Ein Tropfen Liebe ist mehr als ein Ozean Verstand....

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Jeder hat so seine Klicks. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, wo immer ich auf irgendwas warte, zum Beispiel auf einen Zug oder Freund, die Leute zu beobachten. Top-Spots dafür sind natürlich Bahnhöfe. Nein ich beobachte nicht die Männer. Bin ich schwul oder was? Nein! Wenn ich schwul wäre, dann aber richtig. So mit knallengen Paspeljeans, knallengem Muskelshirt und Schnauzbart. Nope! Ich beobachte die Frauen und sortiere durch, welche für Sex in Frage kommen würden. Jaja, altes Machoschwein, Perverser, Sau! Ich weiss. Aber wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein. Ist vielleicht verspätete Adoleszenz. Vor 5-6 Jahren hat sich das noch so angehört: "Nein, nein, nein, ja, nein, nein, nein, vielleicht, nein, oh Gott! Nein!" Aber in den letzten Jahren ging es immer mehr: "Ja, ja vielleicht, ja, nein, ja vielleicht im Dunkeln, ja, vielleicht, nach 10 Bier, ja, ja, soooo dick ist die gar nicht, ja."  Eigenartig.........

Liegt das am Alter? Wird man(n) da weniger wählerisch? Mischen sie jetzt weniger Hängolin ins Wasser? Verzweiflung? Radioaktivität? Oder verwandle ich mich wirklich langsam in einen typischen Salariman? Oh du lieber Gott!

Aber ich schweife schon wieder ab.......

Wenn ich morgens aufstehe und in den Spiegel schaue, habe ich das Gefühl, eine andere Person sieht mich an. Ich mein, es ist schon mein Gesicht. Unverkennbar. Aber irgendetwas stimmt damit nicht. Die Person, die ich dort sehe, sieht viel verbrauchter aus, als ich mich fühle. Genau so geht es mir im Büro. Manchmal schaue ich mich um, suche Blickkontakt mit Kollegen und frage mich, was zum Teufel ich hier eigentlich mache. Das schlimme ist, auch nach langem Abwiegen von möglichen Antworten, fällt mir absolut nichts passendes darauf ein.

Natürlich bin ich immer noch ich. Obwohl, wer bin ich überhaupt? Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern. Seit ich vor über 7 Jahren in Narita aus dem Flugzeug gestiegen bin, habe ich das Gefühl, mich in einer surrealen Parallelwelt zu bewegen. Immer wieder frage ich mich, warum ich überhaupt in Japan landen konnte, doch diese Gedanken machen das ganze Leben hier nur noch unwirklicher. Natürlich kann ich eine ganze Menge Gründe aufzählen, aber im tiefsten Grunde meines Herzens bin ich nicht von diesen Gründen überzeugt. Mein Ich, das hier in Tokyo lebt und das Ich, das überlegt warum ich eigentlich hier bin, sind 2 verschiedene Personen, die sich im Leben noch nie begegnet sind.

Zwischen mir und Tokyo gibt es keine Liebesbeziehung. Nein, Hass ist es auch nicht. Auch wenn es in meinen Einträgen oft anders herüberkommt. Irgendwas dazwischen. Hassliebe vielleicht. Tokyo ist schon speziell. Wer länger hier gewohnt hat und nun auf dem Land lebt, wird das sehr schnell bestätigen. In keiner Stadt der Welt ist die Singledichte höher. Auf beiden Seiten. Waren es früher hauptsächlich Frauen, die sich aus dem echten sozialen Leben ausgeklinkt haben, sind es jetzt auch zunehmend Männer. Kaum Jemand macht sich noch die Mühe, für eine echte Beziehung zu arbeiten, ja, zu kämpfen. Klar, hier und da wird auch noch geheiratet, aber in einer typischen Salariman-OL-Beziehung macht sich auch schnell Einsamkeit breit. Meist sieht man sich erst am späten Abend, ist total ausgelaugt und muss das ganze "Beziehungsprogramm" im Schnelldurchlauf absolvieren. Das kann natürlich nicht lange gut gehen. Auf beiden Seiten macht sich Einsamkeit breit.

