-Programm zu ertragen. „Ich nehm alles, egal was!“ Damit war mein Schicksal besiegelt.

Schon am nächsten Morgen stand ich in einem versifften Buero von „NEC Catering“, der Firma die den Kantinenfraß für NEC’s Angestellte zubereitet. Ruckzuck bekam ich ein Ganzkörperkondom inklusive Gummistiefeln, Handschuhen, Haarnetz und Gesichtsmaske verpasst und wurde in einen Kühlraum bugsiert in dem ca. 20 total vermummte Gestalten an langen Tischen standen. Jeder Imam hätte sich vor Freude in den Kaftan gemacht.

Ich sollte mir erstmal anschauen was so abgeht und nach der Frühstückspause mit einsteigen. Nun ja, viel zu kapieren gab es da nicht. In dieser Bude wurden Kartoffeln geschält, Paprika zerteilt, Möhren in Streifen geschnitten, usw. Als ich in den Frühstücksraum ging, kamen mir leise Zweifel an meiner Entscheidung: Ich war der einzige offensichtliche Weiße. Meine „Kollegen“ waren zur einen Hälfte Afrikaner, Araber, Latinos, usw; und zur anderen Hälfte Chinesen, Thai, Vietnamesen, usw. In ihren Gesichtern konnte ich ablesen, das Weiße hier 1. eher ein seltener Anblick sind und 2. auch nicht besonders beliebt sind. Naja, was solls. Schließlich arbeiten wir ja nur mit scharfen Messern und Hackebeilen. Was soll da schon passieren?

Vorarbeiter war eine kleine Chinesin, die wirklich äußerst beliebt war. Auf jede ihrer gebrüllten Anweisungen gingen so ziemlich alle Mittelfinger oder Messer hoch. Hier und da schmiss auch jemand mit Gemüse nach ihr. Nachdem ich ein paar Stunden mit Kartoffelschälen beschäftigt war und mich immer wieder gefragt habe, was ich hier eigentlich mache, ging die Tür auf und ein neuer „Kollege“ kam rein. Ein 197cm Israeli mit einer Riesennarbe im Gesicht. Danke Gott! Jetzt fehlt nur noch ein Ossi und ich gehe heute Abend mit mindestens 3 Messern im Rücken nach Hause. Und nochmal: Mein alter Prof. (RIP) wäre sicher stolz auf mich gewesen....

Naja, Yehonatan (der Israeli) war eigentlich ganz ok. Er war Soldat und hat nach eigenen Angaben „hunderte Mullahs gekillt“. Deutsche hätte er auch gerne gekillt, aber ich wäre ja nur ne ganz arme Sau wenn ich hier arbeiten muss. Das war ok für ihn. Na, hab ich ein Glück.....

Nach 2-3 Tagen hatte sich mit mir, Yehonatan und Jay-Jay (Ghana) eine gut eingespielte Gruppe gefunden, so arbeiteten wir nebeneinander und schirmten uns gegenseitig vor den Anderen ab. Gleich in der ersten Woche wurden unsere Spinde aufgebrochen und alles Verwertbare geklaut. Das Arschloch hat sogar meine Doraemon-Lunchbox mitgenommen! Fragen nach der Polizei wurden verneint. Die würde es einen Scheißdreck interessieren, wenn Gaijin sich gegenseitig beklauen. Damit war das Thema erledigt.

Das Arbeitsklima war dementsprechend „etwas rauh“. Ständig gab es Streit, wer was zu bearbeiten hat. Kartoffeln waren bei allen unbeliebt, also bekam ich sie als „Kartoffelfresser“ aufs Auge gedrückt. Auch in der Pause gab es ständig Reibereien, besonders zwischen Afrikanern und Chinesen. Die Araber hielten sich ziemlich raus, waren sie doch eindeutig in der Unterzahl. Und ich, Yehonatan und Jay-Jay blieben auch in der Pause meistens im Kühlraum. Dort war es zwar arschkalt, aber einfach sicherer. Aufs Gelände durften wir nicht. Nach Feierabend wurden alle sofort in einen Bus verfrachtet, der direkt vor dem Ausgang parkte und wurden direkt zum nächsten Bahnhof gefahren. 2 Wachleute waren immer dabei.  Und nein, nicht die typischen senilen J-Wachgreise, sondern 2 ziemliche J-Kanten. Da hätte mir schon ein Licht aufgehen müssen. So muss sich Knast mit Freigang anfühlen. Und das alles für 918 Yen die Stunde. 10 Stunden am Tag.

Ich und „meine Jungs“ hatten ziemlich viel Spaß. Wir erzählten uns Weibergeschichten, schnitzten Geschlechtsteile aus Gemüse und sangen bei der Arbeit. Irgendwie muss Jay-Jay dann wohl ein Lied angestimmt haben, das einem seiner "Bros" nicht gefiel, denn er bekam eine Melone vor den Kopf geworfen. Während Jay-Jay ausgenockt auf der Erde lag, packte sich Yehonatan seinen Kartoffelschäler, ging zum Melonenwerfer und rammte ihm diesen in den Oberschenkel. Bis zum Griff. Man konnte die "Wtf???"-Gesichter durch die Masken spüren! Sofort brach Chaos aus. Während die meisten Chinesen flüchteten, ging der Rest der Meute aufeinander los wie eine Herde ausgehungerter Pitbulls auf ein Kottlet. Ich zog den immer noch benommenen Jay-Jay aus der Gefahrenzone in den Pausenraum und verriegelte die Tür. Nach ein paar Minuten kam auch schon die Polizei und löste den Tumult mit gezielten Knüppelschlägen und Reizgas auf. Ich und Jay-Jay waren die Einzigen ohne Stichverletzungen. Ungefähr die Hälfte der Streithähne, inklusive Yehonatan, mussten im Krankenhaus bleiben. Der Rest wurde ambulant abgefertigt.

Die Polizei hat niemanden ausgefragt. Nicht eine Anzeige wurde gestellt. Der Fall war damit erledigt. Für mich auch. Am nächsten Morgen würde die nächste Fuhre von neuen Gaijin ihre Arbeit anfangen. Ich dagegen saß am nächsten Morgen vorm Fernseher und zog mir mit höchstem Genuss das japanische Frühstücks-TV rein. Scheiss auf Arbeit, die 5 Monate bis zum Vertragsbeginn in meiner deutschen Firma würde ich schon rumkriegen. 

Ein paar Tage später saß ich mit 13 anderen Gaijin in einem großen Raum und wurde fürs Nintendo DS spielen bezahlt. Aber das ist eine andere Geschichte......   

Home sweet home.......

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Wenn du ein in Japan lebender Ausländer bist, brauchst du, besonders in Tokyo, fast schon übernatürliche Kräfte, um mit dem Leben hier fertig zu werden. Ignoranz, Sarkasmus und eine stark ausgeprägte Selbstironie helfen natürlich, aber selbst der stärkste Charakterkopf stösst hier sehr schnell an seine Grenzen. Der alltägliche Wahnsinn in diesem Land ist eine echte Herausforderung.

Aber ich schweife mal wieder ab.....

Vor knapp 3 Jahren reifte in mir der Gedanke an Trennung, nicht nur von meiner japanischen Frau, sondern auch von ihrer total ausgeflippten Familie. Also ab zum nächsten Immobilienmakler und eine eigene Bude suchen. Leichter gesagt als getan. Ca. 70% der Immobilienbesitzer will keine Ausländer, ganz besonders natürlich keine männlichen Singles, weshalb einen die kleinen Immo-Büros, die man zigfach um die Bahnhöfe findet, relativ schnell wieder herauskomplimentieren: „No foreigners“.

Nun ja, nur zu menschlich. Die ersten Ausländer, die damals in Deutschland eingetroffen sind, mussten ja auch eher ghettomässig leben, weil kein Deutscher sie in seiner Mietbude haben wollte. Ungefähr auf diesem Niveau befindet sich Japan im Augenblick. Klar, es gibt Vermittler, die sich auf Ausländer spezialisiert haben, aber deren Buden sind oft ein ordentliches Pfund teurer als auf dem „normalen“ Markt, oder sehen so widerlich aus, das nichtmal ein J-Gal-Single einziehen würde. Und das heisst schon was, glaubts mir!

Nun gut, letztendlich habe ich von einem der grossen Anbieter (Century21) doch noch ein paar Wohnungen vorgestellt bekommen und habe dann bei meiner jetzigen Wohnung zugeschlagen, weil sie in einer sehr ruhigen Gegend liegt und für ein J-Apato auch ziemlich hell ist. Ausserdem blicke ich aus jedem Fenster auf Gärten und Bäume und nicht auf Betonwände oder anderer Leute Unrat.

Grundsätzlich ist man als einziger Ausländer im „Block“ für alles Ungemach verantwortlich. Wird draussen der Müll von den Krähen zerhackt, war der Ausländer schuld. Weil der ja seinen Müll immer so spät rausbringt. Das fast alle Anderen ihren Müll schon am Vorabend rausbringen, was eigentlich verboten ist, hat damit sicher nichts zu tun. Liegt Müll auf dem Grundstück, den irgendwelche Asis im Vorübergehen über den Zaun geschmissen haben, war das, bevor der Gaijin eingezogen ist, auf jeden Fall nicht so schlimm. Irgendwelche Werbung, der den total verpennten Nachbarn beim Post reinholen aus der Hand geflattert ist, findet auf jeden Fall der Ausländer in seinem Briefkasten wieder. Naja, GsD war ich schon immer ein geduldiger Mensch.....

Die Mieterin unter mir, manchen noch als „Mauerblümchen“ bekannt, hat sich bei mir schon bei meinem Einzug beliebt gemacht. An jenem Tag hätte ich nämlich bis 2 Uhr morgens Krach gemacht, ausserdem wäre am anderen Morgen Kindergetrappel zu hören gewesen, hielt mir der freundliche Herr von Century21 am nächsten Tag per Telefon vor, nicht ohne zu erwähnen, das es sich bei diesen Apatos um Singleapatos handelt. Die Mieterin unter mir hatte sich beschwert. Natürlich hat sie gelogen. Wer schon mal umgezogen ist, weiss ganz genau, das man nach getaner Arbeit total kaputt und schon früh im Bett landet. Und ganz sicher nicht bis 2 Uhr morgens Möbel durch die Gegend schiebt. Wozu auch? Das haben bei mir die Möbelpacker erledigt und ich war um 11 im Bett. Und mein Kleiner war auch nicht frühmorgens da, sondern erst nachmittags. Nun ja, wenn man bis nachmittags pennt, kann schon mal ein falscher Eindruck entstehen.

Ihre Lügerei war nur dazu da, davon abzulenken, das nämlich sie selbst es war, die ständig Gäste in ihrer Bude hatte. Meist von Freitagabend bis Montagmorgen. In dieser Zeit liess sie jeden in der Wohnanlage an diversen Sexspielchen und noch mehr Streitereien, immer aber an ihrem Holzfällergeschnarche teilnehmen. Und ja, SIE war der Schnarcher, nicht ihre diversen Typen. Das Schnarchen hörte nämlich auch in der Woche nicht auf.