Warum müssen die Menschen so einsam sein? Wozu soll das gut sein? Stets sind wir auf der Suche nach der Nähe des anderen, und dennoch sind wir so allein. Wozu? Dreht sich dieser Planet nur, um die Einsamkeit des Menschen zu nähren?


Wird fortgesetzt.............




  1. Mann, Maenne - wat hat er denn? Wechseljahre? Hormonprobleme? Fuehlt er sich vernachlaessigt? Hat ihm jemand auf die Patscher getreten? Hatten wir doch alles schon einmal! Wir lassen uns nicht unterkriegen, wir doch nicht!! Irgendwie erinnert mich Dein Schreiben an Mario Hene (guckst Du hier, wenn Du es nicht kennen solltest: http://lyrics.wikia.com/Mario_Hen%C3%A9:Unter_Der_Gleichen_Sonne). Na, habe ich damit den Gewissen auf den Gewissen getroffen? Kopf hoch, Alder! Auch das geht vorbei und dann, aber dann .......

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    1. Bitte! Nicht der! Musik soll mich unterhalten, aber die Texte von diesem Tranlappen Hene, sind wie eine Anleitung zum Selbstmord. Mein Problem ist vielleicht nur, das ich ein richtiges, echtes Leben hatte, bevor ich nach Japan gekommen bin.....

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    2. Jaja, das Leben - wie war das noch: so nehmen wie es ist. Aber damit werden wir (JA - WIR) bestimmt nicht zurechtkommen. Siehste, wennste noch dein Motorraedle haettest wuerde ich sagen, schwing Dich drauf und lass uns nach Laramy reiten ( auch wieder so was in der Art, SORRY!!! Aber zumindest ist es diesmal der Udo Lindenbersch *_*). So bleibt Dir nicht viel anderes uebrig als .... tja, als was? Besaufen (auch wenn das Leben manchmal nur im Suff zu ertragen sein soll) ist auch nicht der wahre Jakob. Wie waer's mit ner Single-Party, alles knackige kleine Japanerinnen, bei denen Du bestimmt gut unterkaemest. Alternative: kauf Dir einen Sandsack, nein, nicht zum bespringen, du Ferkelsche, um drauf einzuschlagen, soll auch helfen. Und damit waere ich auch schon mit meinen Ratschlaegen fuers Erste am Ende. Wenn mir noch was einfaellt ... die connection steht, wie es auf Neu-Teutsch heisst *_*!!

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    3. Ist doch schon alles in Arbeit: Erst gibts ein neues Auto, dann ein neues Moped. Mit der Kombi kleines Auto & grosses Moped ging es mir bisher immer noch am besten.
      Und der Udo, der ist schon ok.

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    4. Siehste ... et laeuft doch schon besser! Zukunftsaussichten!!! Und ich hab noch ein Mittelchen gefunden: lies Deine vergangenen Eintraege hier - da kommen Dir die Traenen! Selten wieder einmal so gelacht!!!

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  2. oh mein lieber Coolio, wenn ich das hier so lese hoffe ich einfach, dass es im Gefängnis, wo du unweigerlich nach deinem Amoklauf mit ca. 20 Toten landen wirst, auch Internet gibt, damit wir nicht auf deinen Blog verzichten müssen :-) Wie hat schon Monty Phython gesungen: “We come from nothing, we are going back to nothing-In the end what have we lost? Nothing!” ..

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    1. Haha. Gut das man hier nicht so schnell an ne abgesägte Remington kommt wie in der USA,............... oder Schweiz.
      Hm, schätze mal, ich wäre mächtig beliebt im J-Knast.....