Natürlich ging sie davon aus, das immer ich es war, der sich bei Century21 über sie beschwert hat, sozusagen als „Rache“ für ihre ständigen Anrufe dort und weil Gaijin ja grundsätzlich schlecht sein müssen. Aber nein, es waren die anderen Nachbarn. Nie hatte jemand genug Mumm, um sie selbst anzusprechen. Bis, ja bis der Gaijin einzog. Eines Nachts hatte ich „ein wenig Spass“ mit Klopfer, meiner Nachbarin, die sicher auch noch einigen bekannt vorkommt. Auf jeden Fall gefiel der Tussi unter mir wohl nicht, das auch noch andere Leute im Haus Sex haben. Naja, oder das Sex bei anderen Leuten deutlich länger dauert als die 2.5 Minuten, die ihre Typen meistens brauchten.....

Also nahm sie sich irgendeinen Stock und klopfte an ihre Decke. Locker eine Viertelstunde lang. Ich lasse mich normalerweise nicht aus der Ruhe bringen. Beim Sex schon mal gleich gar nicht. Aber das war zuviel. Also schnell die Shorts und Flipflops an und runter an ihre Tür. Nein ich hab nicht geklingelt, sondern gleich volle Kanne vor ihre Tür getreten und gebrüllt das ich sie und ihren Stecher erwürge, wenn sie nicht sofort aufhört. Danach war Ruhe. Ja, sie hatte immer noch ihre Besuche. Und noch immer wurde gequiekt und danach geschnarcht. Aber sie beschwerte sich nicht mehr. Ihre Herrschaft im Haus war gebrochen, ein neuer Sheriff ist in der Stadt: Ich!

Als ich letzte Woche Abends von der Arbeit kam, klebte ein Riesenkaugummi (handtellergross!) auf meinem Türschloss und ein weiterer auf dem Klingelknopf. Hm, Zimtgeschmack. Wer frisst so einen Scheiss? Naja, kann schon mal vorkommen, also hab ich das Zeug erstmal ans Geländer gepappt. Als Beweismittel, sozusagen. Ging relativ leicht ab, weil es an dem Abend ziemlich kalt wurde. Am nächsten Morgen hol ich nichtsahnend die Post hoch, das sehe ich: An den Fenstern der Zicke fehlen die Vorhänge. Sie ist ausgezogen! Aha! Also kam der „klebrige Abschiedsgruss“ von ihr.*

Es war Feiertag, also war ich den ganzen Tag zuhause. Gegen Mittag kam ein grosser Transporter und 2 abgefuckte Typen fingen an, ihre Bude leerzuräumen. Tja, das hätte sie lieber nicht getan! Also, mir einen Kaugummi aufzupappen und dann erst ihre Klamotten zu holen. Die Typen waren wohl mit dem Abbauen eines Schrankes beschäftigt (Ich konnte den Akkuschrauber hören....), in der Zeit habe ich mir den Kaugummi geschnappt, bin die Treppe runtergeschlichen und hab die klebrige Masse 50/50 in ihren Toaster und ihre Microwelle gepappt, die draussen vor der Tür standen. Ha! Nimm dies, du Amateurschlampe!

Yosh! 1.000.000 : 0 für mich! Leg dich nie mit Jemandem an, der mit deutschen Nachbarschaftskämpfen gross geworden ist. Ha!


*Gestern erzählte mir meine Nachbarin, das sie gesehen hat, wie „die olle Schlampe“ (OT) an meiner Tür war, sie sich aber nix weiter dabei dachte und erst nachher den Kaugummi gesehen hat.

Tokyo Drift 3 (Director's cut)

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So. Hab mal wieder ein bisschen mit meinem Videobearbeitungsprogramm rumgespielt. Rausgekommen ist diesmal ein noch längeres Video. Diesmal wackelts teilweise arg. Ist nicht die Kamera, sondern das Auto. Ich gelobe Besserung. Nächste Woche kommt der VW weg und das nächste Auto wird nicht tiefergelegt........


Just another day in paradise (part 3)

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Eikaiwa des Grauens

So, nachdem ich erklärt habe, was ich im allgemeinen von Eikaiwas und dem komplett abgefucktem J-Schulsystem insgesamt halte, geht es nun weiter mit der eigentlichen Story.

Irgendwie hatte Chubby mitbekommen, das OL scharf auf mich ist. Hm, vielleicht war sie auch nur neidisch auf die Schokolade, die OL mir JEDEN Abend mitgebracht hat. Weil wir Deutschen ja so auf Schokolade stehen. Ja, auf deutsche Schoko. Nicht auf die Japanische, die schmeckt genau so beschissen wie die Schoki aus der damaligen Ostzone.

Lange Rede, kurzer Sinn: Chubby löste OL aus meiner Gruppe. Das hat mich irgendwie enttäuscht. Nicht das ich mich auf sie eingelassen hätte, aber welcher Mann lässt sich nicht gern von so einer Granate umsorgen? Schade eigentlich.....

Nun ja, damit waren ihre Tage des unbesorgten Lernens besiegelt, denn Chubby brachte OL bei Ronny unter. Ich nenne ihn mal so, weil Ronny das erste war, was mir einfiel als ich ihn sah. Also. Ronny. So um die 30, Aussie, blond, blaue Augen, gross. Der Eikaiwa-Superstar! Nur das er halt nicht gutaussehend blond, gross und blauäugig war. Eher sowas wie der Adidas Trainingsanzug, den euch Onkel Friedel aus Bulgarien mitgebracht hat: Sieht von weitem echt aus aber ......... Nee! Mit seinem Vokuhila erinnerte mich Ronny immer an Richard Batsbak (Huub Smit) aus „New Kids Turbo“. Hm, irgendwie hatte er auch die gleichen Klamotten an. Während wir restlichen „Lehrer“ immer versucht haben, einigermassen vernünftig auszusehen, kam Ronny mit Flipflops, Bermudashorts und ranzigem Muskelshirt in die Schule. Naja, und manchmal auch in eben jenem Adidas Trainingsanzug. Ihr wisst schon. So einer halt.

Ronny wurde mit der JET-Welle ins Land gespült. Leider nicht wieder hinaus. Wie fast jede gescheiterte JET-Existenz, hat er irgendwann ein J-Gal geheiratet und ihr ein paar Kinder angepoppt. Nun wohnen sie also mit ihren 3 Kindern in einer ranzigen Bude, die kaum grösser ist als mein Singleapato und er bestreitet den Lebensunterhalt der Familie als „Lehrer“. Seine erste Reaktion auf das „Auswechseln“ von OL: Er kommt wie immer zu spät ins „Klassenzimmer“, zieht mich hinter den Pausenvorhang, boxt mir auf die Schulter und sagt: „Und? Hast du die geile OL gefickt?“ Wie war sie? Steht sie auf Schweinereien und so Zeugs?“ Ich: „Mann, ich bin verheiratet!“ Er, stösst mich weg, tritt noch einen Schritt zurück, schaut mich von unten bis oben prüfend an und brüllt mich an (wie gesagt, wir standen im Klassenzimmer hinter einem Vorhang! ): „Dude! Bist du schwul oder was? Muss ich mir jetzt die Hände waschen, oder was? Pffft, verheiratet! ........... Na und?“

Ja, Ronny. Der perfekte Lehrer also. Seinen schwülstigen Aussie-Dialekt konnte kaum jemand verstehen und er erzählte während seiner Stunden gern, das sein Vater mehrere grosse Firmen in Australien hat. Ach ja, Aktien von allen namhaften japanischen Herstellern hatte Ronny auch. Selbst von denen, die gar keine AG sind.....

Sein „Reichtum” hielt ihn aber nicht davon ab, JEDESMAL im Bahnhof über das Gate zu springen, oder einfach durchzulaufen, wohl wissend, das die armen Kontrolleure am Gate sich lieber von einer Ziege ein Ei abkauen lassen würden, als eine Diskussion mit einem 190cm grossen Vokuhila-Gaijin mit 2 Dosen Bier in der Hand anzufangen. Im Zug zog er sich dann erstmal ‘ne 500er Kanne Bier rein. Das gute Haposhu natürlich. Hm, immerhin hatte er selbst im vollsten Zug immer Platz genug. Nach einer Woche hatte ich genug davon und erzählte ihm, das ich noch zu Privatstunden gehe und deshalb leider nicht mehr mit ihm Richtung Shibuya fahren kann. Ich hab dann gewartet bis er durchs Gate war (natürlich ohne zu bezahlen....) und hab den nächsten Zug genommen.

Vollkommen baff war ich, als man mir erzählt hat, das Ronny auch die Kleinkinderklasse „unterrichtet“. Ich musste mal für ihn einspringen und wurde mächtig sauer, als ich sah, auf was für süsse kleine Knuddels man so ein Monster wie Ronny loslässt. Er hat mir dann erklärt: „Ach ja, die kleinen Japos (Originalton!) sind „Easy Money“. Ich geb ihnen Knete, lese ihnen irgendeinen Scheiss vor und ruckzuck ist die Stunde um! Und viele von den Mamas sind echt geil!“

Zugegeben, Ronny war ein Extrem. Im wahrsten Sinne des Wortes. Aber da wir ja auch an andere Eikaiwas „ausgeliehen“ wurden, wenn bei denen mal urplötzlich jemand in den Sack gehauen hat (was sehr, sehr oft vorkam...), kann ich behaupten, das auch in den anderen Eikaiwas immer mindestens 1-2 „Ronnies“ rumliefen.

So wurden wir z.B. auch alle paar Wochen dazu „abkommandiert“, auf Werbeparties mit den interessierten Frauen zu flirten, sie abzufüllen und ihnen dann Verträge aufs Auge zu drücken. Je länger, desdo besser. Wenn Chubby gemerkt hat, das wir uns zulange mit nur einer Tussi unterhielten, stieg sie brüsk dazwischen und schubste uns zur nächsten. Jaha, wenn das mein alter Prof (RIP) haette sehen koennen, er waere sicher stolz auf mich gewesen. Ja, es war wirklich so schlimm.

Nach einer dieser Parties, ich war ungefähr 4 Monate dabei, maulte Chubby mich an, warum ich nur 6 Verträge abgeschlossen hätte. Ronny hätte 13 abgeliefert. Da ist mir der Kragen geplatzt. Ich musste diesen Scheiss nicht machen. Ich wollte es. Mit meinen Omas kam ich spitze aus. Das sind so ziemlich die coolsten und gescheitesten Leute, die mir je begegnet sind und ich treffe sie selbst heute, 7 Jahre später, noch regelmässig zum Grillen, Trinken, ja Quatschen eben. Und ob ihrs glaubt oder nicht, mit den alten Zossels habe ich immer das beste bullshitting! Ever! Wo JEDEM Ausländer hier in Japan das bullshitting ganz besonders abgeht.


Und hier als absolute Weltpremiere:
Ich und meine Granny Buddies.
Und ich bin wahrscheinlich nur so rot, weil sie mir vorher wieder
      irgendein versautes Zeugs erzaehlt haben.
Naja, oder weil ich meine Birne genau ueber den Grill halte.
Oder wegen den 20-30 Atsukan (heisser Schnaps) vorher.
Denen macht das natuerlich nix, weil sie sind japanische Obaasan.
Und gegen die ist Chuck Norris ein weinerlicher Tranlappen.