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    2. Ohja, darauf würde ich deinen Arsch wetten. Aber eigentlich hoffe ich das Du deine Unschuld, wenn denn, in Shinjuku ni-chome verlierst, nach einer durchzechten Nacht, und nicht von einem Knastbruder der Dir vorher gut "zugesprochen" hat. Also Kopf hoch, und Augen auf, Leben bedeutet Veränderung, das ist grundsätzlich weder gut noch schlecht. Was man daraus macht, darauf kommt es an. Viel Glück

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  3. Oh ja, das Gefühl kenne ich auch. Ich hatte schon gedacht es ginge nur mir so. So eine beklemmende Unwirklichkeit.
    Keine Bekanntschaft mit Japanern hat das je wirklich knacken können. Weder meine Motorradgang, noch Yoshi. Am ehesten noch Yoshi, aber nicht immer. Oft war ich sehr unsicher - isser jetzt freundlich oder meint er es so?

    Ob das nur uns integrierten Gaijin so geht, oder auch den Expats, die weiter in ihrer Blase leben?

    Hassliebe trifft es verdammt gut, denn irgendwo ist es in Japan doch heimelig. Sicher. Konstant Scheiße ohne gefährlich zu sein (von Erdbeben und Radioaktivität und Chemiekalien allerorten mal abgesehen, natürlich. Aber das gibt es hier ja auch). 楽あれば苦あり...

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    1. Tja, wer, wenn nicht du, könnte meine Situation besser verstehen?

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  4. Lustig^^ mir geht es genau andersrum. Seit ich aus Japan zurück bin (konnte ich nix für, ich musste, Visum blabla).

    Das mit den 2 Ichs ist auch son Punkt. Geht schon soweit dass ich in der 3. Person vergangenheit über mich selbst (Gegenwart)nachdenke. Da laufe ich dann über die Straße und denke ''und er ging über die straße und sah den feschen Mädels in die Augen oder so. Teilweise sogar während Gesprächen^^

    In Japan kam ich iwie besser zurecht. Soll nich heißen ich bin ein ''Ich check alles Japan yow''-Kerl, aber wenigstens hat mein Geist da nich in so ner Parallelwelt gelebt ^^

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    1. Ich gehöre wohl zu den bedauernswerten Menschen, die nirgends richtig zurechtkommen. In D wäre es aber mit Sicherheit noch schlimmer für mich.

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  5. Das liegt eindeutig am Alter. Aber verzweifle nicht! Irgendwann findest du schon eine nette Nihonjin, mit der du die letzten Jahre in Inaka verbringen kannst. ;-)

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  6. Das kommt mir auch sehr bekannt vor!
    Also jetzt nicht das mit den Frauen und dem Sex, aber das mit der Einsamkeit und dem Gefühl, dass man sich manchmal fragt: "Was mache ich eigentlich hier? Und wo hab ich mein Ich gelassen?"

    Wenn du zu dem Schluß kommen solltest, dass es Zeit für eine Veränderung ist, könntest du ja doch mal darüber nachdenken, Japan zu verlassen?

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    1. Tja, das geht leider nicht.
      1. Lasse ich meinen Sohn hier nicht allein. Und wenn du bisher aufmerksam mitgelesen hast, wirst du sicher auch verstehen warum.
      2. Und vor demselben Problem wirst du auch stehen: Ich wohne schon zu lange hier und bin total eingelullt. Ich fühle mich in Deutschland absolut unwohl und bekomme schon nach 2-3 Tagen tierisches Heimweh nach Japan. Ne, eigentlich schon nach 2-3 Stunden.....

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    2. Interessant - was fehlt dir denn dann, wenn du in Deutschland bist?

      Und warum glaubst du, hier nicht mehr zurechtzukommen? Und jetz sag nich, du würdest die freundlichen Bedienungen in den Kaufhäusern vermissen ;P

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    3. Genau bestimmen kann ich das gar nicht. Deutschland geht mir einfach auf den Sack. Die Politik, Medien, die Leute. Frag mal ein paar Leute, die in Japan gelebt haben und dann zurück sind. Die können sich auch nicht festlegen. Ich rede jetzt von denen, die Japan mehr oder weniger freiwillig verlassen haben. Nicht von Losern.

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    4. Hast du auch genau gelesen, was ich geschrieben habe, mein lieber coolio? :)
      Ich habe nicht davon gesprochen, nach Deutschland zurückzukehren, sondern davon, Japan zu verlassen.
      Das mit deinem Sohn verstehe ich natürlich, aber mal rein theoretisch: Gäbe es denn kein anderes Land, welches dich eventuell anspricht?