Nun gut. Ich habe Chubby vor versammelter Mannschaft zur Sau gemacht. Ne, das war sie ja vorher schon. Ne fette Sau! Nein, ich hab sie in mundgerechte Stücke zerlegt. Wenn ich auch sonst nix kann, DAS kann ich! Die anderen Lehrer standen da mit offenen Mündern und diesem „Wtf???“-Ausdruck in ihren Augen. Selbst Ronny war baff. Die 2 japanischen Aushilfslehrerinnen haben sogar geweint. Eigentlich waren genau diese beiden die besten Lehrer. Beide in den USA studiert und deshalb relativ flüssiges Englisch und sie konnten ihren Schülern alles auch auf Japanisch erklären. Leider wurden die beiden immer bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit herumgeschubst von Chubby, sprangen als Aushilfe von einer Gruppe zur anderen und mussten sogar Kaffee und Tee kochen, Klos saubermachen, Treppe wischen und so’n Scheiss. Wie oft hab ich ihnen gesagt, das sie sich einen richtigen Job suchen sollen. Naja.

Egal. Ich hatte gesiegt! Chubby war sprachlos und ihr liefen dicke Krokodilstränen über ihre fetten, roten Wangen. Rom brennt! Und ich zog langsam meinen Mantel an, zeigte Ronny einen doppelten Stinkefinger und stieg langsam die die schmale Treppe hinunter in die Freiheit.........    

Just another day in paradise (part 2)

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Eikaiwa des Teufels

Ich möchte hier erstmal etwas umfangreicher auf den Kommentar meiner lieben Bloggerkollegin „Zoomingjapan“ antworten: „Bist du sicher, dass das eine Eikaiwa war und kein Puff? Wie du ja sicher weißt, arbeite ich schon seit Jahren als Eikaiwa-Lehrer und sowas habe ich noch nie erlebt. Und ich meine damit, ALLES, was du erwähnt hast! Naja, Großstädte halt.“

Nun ja, ich will hier ganz sicher nicht alle Eikaiwas ueber einen Kamm scheren. Sicher gibt es auch gute. Irgendwo. Ich beziehe mich hier auf meine Erfahrungen im Grossraum Tokyo. Und hier sind, selbst mit grossem Wohlwollen, 90% aller Eikaiwas scheisse. Sorry, starkes Wort. Aber das trifft es wohl am besten. Du, meine liebe Zoomie, bist 1. Eine weibliche Gaijin. Das impliziert eh schon die allergrössten Probleme, hier überhaupt irgendwelche Kontakte zu knüpfen. Und 2. Lebst du im tiefsten Inaka. In deiner relativ beschaulichen Stadt gibt es vielleicht eine Eikaiwa auf, sagen wir mal, 10 Quadratkilometer. Hier im Grossraum Tokyo-Yokohama, in dem 40% aller Japaner leben, gibt es 10 Eikaiwas auf einem Quadratkilometer! Eigentlich gibt die Eikaiwa-Situation nur allzu gut den Zustand des ganzen japanischen Schulsystems wieder.

Mal als Denkanstoss:

In Deutschland haben Kinder mindestens 6 Jahre Englischunterricht und wenn sie aus der Schule kommen, sprechen sie als Zweitsprache Englisch. Sicher, bei weitem nicht perfekt, aber sie können sich ohne Probleme auch im Ausland verständlich machen. In Deutschland gibt es kein mit den Eikaiwas vergleichbares System. Zumindest ich hab in Deutschland noch nie von reinen Englischschulen gehört. Klar gibt es Kurse, z.B. an der Volkshochschule, aber die werden von ECHTEN Lehrern geführt.

In Japan haben die Kinder auch mindestens 6 Jahre Englischunterricht, gehen aber zusätzlich praktisch alle nach dem normalen Schultag noch in eine Juku (Nachhilfeschule), lernen dort auch nochmal Englisch und kommen dann Abends um 20 - 22 Uhr nach Hause. Trotzdem sprechen die meisten dieser Kinder nach all dieser Zeit kaum Englisch. Von Verständigung auf Auslandsreisen können sie nur träumen.

Ein anderer Vergleich: An japanischen Mittelschulen haben die Kinder praktisch jeden Tag Sport. Und nein, nicht so ein Pussysport wie in Deutschland, sondern echt hartes Training. Im Sommer in der glühenden Hitze. Trotzdem gibt es kaum Sportarten, bei denen Japan besonders heraussticht. Ich rede jetzt von richtigem Sport, nicht von Baseball, das nur in 3 – 4 Ländern gespielt wird. Und sorry, aber wenn das Spiel zu 90% aus Sackkratzen, Spucken und dumm rumstehen besteht, ist es für mich kein Sport. Noch ein Beispiel: Praktisch ganz Japan spielt Golf. Viele meiner Kollegen sogar mit Obsession jedes Wochenende. Familie? Egal! Und nun nennt mir nur EINEN international an der Spitze mitspielenden japanischen Golfspieler. Und kommt mir jetzt nicht mit Ryo Ishikawa. Der darf zwar international mitspielen, läuft aber immer unter „ferner liefen“ und macht lieber Werbung fuer Antipickeltinktur.

Könnt ihr mir folgen? Wird euch klar, worauf ich hinaus will?

Und trotz dieser miserablen Situation im Bildungssystem, kommen die japanischen Politiker mit so einer Lösung um die Ecke:

Politiker A: „Du Yoshi, das Englisch der japanischen Kinder ist scheisse. Da müssen wir jetzt echt mal was tun!“
Politiker B: „Na toll! Das ist ja wirklich superwichtig! Und dafür weckst du mich mitten in der Plenarsitzung auf? Aber eigentlich hast du ja recht, Toru. Lass uns doch arbeitslose Lehrer aus aller Herren Länder holen. Also qualifiziert müssen sie natürlich sein. Logo!“
Politiker A: „Nah! Die sind doch viel zu teuer! Warum holen wir nicht stattdessen einfach JEDEN rüber, der in einem englischsprachigem Land geboren ist? Bildung? Lehramt studiert? Erfahrung? Psychisch stabil? Pfft! Wozu? Das ist doch nur was für Pussies!“
Politiker B: „Hm, das macht echt Sinn und so. Deal?“
Politiker A: „Deal!“

Und so wurde dann das JET-Programm (googelt gefälligst selber! Faule Bande!) mit all den Eikaiwas ins Leben gerufen. Ein gigantomanisches Riesengeschäft! Und ruckzuck wurde Japan von einer wahren Schwemme von englischsprachigen Mittelschuleabsolventen, Studienabbrechern, Soldaten a.D. und sonstigen „qualifizierten“ Lehrern überschwemmt. Ich erinnere nur an die glorreichen Zeiten von „Nova“. Dazu lassen sich Tonnen von Spott und Häme im Netz finden. Und Nova war noch eine grosse Organisation, mit einigermassen ausgearbeiteten Standards. Und trotzdem war es nichts weiter als eine riesige Abzockmaschine. Die Schüler wurden abgezockt und die Lehrer auch. Trotzdem kamen Scharen von jungen Amerikanern, Aussis und Briten ins Land. Warum auch nicht? Können sie doch hier in Japan trotz nicht vorhandener Bildung, in einer Eikaiwa locker 2000 – 2500 Dollar im Monat verdienen. Davon können sie in ihren Heimatländern, in denen sie (wenn überhaupt) meistens als „Chiefexecutiveshopmanagerassistant 2. class“ bei Walmart oder MacDonalds oder sonstigem Gelumpe gearbeitet haben, natürlich nur träumen. Die Arbeitszeiten in den Eikaiwas sind einigermassen ok, irgendwelcher Einsatz ist nicht nötig und die Mädels stehen Schlange. Ein Traum! Naja, für die nach Englischbildung lechzenden japanischen Schüler wohl eher ein Albtraum.......


To be continued........

Just another day in paradise........

12


“Du sag mal, Coolio-kun, einer meiner besten Freunde hat eine Eikaiwa (http://de.wikipedia.org/wiki/Fremdsprachen-Konversationsschulen_in_Japan) in Tokyo. Willst du da nicht ein bisschen arbeiten, bis du bei deiner deutschen Firma anfängst?“
Ich: „Hmmmmm, naja, wenns denn unbedingt sein muss. Aber sag mal, du hast Freunde?“

So in etwa klang das Gespräch zwischen mir und meinem japanischen Schwiegervater. Wenn ich damals gewusst haette, was ich heute über Eikaiwas weiss, hätte ich ihm wahrscheinlich einfach nur in den Sack geboxt. Obwohl das bei einem 73jährigem Japa......... Lassen wir das.

All hell breaks loose..........

Das hätte ich sicher gern meinem Eikaiwa-Boss auch erklärt. Wenn er es dann verstanden hätte. „You Engrish no gutt“ war das höchst professionelle Resultat meines Job-Interviews. Er ist einer dieser zotteligen J-Späthippies, die vor gefühlten 100 Jahren öfters mal in Hawaii waren, um dort zu surfen. Bei einer dieser Gelegenheiten hat er sich dann eine eingefangen. Nein, keine Geschlechtskrankheit. Naja, vielleicht doch. Ich meine seine unheimlich fette und hässliche hawaiianische Olle. Früher wären sie oft zusammen „auf den Wellen geritten“. Nur beim Gedanken an „Chubby“, so nannte er sie zärtlich, im engen Badeanzug, wird mir auch heute noch schlecht. Naja, vielleicht war sie ja früher mal schlank. Und hübsch. Und hatte Haare.

Auf jeden Fall, wenn einen das nicht befähigt, eine Englischschule aufzumachen, was dann? Nun gut, er erklärte, das mein Englisch fuer „die Idioten“ gut genug wäre. Die würden eh meist nach ein paar Monaten aufgeben und danach nie wieder ein Wort Englisch sprechen. Hauptsache sie würden für ein ganzes „Semester“ bezahlen.

Er: „So, bevor ich dich jetzt auf die erste Anfängergruppe loslasse: Kein Sex mit Studentinnen. Naja, auch nicht mit Studenten, falls dein Zepter in die Richtung schwingt!“
Ich: „Öhm ......... ich bin glücklich verheiratet.“
Er: „.............. ??? .............. na und?“

Also, da war sie nun, meine „Kein Sex mit Studentinnen“-Studentinnengruppe. Die jüngste war 68. Die älteste irgendwas um die 100. (Also, eine dieser 100jährigen Japanerinnen, die noch leben, nicht die im Rucksack.....). 4 ganz reizende Mädels. Als ich meine Unterlagen auf dem Tisch ausbreite und Arbeitszettel verteile, schauen sie mich mit ihren mehrfach operierten Kulleraugen an und die Jüngste sagt (Und ich schwöre, das ist die Wahrheit!): „What in the fucking hell is that?“
Ich: „Um, those are your working sheets. You know, English and stuff....“
Sie: “Fuck it!” We don’t want to learn English! We just want conversation!”
Sagt es und fegt die Blätter vom Tisch. Nun, das wäre dann wohl geklärt. Also hatten wir eine höchst vergnügliche Doppelstunde, unterhielten uns ueber „fucked up americans“ und „totally fucked up british“ und „FUBAR Japanese“. Wäre dies eine amerikanische Talkshow gewesen, der „Piepser“ wäre mit ziemlicher Sicherheit nach einer halben Stunde in einem hellen Feuerball verglüht. Ja, so schlimm. Nach der Stunde kam eine der Damen zu mir: „Also, du kannst mir auch gerne mal eine Privatstunde geben, Coolio-Kun. Ich zahle gut!“ Sagts, kneift mir in den Hintern, zwinkert mir zu und geht. Oh du mein lieber Gott!