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    5. Natürlich habe ich deinen Kommentar richtig gelesen, meine liebe Zoomie......
      Aber irgendwie denkt man als Deutscher doch automatisch erstmal an eine Rückkehr nach Deutschland. Geht es dir nicht genauso? Andere Länder? Australien oder Neuseeland fallen mir da spontan ein. Aber weisst du was? Ich glaube, es ist gar nicht ganz Japan, das mir so tierisch auf den Sack geht, sondern nur Tokyo. Ich bin sicher keine Pussy, aber dieser Moloch schafft mich noch. Jedesmal wenn ich hier raus bin, kann ich aufatmen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Japan ist ein wunderschönes Land, sobald man aus den Ballungszentren raus ist. Ach, wem erzähl ich das. Du weisst es doch selbst. Irgendwie beneide ich dich um dein Inakaleben. Ja, ehrlich.

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    6. Du könntest Deinen Sohn ja auch einfach mitnehmen. Ich meine noch ist Japan dem Abkommen ja nicht beigetreten...

      okok, das war ein Scherz. Nicht böse sein!

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    7. Eigentlich nicht.
      Ich will auch nicht wirklich nach Deutschland zurück, aber aus Mangel an realistischen Alternativen wird's wohl in der Zukunft (erstmal wieder) Deutschland werden.

      Ich hasse Großstädte. Das ist ja auch das Problem in Deutschland. Mit meinen Qualifikationen würde ich bei uns daheim auf dem Land keinen "ordentlichen" Job finden, aber vielleicht will ich das auch gar nicht.
      Hier in Japan gibt es ja zum Glück viele Möglichkeiten für mich auf dem Land zu arbeiten!

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    8. Im Grunde ist es mir eigentlich wurscht wo ich lebe. Ich will nur nicht allein sein.
      Das allerschlimmste was einem passieren kann, ist wohl, wenn man sich selbst eingestehen muss, das man, von der Arbeit mal abgesehen, am Tag höchstens 2-3 Sätze mit irgendjemandem gewechselt hat.

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    9. @Anonymtyp:
      Nach ein Paar Jahren Japan ist man einfach grundversaut und nicht mehr in der Lage den kriegerischen Umgang der in Deutschland lebenden miteinander zu ertragen.
      Mag aber auch sein, daß wir Betroffenen überhaupt erst nach Japan sind, weil wir es vorher schon nicht ertragen haben. Dann macht es Japan nochmal schlimmer ;).
      Du willst es noch genauer wissen? Geht nicht, Erfahrungen muß man machen, die kann man nicht vermittelt bekommen.

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  7. Auch auf die Gefahr hin, dass das auf der rechten Schulter sitzende Triebteufelchen abfällig lacht, vielleicht solltest du deinen Scan-Modus ändern? Nicht tit, ass, mumu sondern eye, hip, hand? Schaut sie schlau, gar klug, unfassbarerweise nett? Villeicht sind die Chancen, etwas so Ungewöhnliches zu treffen eins zu liegender Acht, aber gegen den Strich gebürstet, wie du nun einmal bist, wäre dir zuzutrauen, dass du Interessen jenseits der Geschlechtlichkeit hast. Hic Edo, hic salta! Wenn du schon einmal da bist, wo du bist, dann könntest du ja mal versuchen, deinen Charme, deine Klugheit und deinen Wortwitz gewinnbringend einzusetzen.

    Nur meine fünf - oder waren es zwei? - Cent.

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  8. Ja, genau. Für Titten und Arsch bin ich hier ganz einfach im komplett falschen Land. Die paar Frauen, die in der Richtung was zu bieten hätten, werden schon frühzeitig rausgefischt und in die "Idol"-Branche gesteckt. Frag mal die anonyme Frucht deiner Lenden danach, was auf dem Sektor so abgeht. Tatsächlich schaue ich erst auf die Hände. Wer hätte das gedacht?

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