Öhm ....... es gibt noch viel zu tun. Packen wirs an!

Nachdem ich mir den Angstschweiss vom Hintern geduscht hatte (aah, Washlets sind ein geiles Zeuch....), bin ich zurück in Chubbies Büro, in dem es ständig aussah wie nach einem Drohnenangriff auf einen afghanischen Waffenhändler, um mir mein Geld abzuholen. Gezahlt wurde in Cash. Warum wundert mich das nicht?

Chubby: „Tja, für das erste Mal nicht schlecht, Coolio-Kun!“
Ich: „Immerhin haben sie mich nicht gleich vergewaltigt......!“
Chubby: „Ja, NOCH nicht.......“
Ich: "........... ??? ..........“

Und so gingen die Wochen ins Land. Die Omas haben sich nach ersten Schwierigkeiten doch noch beruhigt und haben tatsächlich auch mal ein paar Arbeitsblätter ausgefüllt ohne mich gleich zu verfluchen und/oder zu verhauen. Meine andere feste Gruppe waren 2 Stewardessen!, eine ziemlich niedliche OL und ein Salariman. Ganz klar meine Lieblingsgruppe! Den Typ habe ich direkt ignoriert und mich nur um die Mädels gekümmert. Was denn? Gibt es eine bessere Vorbereitung auf sein späteres Eheleben?

Nach ein paar Stunden fiel mir auf, das OL nicht nur an meinem Englisch interessiert war. Statt nach Vokabeln, fragte sie mich immer wieder private Sachen. Naja, immerhin auf Englisch. Eines Abends, nach der Doppelstunde, kam sie zurück in den Raum und fing an mir die Schultern zu massieren. Nun ja, das machen manche meiner jetzigen Kolleginnen auch. Und ja, ein paar Kollegen auch. Aber die massieren mich nicht UNTER dem Hemd!

Ich: „Öhm ........ ähm ........ also das geht jetzt aber doch ein bisschen weit, Yukiko! Deine ständige Fummelei unter dem Tisch habe ich ja noch hingenommen, weil ich nicht wusste wer von euch vieren das war, aber hier ist jetzt eindeutig Schluss! Ich bin verheiratet!“
Sie: „............ na und?“
Saddam und Gonorrhoe! Wo bin ich hier bloss wieder gelandet?

Little did i know.......


To be continued........ 

Waschtag.....

23


Fast bin ich ja versucht, mir den Schnaps in den Kaffee zu schütten, den mir meine Kollegen immer mitbringen. 50%! Nicht übel!
Kollege: „He Coolio-Kun, du magst doch bestimmt Schnaps, du bist doch Deutscher!“
Coolio: „Ja klar, gib her. Schliesslich bin ich wegen euch auf starken Alkohol angewiesen!“
Kollege: „............???............."

Dabei hat der Tag so gut angefangen. Naja, gut wäre wohl übertrieben. Immerhin ist heute Dienstag und nicht Montag. Ich HASSE Montag! Trotzdem hab ich mir heute morgen im Halbschlaf erstmal ne ordentliche Ladung Haarspray unter die Arme und aufs Gemüse gesprüht. Mensch! Warum müssen Deo und Haarspray auch in der gleichen Farbe sein? Können die da für Blindfische wie mich nicht irgendwelche erfühlbaren Zeichen draufmachen? Ganz Japan ist voll von Brailleschrift für die Blinden. Sogar auf Bierdosen ist Braille drauf! Ja, ohne Scheiss! Was da wohl draufsteht? Nur auf dem verdammten Deo ist nix drauf! Trotzdem bin ich relativ entspannt im Zug zur Arbeit gecruised. Komisch, ich dachte Haarspray beruhigt nur das Haar. Nu ja, langsam fängt es im Schritt an zu ziepen, aber macht nix. So bleib ich im Büro wenigstens wach.

Aber ich schweife schon wieder ab. Wie immer?

Ich wasche und bügele meine Hemden selbst. Nein, ich bin weder geizig, noch masochistisch veranlagt, ich mag einfach den Geruch von trocken gereinigten Hemden nicht. Besonders weil japanische Reinigungen noch Tetrachlorethen benutzen dürfen.

Mittlerweile bin ich ein echter Bügelmeister. Und nebenbei spare ich noch einiges und schone die Umwelt. Macht euch da nichts vor: In Japan braucht ihr auf jeden Fall mehrere Hemden und Anzüge. Selbst die Kollegen, die in der Firma “casual” rumlaufen dürfen, gehen so auf keinen Fall zu ihren Kunden. Nope! Is nich! Falls ihr also bescheuert genug seid und über einen Umzug nach Japan nachdenkt, kalkuliert schon mal einen guten Batzen Kohle für Reinigungen ein.

Jaha, werdet ihr jetzt sagen, aber in Japan gibt es doch auch Waschmaschinen. Ja. Stimmt. Die gibt es. Aber japanische Waschmaschinen sind scheisse. Ja. Scheisse. So einfach ist das. Es vergeht nicht ein Waschgang, ohne das ich mich über irgendetwas aufregen muss. Und ich habe schon einiges an Tricks drauf. Trotzdem.  

So wie ich auch, haben die meisten Singles Toplader in ihren viel zu engen Buden stehen. Toplader sind schon rein vom Design her viel schlechter als Frontlader. Aber ein Frontlader passt leider nicht in die “Auffangwanne” in meinem Apato. Viele lösen dieses Problem, indem sie ihre Waschmaschine einfach nach draussen auf den Balkon, oder einfach neben die Eingangstür stellen. In vielen älteren Apatos ist das eh so vorgesehen und es gibt gar keinen Platz für die Maschine im Inneren der Wohnung. Obwohl, wenn ich mir eine ausgewachsene Miele auf den Balkon stelle, bricht wohl spätestens im Schleudergang die komplette Hauswand meines Hochqualitätsapatogebäudes ab.  

Erschwert wird die ganze Sache noch dadurch, das in Japan normalerweise kalt gewaschen wird. Es gibt einige Maschinen, die auf 30 oder 45 Grad aufheizen können, aber die Norm ist das nicht. Dann hat man auch wieder das Problem, das japanisches Waschpulver auf Kaltwäsche ausgelegt ist und deshalb deutlich stärker als z.B. deutsches Waschpulver ist und das ist nicht gut für warmes Wasser. Es sei denn, es ist einem egal, das die teure, mit Hello Kitty bedruckte Unterhose, auf einmal blütenweiss ist. Ja, es ist wirklich so schlimm.

Gebrauchsanweisung? Ach was! Lass uns doch einfach alles auf
die Maschine drucken!

Meine Maschine war nicht billig und die Liste aller Funktionen würde den Umfang hier sprengen, aber trotzdem kriegt man kaum etwas sauber gewaschen. Ein Spritzer Majo? Uups, da ist mir das Buttermesser ausgerutscht? Für eine deutsche Miele kein Problem. Für meine japanische Sharp Ultramaster Ion King AFZ 354-774329 schon. Ohne Vorbehandlung und/oder Zusatzmittelchen geht da gar nichts. Oh, und da gibt es so einiges: Aufweisser, Bleiche, Duftkugeln, Bakterienkiller, usw. Und das ganze Zeug braucht man tatsächlich! Ohne das gehts nicht! In Deutschland hab ich meine Wäsche in die Maschine geschmissen, ein bisschen Pulver drauf, Spritzer Weichspüler rein und fertig. Wenns raus kam wars sauber. Punkt. Hier muss ich erstmal alles auf links ziehen, weil man sonst nach ein paar Wäschen aufgeribbelte Säume hat, oder die Farben zu schnell verblassen. Weisse Hemden und Shirts weiche ich erstmal einen ganzen Tag im Eimer ein, weil sie sonst umbragelb wieder aus der Maschine kommen. Ganz offensichtlich macht das meinen Kollegen nicht so viel aus. Singles die nicht mehr bei Mama wohnen, erkennt man fast immer am gelben Kragenrand. Vor allem im Sommer, wenn viel geschwitzt wird. Würg!

Viele Machinen haben eine Einrichtung zum Abpumpen des Badewassers. Da schnappt man sich dann einen langen Schlauch, legt den ins grad gebrauchte Badewasser und schmeisst die Waschmaschine an. Was bei einer 4-köpfigen Familie dann so alles mit ins Waschwasser kommt, wage ich mir nicht vorzustellen. Besonders weil es sich noch nicht nach Japan herumgesprochen hat, das man sich heutzutage die Sekundärbehaarung trimmt. Bedenke: Hier springt die ganze Familie ins selbe Badewasser. Den letzen beissen die Hunde……

Viele Maschinen sind Kombis, also Waschmaschine und Trockner in einem. Mein Toplader auch. Ich glaube, man muss kein Ingenieur sein, um zu verstehen, das ein Toplader nicht wirklich als Trockner geeignet ist. Während das was unten liegt schon angekokelt ist, sind die Sachen die obenauf liegen noch plätschnass. Herrlich.

Und dabei sind die Waschmaschinen nicht mal billig. Meine hat schlappe 80.000 Yen gekostet (ca. 750 Euro). Klar gibt es auch billigere Maschinen, aber ich wage nicht, mir vorzustellen, wie da wohl die Wäsche rauskommt. Da kann man sich ja gleich einen Gartenhäcksler kaufen. Der ist wohl auch leiser......

Tokyo Drift 2

12

Und wieder ein Video. Diesmal fahre ich im Parkhaus von Aqua City auf Odaiba los und es hört irgendwo in Shinagawa auf. Es ist ein sehr langes Video. 17 Minuten! Und es hat nur einen Schnitt. Also, jedesmal wenn ich vor einer Ampel halten musste, lief die Kamera weiter. Eigentlich habe ich nur mit meinem Videobearbeitungsprogramm (Magix) rumgespielt und Schriften und Musik eingefügt. Also, nicht meckern! Ich bin noch blutiger Anfänger. Auch hier gibts eher wenig Verkehr. Ich bin grad dabei, ein Video der restlichen Fahrt auf der Kannana Dori (318) zusammenzuschneiden, dort ist deutlich mehr (also normaler) Verkehr.  Da es aber sicher ein paar Leute interessiert, wie der Strassenverkehr in Tokyo an einem Samstagmorgen so aussieht, habe ich es nicht in die Mülltonne verschoben. Also, holt euch ein paar Chips, euer Lieblingsgetränk und lümmelt euch aufs Sofa: