Every day the same old bullshit......

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Ich habe die Wahl zwischen 2 Umsteigestationen. Shibuya oder Shinjuku. Nun, Shinjuku gehört zu den verkehrsreichsten Bahnhöfen der Welt und in der Stoßzeit morgens so um 9 Uhr rum, verlassen ca. 500 Leute in der Sekunde die zahlreichen Plattformen und strömen durch die Katakomben. Also, bevor ich in Shinjuku umsteige, rasiere ich mir lieber mit der linken Hand, mit verbundenen Augen und einem stumpfen Einwegrasierer den Sack. Ohne Rasierschaum. Bleibt also nur Shibuya. Aber in Shibuya das kleinere Übel zu sehen, ist so als ob man zwischen vorzeitiger Ejakulation oder Blähungen mit Ausfluss wählen darf. Jeder Morgen ist eine echte Herausforderung und gehört wohl in die Top 3 der Dinge, die mir hier am übelsten aufstoßen.

Der Gang durch die Katakomben bedarf eines gewissen Systems. Zumindest für mich. Viele Japaner, besonders Männer, nehmen es für gottgegeben, das sie orientierungslos und jedwede vorgegebene Laufrichtung ignorierend, vollkommen losgelöst durch den morgendlichen Ansturm der Massen spazieren können. Bis sie dann im wahrsten Sinne des Wortes auf mich prallen. Im Laufe der Jahre habe ich also ein fast perfektes Frühwarnsystem gegen entgegenkommende Spackos entwickelt. Ich hab das irgendwann schon mal in einem Beitrag erwähnt und will das jetzt nicht weiter ausführen. Sucht selbst. (Anmerk. d. Red.: Das hast du gut gemacht! Bringt mehr Klicks!)

Leider hilft mein Frühwarnsystem nur gegen Objekte auf Kollisionskurs. Gegen Handybremser, Mangaleser, quatschende Paare und Omas mit Rollator, die plötzlich vor einem auftauchen, hilft das herzlich wenig. Ohnehin schon mit einer deutlich längeren Schrittweite als der Durchschnittsjapaner ausgerüstet, muss ich mich oft durch Lücken drängen, die sich in der schwarzen Masse auftun. Wenn dann einer dieser Bremser auftaucht (Die Mr. und Mrs. Important mit ihren Mobiltelefonen hasse ich am meisten!) hilft nur noch Geschwindigkeit drosseln. „Brücke an Maschinenraum! Sofort die Geschwindigkeit drosseln! Handybremser voraus!“ Wie ich die hasse!

Endlich schließen sich die Türen des Zuges. Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Das U-bahnsystem in Tokyo ist absolut spitze. Sauber, schnell, pünktlich und kaum Pannen! In der Welt wird die U-bahn in Tokyo ja immer als Generalbeispiel für das effiziente und genaue Arbeiten der Japaner genannt. Bullshit, sage ich! Die Bahn MUSS so genau funktionieren! Es DARF keine Abweichungen geben! Nicht mal eine kleine! Wer einmal, so wie ich, einen Ausfall der Yamanotelinie mitgemacht hat, der weiß was das bedeutet. Nämlich: Die Kacke ist am dampfen! Und zwar gewaltig!

Nur 10 Minuten Stillstand wegen “Gegenständen“ auf den Schienen (vielleicht der 12jährige Toshi, der von seinen Mitschülern mit Ijime in den Tod gemobbt wurde?) und die Hölle bricht los. Binnen Sekunden sind die Bahnsteige so dermaßen überfüllt, das die Züge schon alleine deshalb nicht mehr fahren können, weil ständig jemand von der Plattform auf die Gleise fällt. Sobald klar ist das der Zug nicht kommt, kehrt die schwarze Masse auf dem Absatz um und versucht in andere Linien, Busse und Taxen auszuweichen und trifft auf dem Rückzug auf die immer noch den Bahnsteig „angreifenden“ Truppen, die keine Info gehört haben, oder es einfach nicht glauben wollen. Chaos! Alles kommt zum Stillstand! Schon nutzen einige Grabscher die Gelegenheit und fangen schon außerhalb des Zuges zu fummeln an! Gelegenheit macht Diebe! Einige alte Leute werden bis in die Bewusstlosigkeit gequetscht! Rettungsdienste versuchen sich einen Weg durch das Getümmel zu schlagen! Wohoho!

An den Gates der anderen Linien stehen jetzt Bahnbeamte mit kleinen Zetteln in der Hand, auf denen steht das nicht der Überbringer, sondern JR an seinem „zu spät kommen“ schuld ist. Sie kommen kaum mit dem Austeilen nach. Nach 10 Minuten rollt wieder der erste Zug im Schneckentempo an die Plattform, damit wenigstens keiner mehr auf die Schienen fällt. Nach ein paar Minuten kommt die Durchsage, das die Strecke wieder frei ist. Die Türen öffnen sich. Die Drücker mit ihren weißen Handschuhen müssen jetzt Schwerstarbeit leisten. Mehrmals öffnen sich die Türen wieder, weil doch noch eine Handtasche heraushängt. Im Schneckentempo geht es durch die anderen Bahnhöfe, weil sich auf deren Bahnsteigen natürlich auch die nicht abtransportierten Massen stapeln. Der Zug ist zu 150% voll. Aggressivität und Schweißgeruch liegen in der Luft.

Doch nach einer Stunde ist der Zauber vorbei. Nur noch die vielen verlorenen „Entschuldigungszettel“ und die erschöpften Gesichter der Bahnmitarbeiter erinnern an das Chaos zuvor. Mehrere hunderttausend Leute sitzen nach ordentlicher Verspätung an ihrem Arbeitsplatz und können nun endlich in den erhofften Dämmerzustand bis zum Feierabend fallen. Tokyo tickt weiter.......






Beobachtungen 3

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Kap.1

Als ich heute Morgen so im Zug meinen Gedanken nach hing, erinnerte ich mich plötzlich an einen längst verdrängten Vorfall. Als ich noch verheiratet war, habe ich einmal nachts einen Spanner dabei erwischt, wie er am Fenster des Nebenhauses stand und meine Nachbarn beim Rumfummeln beobachtete. Ich bin sofort raus, habe ihn aber leider nur noch an der Jacke zu fassen bekommen, die ich ihm dann auch komplett runtergerissen habe. In der Jacke: Zigaretten und eine Google Maps Satellitenansicht der Nachbarschaft mit irgendwelchen Notizen auf Japanisch. Trotzdem fragte mich die herbeigerufene Polizei, ob der Täter ein Ausländer war. Und zwar noch bevor sie fragten, ob er Japaner war.

In der Folgezeit bekam meine Frau mehrere eigenartige Anrufe, in denen ein „Kommissar“ wissen wollte, wann sie duschen geht, was sie zum schlafen anzieht, wie oft wir Sex haben und so weiter. Treudoof wie viele Japanerinnen nun mal sind, ist sie ihm erstmal auf den Leim gegangen, bis er etwas „direkter“ wurde. Ein Anruf bei „seiner“ Dienststelle brachte dann ans Licht, das ihn dort niemand kennt. Erst wollte bei der Polizei niemand so richtig reagieren, weil ja „noch nichts passiert“ sei. Erst als ich mit brutaler Selbstjustiz drohte, kam Bewegung in den faulen Haufen und eine Fangschaltung wurde installiert. Die Anrufe hörten dann auch auf. Wir bekamen aber keine Auskunft von der Polizei, was sich da jetzt abgespielt hat. Eigenartig nur, das in dem Zeitraum ein Apartment im Nebenhaus geräumt wurde, dessen Mieter laut Nachbarn eines Nachts „abgeholt“ wurde.

Ich kannte den Mieter. Ein junger Japaner. Student. Er hat sich ein paarmal mit mir unterhalten. Sein komischen Fragen nach meiner Familie kamen mir damals ein bisschen schräg vor, aber keinesfalls verdächtig. Ob er auch der Spanner war? Vermutlich. Der hatte nämlich Schlappen und eine Schlafanzughose an, mit denen man sich normalerweise nicht allzu weit von seiner Bude entfernt. Ob er uns auch beobachtet hat? Mag sein. Wir hatten zwar Rollos im Schlafzimmer, aber oft haben wir es erst gar nicht bis ins Schlafzimmer geschafft. Nun ja, ich hoffe das er im Knast einen lieben Zellengenossen hat, der sich ganz besonders „liebevoll“ um ihn kümmert......



Kap. 2

In Japan gibt es keine Verbrechen. Punkt. Aus. Basta. Und wenn Verbrechen begangen werden, dann nur von Ausländern. Aus. Basta. Punkt. Das ist zumindest der allgemeine Tenor der japanischen Medien und ja, leider auch der meisten Japaner. Nachdem endlich auch ein Deutscher als „gefährlicher Verbrecher“ in den Medien aufgetaucht ist, sind leider auch wir Deutschen nicht mehr vor diversen Anschuldigungen sicher. Immerhin kann ich mich, ganz der japanischen Doktrin folgend, damit herausreden, das der Student der vor den Bullen abgehauen ist (http://www.tabibito.de/japan/blog/2013/11/15/neu-kommunale-durchsagen-in-japan-jetzt-auch-auf-deutsch/), kein „reinrassiger“ Deutscher ist. He, was denn? Hier darf man das sagen!

Wenn man aber mal etwas genauer hinter die Kulissen schaut und nicht nur das liest, was in westlichen Mainstreammedien so steht, kommt man schnell dahinter, das in Japan genau so viel kriminelles Zeuch vorgeht wie in anderen Ländern. Man kümmert sich hier nur besser um die „gerechte Verteilung“ der Verbrechen in den Medien. Wenn ein Ausländer mal aus dem Ruder läuft, kommt er auf die Titelseiten und in die Abendnachrichten, in denen mit Computergrafiken eine genaue Analyse des Verbrechens aufgearbeitet wird. Das in der selben Zeit tausende von japanischen Frauen von japanischen Männern gestalkt werden, hunderte von japanischen Frauen von japanischen Männern vergewaltigt werden (gern auch Minderjährige) und auch jeden Tag japanische Frauen von japanischen Männern ermordet werden, geht in dem ganzen Trubel um die „gefährlichen Ausländer“ gern mal komplett unter.

Aah, das friedliche Japan, in dem man die Haustür nicht abschließen muss. Haha! Ja genau. In Deutschland habe ich an noch keinem Privathaus Aufkleber von Sicherheitsfirmen gesehen. Hier in Japan, besonders in den Großstädten ist das völlig normal und ein Riesengeschäft. Aber warum? In Japan wird doch nichts gestohlen, oder? Doch! Einige Gegenden Tokyos scheinen sehr beliebt bei Einbrechern zu sein. So z.B. Machida, oder Azabu. Nimmt man die täglichen Wohnungseinbrüche in Japan mal zusammen und geht davon aus das die Japaner recht haben und nur Ausländer diese Verbrechen begehen, müssten eigentlich ALLE Ausländer hauptberufliche Ganoven sein. Gut, ein paar der Ausländer die ich kenne, sind sicher nicht ganz koscher, aber normalerweise gehen wir alle einer geregelten Arbeit nach, oder lassen uns zumindest von einer reichen Japanerin haushalten.


Typischer Alsok-Wachdienst-Mietbulle

Noch dazu hat man zumindest als Nichtasiate überhaupt keine Möglichkeit, nach einem Verbrechen einfach so in der Masse unterzutauchen. Irgendeiner hat immer den Gaijin gesehen. Verlasst euch drauf!

Aber man sieht doch kaum Polizisten in Tokyo (ausser an der US-Botschaft....). Wenn so viele Verbrechen begangen werden, warum gibt es dann nicht mehr Polizisten? Gute Frage! Die gibt es! Die sitzen aber nicht als Büttel verkleidet in ihrem Koban, oder halten gefährliche Terror-Obasan auf ihren Mamacharis an, sondern gehen in zivil auf Streife. Knapp 50% der Streifenpolizisten in Tokyo arbeitet „verdeckt“ in Zivilklamotten und mischt sich unter die Menge. Verglichen z.B. mit Deutschland, ist das eine gewaltige Menge.




Kap. 3

Wusstet ihr eigentlich schon, das der im Augenblick in Deutschland wieder so beliebte „Enkeltrick“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Enkeltrick) gar nicht in Deutschland, wo sich ja angeblich keiner um seine alten Familienmitglieder kümmert, als erstes aufgetaucht ist, sondern lange vorher in Japan, wo sich ja jeder mit Leib und Seele um seine alten Familienmitglieder kümmert (zumindest lt. vorherrschender Meinung in Westmedien...) „erfunden“ wurde?  In Japan heißt der Enkeltrickbetrug "Ore ore sagi" (Ich bin's,ich bin's-Betrug), weil die Trickbetrüger sich per Telefon bei alten Leuten mit "Ore da yo, ore!" (Ich bin's) melden, die verwirrten alten Leute sie dann beim vermuteten Name nennen und schon schnappt die Falle zu. Die Schadenssummen sind gigantisch (mehrere 100 Millionen Euro im Jahr) und genau da kommen wieder die „verdeckten“ Polizisten ins Spiel, die in Banken und Postämtern die Senioren ansprechen, die gerade größere Summen abgehoben haben. Und das, obwohl es doch in Japan angeblich so sicher ist. Wer dahinter steckt? Die Yakuza, diese edlen Ritter, die sich nicht an einfachen Leuten bereichern.......

Hält sich doch seit Ewigkeiten die Geschichte, das die edlen Yakuza nach dem Beben in Kobe (1995) noch vor den Rettungsmannschaften als erste vor Ort waren und mit Decken, Lebensmitteln und Zeugs ausgeholfen haben. Das stimmt! Man darf aber nicht unterschlagen, das sie NUR ihren zahlreichen Mitgliedern geholfen haben und nicht der "normalen" Bevölkerung.

Fakt ist: In Japan gibt es genau so viele Verbrechen wie in anderen Ländern. Nur wir Ausländer bekommen davon halt nichts davon mit, da wir uns meistens nicht mit den einschlägigen Medien auseinandersetzen. Besonders die männlichen Ausländer. Bei den weiblichen Gaijin sieht es da schon anders aus, kann so doch fast jede meiner weiblichen Gaijin-Bekannten mehrere „Vorgänge“ aufzählen. Meistens geht es um Stalking oder sexuelle und allgemeine Belästigungen. Und man höre und staune: Meistens sind die Täter Japaner........

UPDATE: Wer sich dafür interessiert, was hier tatsächlich so an Verbrechen abgeht, dem empfehle ich wärmstens folgende HP: http://xn--g4xo5ykna.net/  Alles in Japanisch, aber Google Translate verschafft einen Überblick. Danke nochmal an Tabibito für den Link.

Wird fortgesetzt........ 

Beobachtungen 2

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"Der Tag, an dem du was Schlechtes machst, mach es vernünftig. Die Welt ist für die Durchtriebenen und nicht für die Doofen" (Volksmund)



Auf meinen letzen Eintrag gab es erfreulich viele Reaktionen, ja sogar eine Art Diskussion im Kommentarbereich. Schön! So soll das sein! Erst ein gut gefüllter Kommentarbereich macht einen Blog lebendig und ermuntert immer wieder zum weitermachen. Offensichtlich scheine ich mit meinen Beobachtungen nicht so ganz daneben zu liegen, ist doch die Mehrheit der Kommentatoren grundlegend meiner Meinung. Ja, Ausnahmen gibt es auch, aber dort wird immer mit den gleichen Totschlagargumenten gearbeitet: Erdbeben und andere Katastrophen, Klima und Konsorten sind an allem Schuld. Und wenn man diese Argumente sinnvoll widerlegt, wird es persönlich. Ist nicht schlimm, auch dafür habe ich Verständnis und werde nicht nachtreten. 


Fortsetzung


.........so gemacht und deshalb machen sie es auch weiter so. Basta! Wer dieses eigenartige Einstellung verstehen will, muss sich den Werdegang eines normalen Japaners mal etwas genauer anschauen. Schon im Kindergarten lernen die Kinder auf Zuruf (man könnte auch Befehl sagen...) aufzustehen, sich zu versammeln, essen zu gehen, schlafen zu gehen, usw. Gut, das ist ja in westlichen Kindergärten nicht anders, oder? Doch! Denn in Japan gibt es für jede auszuführende Handlung gewisse Sprüche (Aisatsu), die zu gewissen Handlungen aufrufen. Und auf die Aufforderung antworten die Kinder geschlossen. Wie beim Militär? Nun, nicht unbedingt weit hergeholt......

In den Schulen geht es weiter: Man stelle sich nur mal während des Sportunterrichtes an einen Schulzaun und horche dem Ton der Sportlehrer, gern auch durch ein Megaphon verstärkt. Keine Aktion bleibt unkommentiert, ständig folgen Aufforderungen wie z.B.: „Yamada, Ball aufheben! Suzuki, schneller laufen! Ueda, Maul halten! Und so weiter. Und das hört ja nach der Schule nicht auf! Ihr Leben lang werden Japaner von Ansagen durchs Leben dirigiert: „Vergiss dies nicht, lass das nicht liegen, setz dich gerade hin, telefoniere nicht, halte einfach generell dein Maul und hör zu!” Ob im Zug, im Flugzeug, im Amt, in der Muckibude, im Lovehotel und draussen auf der Straße, überall wird man permanent zugequatscht. Selbst zuhause geht es weiter! Waschmaschinen, Toaster, Microwelle, ja sogar das Badezimmer, quatschen einen dauerhaft zu!  

Dahinter steckt durchaus ein System. Wird man doch so schon von Kindesbeinen auf Gehorsam konditioniert. Das japanische System der schnellen Industrialisierung brauchte keine Intellektuellen, sondern Arbeitsdrohnen. Leider haben die Machthaber den entscheidenden Zeitpunkt verpasst und das System praktisch unverändert in die Zeit nach der „Bubble“ übernommen. Individuelles Denken ist nicht gefragt, nur das Funktionieren in der Gruppe, sprich Firma. So wird japanischen Kindern jedwede Kreativität abtrainiert. Aussenseiter werden mit Zustimmung der Lehrer gemobbt. Von der tollen Kultur- und Naturliebe der Japaner wird wohl in den Schulen gesprochen, gelehrt wird sie aber nicht. Kein Wunder also, das es den meisten Japanern „am Arsch vorbei geht“, was mit ihrer Kultur und Natur passiert.

Diese Konditionierung auf Arbeitsdrohnen ist bereits nach der High School vollkommen abgeschlossen. Wenn die Eingangstests für die Universitäten, die praktisch nur aus reinem Auswendiglernen bestehen, abgeschlossen sind, genießen die Studenten ihre letzten 4 Jahre in Freiheit. Selbst auf Eliteunis wie der Todai finden sich überraschend wenige „aktive“ Studiengänge. Wozu sollen die Studenten auch noch aktiv studieren? In den Firmen werden sie eh aufs neue spezifisch auf ihren Job angelernt. Zu viel individuelles Wissen schadet da nur.

Für die rechte Regierung Japans tun sich so ungeahnte Möglichkeiten auf. Rechte Regierung? Ja! Eine aktive Linke gibt es in Japan nicht. Die Koalition kann man nur mit sehr viel Nachsicht als „gemäßigt“ rechts bezeichnen. Lassen sich doch dank Konditionierung leicht kriegerische Parolen verbreiten, die bei der angesäuerten Bevölkerung auf fruchtbaren Boden treffen. Siehe den gegenwärtigen Konflikt mit China, oder die alten, schwelenden Konflikte in ganz Asien. Außerhalb der Parteien gibt es eigentlich nur noch die Ultrarechten, die mit ihren schwarzen Vans durch die Gegend fahren und die Japaner mit ihren, gern durch aufwändige Megaphonanlagen bis zur Schmerzgrenze verstärkten Parolen, eine weitere Konditionierung verpassen. Und wer als Politiker oder Person des öffentlichen Wesens zu weit nach links kippt, dem statten die lieben Herren mit den schwarzen Vans gerne einen mehrtägigen Besuch ab. Direkt vor der Haustür und mit voll aufgedrehtem Soundsystem und wütenden Demonstranten. Polizei? Haha! Ja genau! Die wird sich hüten einzugreifen. Schließlich wollen die Büttels auch nach dem Dienst ein ruhiges Leben haben. Außerdem könnten sie ja in der Zeit keine alten Leute auf ihren Terror-Mamacharis anhalten.......

Ein perfektes System also. Fast. Hat man es doch verpasst, in eine Zukunft nach dem Kopieren von westlicher Technologie und dessen Massenverbreitung durch die japanischen Arbeitsdrohnen zu investieren. Nun stehen sie da die Japaner, mit einem unaufholbaren Rückstand auf die westlichen Industriestaaten, einer kaputten, zubetonierten Natur, kaum zu kreativem Denken fähigen Akademikern und nur noch in Spuren vorhandener Kultur. Selbst China und Indien sind technologisch weiter. Alles Quatsch? Gut, dann nenne mir doch jemand z.B. eine japanischstämmige Softwarefirma die in etwa mit Größen wie Microsoft, SAP, Oracle, Novell, Adobe, usw. mithalten kann. Schwierig was? Es gibt keine! Ja aber .......... Toyota ist doch der größte Automobilhersteller. Ja, mag sein. Aber Kreativität ist eher bei den Softwarehäusern gefragt, während die Automobilhersteller nur von eben diesen Kreativcentern abgreifen und bei eigenen, echten Innovationen mächtig abstinken....

Es hat schon seinen Grund, das eine einzige europäische Universität (Cambridge) 7 mal so viele Nobelpreisgewinner hervorgebracht hat, wie ganz Japan. Nicht mal wenn man nur noch die lebenden Nobelpreisgewinner aus Cambridge zählt, macht Japan einen Stich. Und wo haben die paar japanischen Nobelpreisgewinner (ausserhalb des Nobelpreises für Literatur) zum grössten Teil studiert? Kleiner Tip: Nicht in Japan!


Wird fortgesetzt..........

      

Beobachtungen

31


Jiguruma ni oppishigareshi sumire kana.

Das Haiku ist ein Zeichen für die tiefe japanische Naturliebe. Es entspricht der japanischen Vorstellung, wonach Haiku „die eigentliche Naturdichtung der japanischen Seele“ sei (Toshimitsu Hasumi).



Ich hasse Jetlag! Wenn ich dann mal vernünftig schlafen kann, träume ich den wildesten Scheiß. Jetzt grad zum Beispiel träume ich, das ich von lauter blonden Frauen mit großen Brüsten umgeben bin. Halt warte, das ist gar kein Traum! Ich bin nämlich in Polen auf Biztrip. Das heißt, ich war dort. Letzte Woche. Schön wars.

Es gibt dort tatsächlich noch mehrere vollkommen historische Städte und trotz 2 Weltkriegen, mehreren innereuropäischen Kriegen, zig Aufständen, Kommunismus und reichlich Wodka, konnte Polen sich seine Vergangenheit bewahren. Japan wurde nicht einmal ansatzweise von fremden Truppen eingenommen, noch von seinen Kriegsgegnern nachhaltig verwüstet und trotzdem findet man kaum noch historische Bauten, geschweige denn historische Städte oder Dörfer abseits der typischen „Touristenfallen“. Kyoto? Bis auf ein paar Tempel eine kotzhäßliche Stadt voller Betonbunker. Selbst wenn man an den Sehenswürdigkeiten Fotos macht, muss man den Bildausschnitt bewusst eng halten, wenn man nicht irgendwelche Betonklötze, Lovehotels, Strommasten oder irgendwelche rostigen Wellblechbuden auf den Fotos haben will. Ist alles unsere Schuld! Ja! Schließlich haben wir Westler doch das arme Japan angegriffen. Japan hat sich nur verteidigt.

Eigenartigerweise sind aber in Kyoto gar keine Bomben runtergekommen. Die Amerikaner haben extra eine Ausnahme gemacht und dieses damalige Weltkulturerbe ausgespart und nicht vollkommen ausradiert, wie zum Beispiel Dresden. Trotzdem finden sich in Dresden alle Nase lang historische Bauten. In Kyoto? Nope. Von 1-2 Straßenzügen, die leidlich mit viel Beton für Touristen instand gehalten werden, mal abgesehen, gibt es da nix. Nach Kyoto fährt man morgens hin und abends wieder zurück, weil es einfach keinen Grund gibt, dort über Nacht zu bleiben. Ein paar Stunden reichen und man hat das komplette Kulturgut Japans gesehen. Nach dem 2. Weltkrieg haben die Japaner ihr Kulturerbe, die wunderschöne Stadt Kyoto selbst „zerbombt“ und einen alten Straßenzug nach dem anderen platt gemacht, um Platz für seelenlose Betonklötze wie den neuen Hauptbahnhof zu schaffen.

Man stelle sich mal vor, man steigt z.B. in Florenz aus dem Zug aus und steht plötzlich in einem überdimensionierten Ufo aus Beton und Glas. Vollkommen geschockt draußen angekommen, wird man dann von ein paar ultrabunten Comicstatuen aus Plastik begrüsst die einen kaum von der rot-weißen Hässlichkeit des Kyoto-Tower ablenken können. Um überhaupt ein historisches Gebäude sehen zu können, muss man den Bus oder ein Taxi nehmen. Es gab damals Planungen, den kompletten Bahnhof unterirdisch zu verlegen. Nein, teurer war das nicht. Wohl einfach nur zu „uncool“. Die Bäume um den alten Bahnhof wurden ohne Federlesen abgesägt. Aber dafür gibt es ja jetzt eine Lightshow mit der Kirschblüte oder den verfärbten Herbstblättern im Ufo.

Auf den Dörfern mit einigermaßen historischer Restbebauung sieht es nicht viel besser aus. Da werden riesige Monstren von „Mehrzweckhallen“ in die Reisfelder geknallt um der alternden Landbevölkerung so etwas wie „kulturelle Gemeinschaft“ zu ermöglichen, anstatt die verbauten Riesensummen für die Instandhaltung von historischen Ortskernen zu verwenden. Wenn dann mal Häuser renoviert werden, wird die historische Struktur komplett entfernt und durch Plastik und Rigips ersetzt. Und damit man wenigstens noch was zum Leiden hat, wird keine neuzeitliche Heizung oder Isolierung eingebaut. Man denkt schon seit zig Jahren darüber nach, die Stromleitungen im Untergrund zu verlegen. Macht ja auch Sinn in einem erdbebengefährdetem Land, da herabstürzende Masten oder herunterhängende Kabel eine Riesengefahr darstellen, die auch noch die Evakuierung behindern. Nein, das haben die Japaner immer schon so gemacht, also machen sie es auch weiterhin so. Außerdem kann man mit den Betonmasten richtig gut Geld verdienen. Das viele Bürokraten aus den Behörden für Bau und Konstruktion nach ihrer Pensionierung noch in der Bauwirtschaft landen, macht ein Umdenken fast unmöglich.

Ca. 90% der verbleibenden Landbevölkerung arbeitet in Beschäftigungsmaßnahmen der Bauindustrie und betoniert so langsam aber sicher auch noch den letzten Berghang zu, baut vollkommen unnötige Strassen in die Wälder, in denen kaum Holzwirtschaft betrieben wird, oder kanalisiert jeden noch so kleinen Bachlauf. Während in der restlichen zivilisierten Welt die Flüsse wieder naturalisiert werden, verkauft das Konglomerat aus Yakuza, Bauunternehmen und korrupten Politikern diese Flüsse als große Gefahr, die gebändigt werden muss. Über 90% der japanischen Flüsse sind künstlich eingefasst! Über 40% der japanischen Küste werden von hässlichen Betonklötzen verziert, obwohl man im Westen schon vor Jahren festgestellt hat, das diese Maßnahmen gegen Unterspülungen eben grade die Unterspülungen des Strandes nur noch weiter beschleunigen. Stoppt man das ganze deshalb? Nein. Das waren ja westliche Studien und außerdem haben die Japaner das ja schon immer..........


Wird fortgesetzt........ 

Die 3 Affen (sambiki no saru)

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Ignoranz ist keine Lösunglediglich ein Aufschub dessen was zu klären ist !


Widerwillig lasse ich mich von den schwarzen Massen durch den Bahnhof treiben. Schwarz und Grau sind die vorherrschenden Farben. Ein paar Farbtupfer stechen heraus. Meistens sind das Frauen, oder Salarimen bei denen es wieder nicht für einen Mantel gereicht hat, den man zum Anzug tragen kann. Muss halt die gute alte Daunen-Langjacke mit Fellkragen als Mantelersatz herhalten. Gern in auch in Violett oder weiss. Oft schon ein bisschen speckig. Nun ja, dafür habe ich vollstes Verständnis, Haare färben und Augenbrauen stutzen kostet schließlich ne Menge Geld. Nein, ich rede hier nicht von Frauen.


Für jemanden wie mich, der hier schon ein paar Jahre lebt, wird es immer schwieriger, in den Blogposts eine gewisse Balance zu halten. Schliesslich will man ja nicht nur schlechtes schreiben, oder nur gutes. Tja, tut mir leid. Ich schreibe was ich will. Oft sind das eben Sachen, die mir durch den Kopf wehen (neben all dem "Meeeeeeh".....) und die ich dann sofort aufschreiben muss. Leider gehöre ich nicht zu denjenigen, die einfach ohne Mühe irgendein Gesülze schreiben können und dann zig Likes auf Facebook bekommen. Nope! Ich muss jeden brauchbaren Gedanken sofort festhalten. Dafür nutze ich meistens mein Telefon und hacke alles was mir durch den Kopf geht in die "Notizenapp", die mittlerweile schon einen solchen Umfang hat, das ich eine eigene Buchserie daraus fertigen könnte.

Nein, vergesst es. Es kommt einiges davon in diesen Blog, der ja oft so aussieht, als ob es kein System gibt. Aber das meiste sind wirklich sehr private Gedanken, die ich einfach für später festhalten will. Vieles wird auch wieder gelöscht. Oft sind es auch Tagträume, die ich nicht vergessen will. Was mit diesen Sachen mal passiert, weiss ich noch nicht. Wenn ich mal viel Zeit habe, wird daraus vielleicht ein Buch? Haha, sicher sitze ich dann am Schreibtisch, habe die Hände auf der Tastatur und auf dem Bildschirm steht: 
Kapitel 1               Mööööööööööööööööööööööööööööööööööööööhhhhh.........

Besonders in letzter Zeit sticht in der deutschen J-Bloggerszene nichts Interessantes mehr heraus. Nein, ich will ja nicht nur negatives lesen, aber es sieht halt oft so aus, als ob viele anfangs himmelhoch über Japan jauchzende Blogger langsam von der Realität eingeholt werden und dann aufhören, regelmäßig ihrem gelobten Land zu huldigen. In anderen Blogs werden J-Pressemitteilungen übersetzt, ein wenig ausgeschmückt und dann zur Diskussion freigegeben, aber wirklich viel kreatives kommt dabei nicht heraus. Ganz anders geht es da in der englischsprachigen Bloggerszene ab.

Nun gut. Soll mein Blog den Eindruck vermitteln, das Leben in Japan wäre schrecklich? Viele Einträge lesen sich vielleicht auf den ersten Blick so. Naja, auf den zweiten auch. Aber nein. Man kann als Ausländer ganz wunderbar in Japan leben. Besonders als "weisser" Ausländer. Man kann sich schnell an die besondere Aufmerksamkeit und Freundlichkeit gewöhnen, die einem die Japaner entgegenbringen. Besonders wenn man wie die berühmten 3 Affen durch den japanischen Alltag stolpert: Nichts hören, nichts sehen und nichts sagen. Natürlich kommen diese berühmten 3 Affen sogar aus Japan (http://de.wikipedia.org/wiki/Drei_Affen). Wie passend......

Und tatsächlich, wenn man nicht zu viel denkt, wenn man nicht zuviel liest, wenn man nicht gut genug Japanisch lernt, um zu wissen, was um einen herum gesagt oder geschrieben wird und wenn man damit klar kommt, dass Menschen ständig lächeln und "höflich" sind und einen behandeln wie etwas ganz besonderes (entweder wie ein Genie oder einen kompletten Idiot...), dann, ja dann kann man hier ein sehr angenehmes Leben leben. Natürlich ist die Tatsache, das man nicht ernst genommen wird, das die Japaner nicht wirklich erwarten, dass man an der Gesellschaft teilnehmen kann, oder Arbeiten mit ein wenig mehr Verantwortung als z.B. Kellner oder Assistenzlehrer ausüben kann, nicht für jeden so leicht zu akzeptieren. Nicht viele können diese Selbsttäuschung für mehr als ein paar Jahre aushalten. Wer nur gelegentlich oder als Tourist, Student, oder Expat ins Land kommt, der kann diese Täuschung sein Leben lang aufrecht erhalten.  


Diese Variante passt sogar besonders gut......


Leider glauben viele Ausländer, besonders junge Männer, bei all der Aufmerksamkeit die sie von den Japanern bekommen, sie seien etwas besonderes und in ihren Heimatländern hätte das nur niemand bemerkt. Nun tun sich gleich mehrere Szenarien auf: Entweder man ist ignorant und ....... naja ......... doof genug, um damit sein Leben lang klar zu kommen. Oder man kommt irgendwann dahinter, das einem die Japaner nur "den Arsch abputzen", weil sie glauben das man als Bakagaijin dazu eh nicht in der Lage ist. Dann kann man sich, so wie die meisten, nach ein paar Jahren völlig desillusioniert aus dem Staub machen, oder so wie der harte Kern der "permanent Aliens", die ganze Sache aussitzen, oder ausfechten. Ich habe einen guten Grund hier zu sein: Mein Kind. Und allen anderen rate ich auch zu einem guten Grund. Ansonsten würde ich ein Leben in Japan, besonders für einen längeren Zeitraum, nicht in die engere Wahl ziehen. Ich glaube, jeder "permanente" macht seine Phasen im Wechsel durch. Ich zumindest habe sowohl meine ignoranten Phasen, als auch mehr kämpferische. Wo das ganze hinführt? Wer weiß das schon? In den totalen Wahnsinn? In die totale Ignoranz?  Totale Assimilation eben durch Ignoranz? Die totale Erinnerung? Und wenn ja: An was?

Memoirs of a mostly dependable friend....

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“Was soll das überhaupt heissen: Memoiren eines meistens zuverlässigen Freundes? Schreibt man seine Memoiren nicht erst, wenn man total mit der Welt abgeschlossen hat, so wie Boris Becker?“

„Hmpf, schnarch! Was? Ich wünsche dir auch einen guten Morgen. Wieso bist du überhaupt schon aufgestanden?“

„Ja, du mich auch! Machst du Witze? Suffkopp! Ich bin schon seit 3 Uhr wach! Erst ertränkst du dein Bullshitzentrum mit Jägermeister, dann lässt du mich arbeiten bis ich total ausgepumpt bin und dann pennst du ein, ohne vorher nochmal Pipi zu machen! Schau mal wie rot ich bin! “

„Wow! Na danke! Jetzt bin ich auch wach! Ich dachte, das rote ist das Nachtlicht! Wann ist sie denn gegangen?“

„Keine Ahnung. Ich weiß nur wann sie gekommen ist. Bwahahaha! Der war gut, was?“

„Oh ja, an dir ist wirklich ein Komiker verloren gegangen!“

“Ne echt Mann, keine Ahnung. Ich bin ja offensichtlich schon vor dir eingepennt. Nur „aufgestanden“ bin ich schon früher. Und jetzt steh du endlich auch auf und geh pinkeln! Es brennt schon !”

“Oh Mann, ich hoffe das Brennen kommt nur davon. So und jetzt ist mal Ruhe!”

„Jaja, mit mir kannst du es ja machen! Da werd ich den ganzen Abend hin- und hergezogen und geschoben, gebissen, geschlagen, gerieben und dann sowas!“

„Ok, ist ja schon gut. Zur Versöhnung gehen wir gleich schön baden.”

„Na gut. Aber nicht so heiss. Ich stehe sowieso noch in Flammen!“



10.30 Uhr, Sonntagmorgens in Tokyo, ein neuer glorreicher Tag beginnt..........

Schritt 3

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Geborgenheit

Mit dem Ausdruck Geborgenheit wird ein Zustand des Sicherheits- und Wohlgefühls beschrieben. Geborgenheit ist mehr als nur Sicherheit, Schutz und Unverletzbarkeit; Geborgenheit symbolisiert auch Nähe, Wärme, Ruhe und Frieden. Der Ausdruck gilt gemeinhin als unübersetzbar, existiert aber auch im Niederländischen und im Afrikaans, fehlt jedoch etwa im EnglischenFranzösischen und Russischen. (Wikipedia)


So, liebe Yuki, Aiko, Naomi, Reiko, Kumi, Nana, oder wie sonst du auch heissen magst, jetzt ist Feierabend! Du kannst mich mal. Wenn du demnächst ein Stück “Gaijin Beef” brauchst, geh zu Mc Donalds und kauf dir nen Hamburger. Oder stell dich zu dem Rest der Roppongischlampen und warte auf eine gute Gelegenheit. Eine bessere als mich.

Dein oberflächliches Getue, dieses ganze Kawaii hin und her, dieser ganze Tatemae und Honne-Scheiß, alles das geht mir auf den Sack. Was nützt es denn, wenn man zwar ganz schön süß ist, aber ansonsten auch nur ganz schön doof. Oh, sorry. Ich meine natürlich naiv. Dieses ständige dusselige Gelaber, bei dem der ohnehin schon spärliche Inhalt durch gegenseitige Verständigungsprobleme komplett verloren geht, tue ich mir nicht mehr an.

Ja, selber Schuld. Was rede ich auch mit dir. Aber man kann doch nicht nur poppen. Irgendwann hat man sich doch auch mal etwas anderes zu sagen, als die Kommandos im Bett. Ich habe bisher erstaunlich wenige japanische Frauen getroffen, die mir intellektuell das Wasser reichen konnten. Nein, ich sage das ganz ohne jede Macho-Überlegenheit. Das ist leider so. Staatliche verordnete Verdummung durch Schule und TV machens möglich. Selbst bei “Akademikern“ (tut mir leid, aber das muss hier einfach in Anführungszeichen stehen.....). Die mit denen man sich stundenlang unterhalten konnte, waren wirklich potthässlich, fett, alt oder alles zusammen, oder sie waren so clever, sich auf gar keinen Fall mit mir einzulassen. Gut. Kann ich ihnen nicht verdenken.

Bei den meisten beschränkte sich das Gesülze auf ihre Hobbies: Essen, schlafen, TV glotzen, einkaufen, usw. Jaha. Und durch die Abschaffung der echten akademischen Titel und den Ersatz durch US-kompatible SBM (Studienbeschaffungsmaßnahmen), steht euch das ganze in Deutschland auch noch bevor. Das TV leistet schon ganze Arbeit, die schulische Inklusion (http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusion_(P%C3%A4dagogik)), die im Augenblick weltweit auf Anraten der UNO (also eigentlich USA) durchgeboxt wird, erledigt den Rest.

Aber ich schweife schon wieder ab. Hier geht es ja um mich und meine innere Ruhe und nicht um eure beschissene Zukunft.......

Und auch du, meine liebe japanische Exfrau, du kannst mich mal am Arsch lecken. Nein, doch nicht so! Das meinte ich eher metaphorisch! Such dir einen reichen Japaner der dich mit durchzieht. Die sollen ja auf bankrotte ältere Frauen mit 3 Kindern von 2 verschiedenen Männern voll abfahren. Hab ich gehört. Ich lasse mich von dir nicht mehr an der Nülle...... öhm...... an der Nase herumführen. Aus! Vorbei! Nein, du brauchst mich nicht mehr mitten in der Nacht anzurufen, wenn du mal wieder besoffen und geil bist. Ich stehe für derlei Dienste nicht mehr zur Verfügung. Ich hab keinen Bock mehr zu sehen, das du dich in zig Net-Singlebörsen anbietest und ständig bei Skype online bist, aber ständig zu mir kommst, wenn du mal „was echtes“ willst. Schluss! Mich gibt es nur noch ganz oder gar nicht. Ja, da gibts nichts mehr zu besprechen. Ich verhandele nicht mit Terroristen! Ich werde mich von jetzt an auf meine einzig wahre Liebe konzentrieren. Mich!

Ah, das tat gut..........



Schritt 2

18

Desintegration

Unter Desintegration versteht man die Auflösung eines sozialen Zusammenhalts innerhalb einer Gruppe, die sich bei sozialem Wandel, insbesondere der Modernisierung, ergibt. Von Desintegration können Staaten, Gesellschaften, soziale Schichten oder Gemeinschaften wie etwa Familien betroffen sein. Desintegration führt bei den betroffenen Gruppen und Individuen zu Desorientierung, die nach Wilhelm Heitmeyers Desintegrationstheorem eine wesentliche Ursache der Entstehung von Gewalt ist. (Wikipedia)


Dampfgekocht steige ich aus dem Zug. Klar, ist ja jetzt Winter, da muss man bei 17 Grad Aussentemperatur den Zug unbedingt auf 25 Grad hochheizen. Nicht das man nachher noch gesund bleibt. Im Sommer wird man draussen gekocht, im Winter drinnen. Nein, Herbst gibt es in Tokyo nicht. Fertig, aus, basta! Zusammen mit den anderen Borgs strebe ich in Richtung Ausgang. Ja, Borgs. Das sind die meisten Japaner für mich. Gleichgeschaltete Menschen, denen jeder Individualismus schon von Kindesbeinen an ausgetrieben wird. Fast wie im Kommunismus. Und gibt es dann man Individualisten, dann sind sie so derart abgedreht, das man eigentlich sie Gaijin nennen muss und nicht uns Ausländer.

Nein, auch nicht richtig. Eigentlich sind die Japaner die Gaijin, nicht wir, die Ausländer. Fertig! Ich hab die Schnauze voll davon, ständig als Aussenstehender behandelt und tituliert zu werden. Wer ist denn hier der Aussenstehende? Ihr seid die verdammten Gaijin! Ihr Japaner wollt doch immer als etwas “besonderes” gelten. Als die reinste Rasse, abstammend von einem Göttergeschlecht. Ja, ihr seid eine ziemlich reine Rasse. Jahrhundertelange Abschottung vom Rest der Welt und damit praktisch einhergehende Inzucht haben wirklich ganze Arbeit geleistet.

Sieht man sich so in der deutschen Bloggerszene in Japan um, gibt es kaum einen Blog, in dem die tatsächliche Situation so wiedergegeben wird, wie in meinem. Fast alle dieser Blogs befassen sich mit der tollen Kultur, den tollen Leuten, dem tollen Essen, der tollen Landschaft, bla bla. Ihr seid nicht viel herumgekommen, was? Schaut man sich dagegen in der viel grösseren englischsprachigen Bloggerszene um, findet man dort naturgemäß viel mehr Blogger, die mit mir auf einer Wellenlänge liegen. Vieles hier in Japan stinkt zum Himmel! Der ständige unterschwellige Rassismus zum Beispiel geht mir tierisch auf den Sack! Ja, Rassismus. Was ist es denn, wenn man jeden Ausländer ausgrenzt und dafür sogar ein Wort hat. Gaijin. Sag doch mal in Deutschland (oder von mir aus irgendeinem anderen Land): „Wer? Ach der Ausländer! Ja, der ist da. Augenblick, ich verbinde.“ Oder sag doch mal zu Erkan: “Für einen Aussenstehenden kannst du aber wirklich gut ......... (hier selbst irgendeine selbstverständliche Tätigkeit einsetzen).

Tja, dann kriegst du eine aufs Maul. Oder wenigstens massiven Ärger. Sowas kann man sich 2013 in der globalisierten Welt einfach nicht mehr bringen. Nein, auch die Japaner nicht! Und wenn sie das bisher nicht kapieren, dann müssen WIR “Aussenstehenden“ es ihnen eben immer wieder einbläuen! Nur durch ständige Wiederholung kriegst du die von Kindesbeinen anerzogene „Besonderheit“, diesen pawlowschen Reflex der Einzigartigkeit, aus den japanischen Betonköpfen!

Und auch du, mein lieber Landsmann, der du schon 20 Jahre in Japan lebst. Auch von dir lasse ich mir keine Scheiße mehr erzählen: “Jaja, Gaijin. Die Japaner meinen das doch gar nicht so.“ Doch! Genau DAS meinen sie, mein lieber Landsmann. Nur weil es ständig wiederholt wird und von so manchem noch im 7. Mangahimmel schwebendem Ausländer, oder nach zig Jahren Dauerberieselung schon abgestumpften „Resident Alien“, anstandslos akzeptiert wird, ist es noch lange nicht richtig!

Ich muss leider eingestehen, das viele meiner Probleme hier dadurch entstanden sind, das man von den Japanern immer so „besonders“ behandelt wird. Sei es nun auf der Arbeit oder im Privatleben, in der Ehe oder unter Freunden, immer ist eine Ab- oder Ausgrenzung allgegenwärtig. Immer wieder bekommt man zu hören: "Das verstehst du als Gaijin nicht. Nur wir Japaner machen das so. Das ist halt ein kulturelles Problem. Für uns Japaner ist das schwer zu verstehen. Und so weiter und so fort." Wenn schon einer anfängt mit: "Nur wir Japaner.....", dann fällt es mir schwer, diesem Gespräch ruhig zu folgen und nicht auszuflippen. Diese Probleme werde ich von nun an aktiv bekämpfen. Es geht einfach nicht mehr anders. Ich kann und will mich nicht allein aus Bequemlichkeit anpassen oder unterordnen.

Meine Arbeitskollegen sind mit ihrer Wortwahl schon sehr vorsichtig geworden. Haben sie mich früher oft direkt, oder im Gespräch mit anderen als Gaijin bezeichnet (Oi Yoshi, guck mal was der Gaijin da wieder macht!), passiert ihnen das jetzt nur noch extrem selten. Tja, das man sie im Gegenzug als koreastämmig oder im Extremfall sogar als von Chinesen abstammend bezeichnet, wirkt oft eher als ein klärendes Gespräch.

Uh, ich wohne doch hier und muss mich dementsprechend anpassen? Das tue ich doch! Ich spreche Japanisch, arbeite hauptsächlich mit Japanern, zahle Steuern wie jeder andere auch, halte mich größtenteils an die Gesetze, kaufe bevorzugt japanische Artikel, mache Urlaub in Japan, habe Sex mit Japanerinnen und habe sogar ein Kind mit einer Japanerin. Ich mag Japan! Irgendwie. Und deshalb lasse ich mich nicht mehr ausgrenzen!

Ich freue mich natürlich sehr über alle Kommentare. Trotzdem würde ich mich diesmal besonders freuen, wenn auch die in Japan wohnenden Leser ihre Meinung sagen. Ich weiss das ihr da seid! Lasst es raus! Wenn nicht hier, wo dann?



*Gaijin (Aussenstehender, ausserhalb der Gruppe)

Ein Schritt zurück

6

Eskalation

Eskalation (frz.: escalier „Treppe“) ist das Steigern und Verschärfen bei der Anwendung von – ursprünglich militärischen und politischen – Mitteln. Eine Sonderform der Eskalation stellt hier der Kaskadeneffekt dar. Er beschreibt eine absteigende soziale Karriere, bei der die Reaktionen einer Person oder Gruppe auf ein Unglück zum Auslöser für das nächste werden. (Wikipedia)


Ich habe offensichtlich Phasen in denen in weniger mitteilungsfreundlich bin als sonst. Im Augenblick ist wieder so eine Phase. Eigentlich sollte ich ja jetzt schreiben, das es mir leid tut und bla bla. Tue ich aber nicht. Blogs die einfach irgendeine Scheiße raushauen, nur um ein bestimmtes Pensum zu erfüllen gibt es ja sicherlich genug da draussen. In der wirklichen Welt......

Eigentlich sollte es nach 8 Jahren keine großartigen Wtf???-Momente mehr geben, aber manchmal schafft es Japan noch, mich vollkommen unvorbereitet zu erwischen. So stehe ich heute Morgen völlig in Gedanken vertieft im Zug als........ Halt! Ihr wollt wissen was mir morgens im Zug so durch den Kopf geht? Hm, schwierig. In Tönen würde ich es etwa so ausdrücken: “Meeeeehhhh, bööööööööhhh, blaaaaahhhh.“ Aber nicht heute Morgen. Da ging es: „Möööööööhhhh, meeeeehhh, ............Ho?“

Erst habe ich mir nichts dabei gedacht, das ich von rechts ständig weggedrückt werde. Schliesslich wollte ich nur in Ruhe meinen Alkohol von gestern ausschwitzen und meinen philosophischen Gedankengängen folgen. Bis mir dann auffiel, das es gar keinen Grund gab, mich ständig anzuschieben. Der Zug war relativ leer. Mit relativ leer meine ich, nur zu 130% voll. Neben mir steht ein junger Japaner. Student. Sehe ich an den Klamotten. Ungefähr gleich groß, aber nur etwa halb so schwer. Nicht besonders attraktiv. Unter seinen Armen zeichnen sich Schweißflecken ab. Kein Wunder, versucht er doch seit knapp 10 Minuten, mich mit aller Gewalt weiter nach links zu schieben, obwohl ich praktisch mit der Haltestange verschweißt bin. Aber warum?

Aha! Ihm gegenüber auf der Sitzbank sitzt ein J-Gal. Auch Studentin. Sehe ich an den Klamotten. Nicht sonderlich attraktiv, wie die meisten Japanerinnen, aber doch irgendwie schnuffelig, so wie die meisten Japanerinnen. Och, Lulatsch will seine Freundin vor dem bösen Gaijin beschützen! Haha! Nope, ist nicht das erste Mal. Oft springen die Typen geradezu in die Bresche zwischen mir und ihrer Trulla, bevor die schädlichen Gaijinstrahlen sie erreichen können. Je nach Laune geht mir das am Arsch vorbei, oder ich lächele die Trulla an, nur damit sich der Typ noch mehr verrenken muss, damit sie mich auch ja nicht mehr sehen kann. Den Mut sich umzudrehen und mich aktiv zu behindern, hatte aber noch keiner. Dafür reicht es dann doch nicht. Aber Hauptsache die Freundin ist schwer beeindruckt von seinem Beschützerinstinkt. Herrlich. War ich auch mal so doof?

Nu gut, langsam geht mir das Gedrücke auf den Sack. Und mein “Opponent” fängt langsam an, unangenehm zu riechen. Mittlerweile läuft ihm der Schweiß von der Stirn. Respekt. Ist immerhin ein ziemlich unausgewogener Kampf: Knapp 100 kg trainierte Boshaftigkeit gegen ....... naja ....... sein wir mal großzügig, 60 kg Tranlappen. Seine Freundin schaut auch schon ganz besorgt.

So, jetzt reichts aber. Gaijinpower ON! Langsam und mühelos schiebe ich ihn mit meinem ganzen Körpergewicht aus dem Dunstbereich seiner Trulla. Soweit bis ich vor ihr stehe. Er hat keine Chance, schließlich hat er sich schon die letzten 10 Minuten total verausgabt. Ich lächele der Kleinen zu, sie lächelt zögernd zurück. 3......2......1, mit einem Ruck lasse ich die Haltestange los, mache einen Schritt nach hinten. Er reagiert zu spät und stolpert ein paar Schritte in die Masse, bis er das Gleichgewicht verliert. Und da liegt er auf der Fresse. Mitten im Zug. Morgens um 8.57 Uhr.

8.58 Uhr. Der Zug erreicht meine Station, ich steige in aller Ruhe aus. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich der Held wieder aufrappelt. Ich gehe langsam Richtung Ausgang, in meinem Kopf macht es: “Meeeehhh, blaaaaahhh, ööööööhhhh“ und ich summe „You win again“ von den Bee Gees. Leck mich am Arsch, heute ist ein guter Tag!



Schritt 1

11

Als ich nach Japan kam, dachte ich: “Ach was, mit den Zwergen werde ich schon fertig. Ich kacke größere Haufen als die.” Nein. Nach etlichen Jahren in diesem Land, in dem sich fast alles nur ums Essen dreht, bin ich mir da nicht so sicher. Bei dem, was sich die meisten Japaner so am Tag reinstopfen und dieses in Relation zur Körpergröße und vor allem zum Gewicht, müssen die gigantische Haufen legen. Hm, wahrscheinlich sind deshalb die Toiletten ausgestattet wie eine Autowaschanlage......

Als ich noch verheiratet war, habe ich mal meine Frau gefragt, wie es bei ihr diesbezüglich aussieht: „Wurst oder Schnecke?“ Sie hat mich nur vollkommen entsetzt angesehen und gesagt: „Das geht dich absolut nichts an!“ „Aber ...... aber ...... ich bin doch nur neugierig!“ Nix zu machen, damit war der Fall erledigt.


Hm, echt beschissener Opener, was?

Alles was ihr bisher in diesem Blog gelesen habt, zeugt von einer gewissen Unausgewogenheit des Verfassers. Ja, natürlich bin ich unausgewogen. Aber ich bin mir dessen durchaus bewusst. Willkommen in meinem Leben. Ich war auch schon unausgewogen, bevor ich nach Japan übergesiedelt bin. Leider war ich so bescheuert zu glauben, das ich in diesem Land wieder zu meiner inneren Ruhe finden würde.

Fail.

Nach all den Jahren mit der Faust in der Tasche, endlosen Diskussionen, einer gescheiterten Ehe und daraus resultierenden Gefühlsausbrüchen, habe ich beschlossen, das es so auf gar keinen Fall weitergeht. Ein Plan muss her.


Schritt 1: Deeskalation

“Deeskalation bedeutet das Verhindern von Konflikten und sich aufschaukelnden Prozessen, also Rückkopplungen, bzw. Teufelskreise und ist die schwierigste Aufgabe im Konfliktmanagement.“ (Wikipedia)

Pfft, „aufschaukelnde Prozesse“, „Teufelskreis“. Hallo? ICH BIN IN JAPAN! Pussies!
Nun gut, nützt ja alles nichts, also hab ich mich von meiner Exfrau/Freundin/Betthase/Booty call/Irgendwas zu einer Partnerschaftsanalyse bei einer japanischen Psychologin überreden lassen. Meine Einwände: “Bei einer JAPANISCHEN FRAU? Das ist ja, wie als wenn man den Teufel mit dem Belzebub austreiben will! Und das wichtigste: Wir sind geschieden! Wir haben keine Partnerschaft mehr!” stießen auf taube Ohren. Wie immer. Aber ich hab Probleme, was?

Gut, zur ersten Stunde sollten wir noch zusammen kommen, zu den nächsten Stunden getrennt und am Ende dann wieder zusammen. Wenn alles gut geht. Geht es nicht......

Schon beim ersten Versuch war den beiden „Verbündeten“ nach knapp 10 Minuten klar, das ich an allem schuld bin. Klar wie Kloßbrühe. Wer denn auch sonst? Ich hätte “unbewältigte Konflikte aus meiner Kindheit“. Jesus! Und dafür bezahle ich ein Heidengeld? Ich war ein glückliches Kind. Ich bin auf dem Dorf zwischen Tieren und in der Natur groß geworden. Meine Sexualität hat sich ganz normal beim Bauern nebenan in der Scheune entwickelt. ICH bin nicht in einer überfüllten, hässlichen, stinkenden Stadt voller Psychopathen aufgewachsen und war mit 19 noch Jungfrau!

Nun gut. Beim 2. Treffen, zu dem ich allein erschien, habe ich der Psychotrulla nach 10 Minuten gesagt, das wenn sie nicht sofort aufhört mit ihrem „Copy and Paste“-Scheiss aus „Psychologie für Dösköppe”, wird hier gleich einer weinen und ich bin es nicht!

Gut, soviel dazu. Hat nicht geklappt.

Hilf dir selbst, dann hilft dir .............. irgendwas eben! Ich muss mir erstmal klar werden, was hier eigentlich meine Probleme sind und eins nach dem anderen angehen. Hört sich an wie ein Plan, was?


Fortsetzung folgt........

Sie liebt mich........ Sie liebt mich nicht.......

20

Langsam laufe ich aus den muffeligen Eingeweiden dieser Metropole zurück an die Oberfläche. Nach einem Taifun ist die Luft klar und frisch und die Gesellschaft braucht erstmal wieder einen Tag um diesen Zustand mit ihren Ausdünstungen zu beenden.

Tokyo. Tokyo macht dich fertig auf verschiedenen Ebenen. Gleichzeitig. In dieser Stadt altert man in Hundejahren. Ich auch? Nein, ich war schon vorher fertig mit der Gesellschaft. Total fertig. Mir war alles scheißegal. Selbst Tokyo konnte da nur noch Marginalschäden verursachen, die letzten Lackreste abbeizen, den Teller ablecken, die letzten Tropfen abschütteln.

Es ist gar nicht die durch ständige Nebenkriegsschauplätze total zermürbend abgestumpfte Arbeit. Oder der knappe Wohnraum, der einen ständig an ein Laborexperiment zur Ermittlung der Widerstandsfähigkeit eines gesunden Verstandes gegen den schleichenden Wahnsinn erinnert. Oder die knappe Freizeit, in der man von einer „Attraktion“ zur anderen hetzt. Nein, es ist auch nicht die Politik, in der ein unfähiger Staatslenker seinen Posten vorzeitig an den nächsten abgibt. Es ist auch nicht die ständige Bedrohung durch irgendwelche Katastrophen.....

Nein, es sind die Leute die einen fertig machen. Das tägliche Zusammenleben mit Japanern erinnert mich irgendwie an vorzeitige Ejakulation und die darauf folgende Enttäuschung. Auf beiden Seiten. Man kann es sich einfach nicht gegenseitig recht machen. Sind es nur kulturelle Brücken die man bauen muss? Nope! Damit ist es nicht getan. Bildlich gemacht, müssen da zigtausende Kilometer von Brücken, Strassen und Tunneln durch einen Dschungel angelehrter „Shoganai“-Ignoranz, „Honne und Tatemae“-Lügen, aufgesetzte Freundlichkeit und ausgrenzendes Gruppenverhalten“ gebaut werden. Bin ich dafür stark genug, oder schwimme ich lieber mit den restlichen Hölzern mit der Strömung? Ich weiss es nicht. Ich begehre auf, ich stecke zurück. Ein tägliches Hin und her das bisher zu keinem Ergebnis führt und mir den Kopf aussaugt.


Ich wollte eigentlich nichts mehr schreiben. Den Blog komplett einstampfen. Wem soll ich noch was erzählen? Wen interessiert in einer immer größer werdenden Masse von abgestumpften Ignoranten noch eine „Restehrlichkeit“? Ich habe mich noch nicht komplett entschieden wie es hier weitergeht. Habt einfach ein bisschen Geduld mit mir. Ja gut, ein bisschen mehr als ihr sie eh schon braucht.......  

Meine 2 Yen......

13

Wir sollen sparsam mit Strom umgehen. Lieber mal ein bisschen schwitzen, die Klimaanlage nicht ganz so weit runterdrehen. Und damit Tepco trotz Sparwille der Bevölkerung immer noch genug verdient, werden gleich mal die Strompreise drastisch angehoben. Die japanische Regierung schreitet nicht ein. Natürlich nicht. Schließlich muss man sich alte Parteifreunde warm halten. Und nach der Beendigung der Politikerkarriere lockt ein Platz im Aufsichtsrat. Nein, die Regierung pumpt sogar noch Unmengen von Geld in Tepco, anstatt dieses Krebsgeschwür endlich pleite gehen zu lassen. Oooh, dann werden aber Tausende von Tepco-Leuten arbeitslos? Wo ist das Problem? An der Atomruine in Fukushima gibt es genug Arbeit!

Der Bahnhof Shibuya wird umgebaut. Alles wird moderner, freundlicher. Ja, zumindest für die Unternehmen dort. Anstatt mehr Platz für die immer weiter wachsende Bevölkerung Tokyos zu schaffen, wird die Station mit noch mehr Läden und Werbeflächen zugepflastert. Als ob nicht schon genug Gedränge herrscht. Da werden mitten im Weg zum JR-Gate 3 dicke Säulen gebaut, die es von der Statik her gar nicht braucht. Waren ja vorher auch keine, stattdessen gab es einigermaßen Platz für die Massen, die sich durch den Bahnhof schieben. In jede dieser Säulen sind 4 50” Monitore eingelassen. Insgesamt also 12 stromfressende Monitore auf 10 Meter Wegstrecke. Klar, aus der Sicht der Werbetreibenden eine gute Idee: Der Verkehr staut sich auf dem Weg zur Treppe, viele Leute sind der Werbung also praktisch ausgeliefert. Aber wir sollen Energie sparen. Damit Tepco genug Strom für so einen Wahnsinn übrig hat.

Was passiert eigentlich mit einem, wenn man so lange in Japan lebt wie ich. Im November werden es 8 Jahre. Eine verdammt lange Zeit. Nun, man verändert sich, passt sich wohl oder übel an die Gegebenheiten seines Gastlandes an. Klar, in den ersten paar Jahren in Japan war für mich vieles eigenartig, ja oft sogar einfach bekloppt. Nach 8 Jahren legt sich diese “Aufgeregtheit”, trotzdem bleibt das Gefühl, in einer Parallelwelt zu leben.

Nein, ich plane keine Flucht aus Japan. Vorerst. Trotzdem denkt man natürlich ständig über Optionen nach. Nach ein paar Jahren kommt das automatisch bei Ausländern die in Tokyo leben. Glaubt mir einfach.

Während meiner Besuche in Deutschland, aber auch in englischsprachigen Ländern, durchfuhr es mich immer wie ein Blitz: „Wow! Die Leute hier verstehen dich, aber sie sehen dich nicht. In Japan sehen sie dich, aber sie verstehen dich nicht.“ In Japan fühlt man sich als Ausländer immer beobachtet. Nach einigen Jahren fällt einem das nicht mehr so auf, bzw. man verdrängt es, aber es ist immer da: Das Glotzen.

Wie würde wohl der umgekehrte Kulturschock für mich ausfallen, wenn ich wieder in Deutschland leben würde? Zuerst einmal würden mich wohl die Massen von Ausländern in Deutschland überraschen. Tja, so hat jedes Land sein „Fukushima“. Ohne das bis ins Detail verfolgen oder diskutieren zu wollen, aber Deutschlands „Atomruine“ ist meiner Meinung nach die total verpeilte Ausländer- und Sozialpolitik.

Ja, auch hier trifft man Ausländer, aber die Hälfte ist auf der Durchreise, die andere Hälfte ignoriert man geflissentlich. Man mag sich nicht. A’la: “Verpiss dich, das hier ist mein Japan!” Meistens sind es jüngere, eher unscheinbare Männer, die noch voll mit dem „Charisma Man“-Syndrom beschäftigt sind. Siehe dazu auch: http://en.wikipedia.org/wiki/Charisma_Man (leider nur Englisch...). Nach ein paar Jahren, wenn einen die Realität mit großen Schritten einholt, legt sich auch das wieder.

Ich müsste mich wohl auch wieder an die deutlich „direktere Art“ der Deutschen gewöhnen. Daran, das manche Dienstleister es nicht so haben mit dem Dienst leisten und daran, das Deutsche einem ihre Meinung auch schon mal offen und unverblümt ins Gesicht sagen.

In Japan habe ich es in 8 Jahren nicht erlebt, das im Straßenverkehr mal jemand so richtig ausgeflippt ist. Naja, ausser ich vielleicht. In Deutschland müsste ich mich wohl erstmal wieder an Sturheit, Uneinsichtigkeit und den Krieg auf der Straße allgemein gewöhnen. Auch das Statusdenken wenn es zu Autos kommt, würde mir nach 8 Jahren  Japan wohl unangenehm auffallen.

Und obwohl es in Japan auch hier und da füllige Menschen gibt, würde mir die schiere Masse an Masse in Deutschland sofort ins Auge fallen. Daran, das ich dann nicht zu 99% der größere und kräftigere wäre, müsste ich mich auch erst wieder gewöhnen.

Heimweh nach Deutschland? Nein! Wenn ich irgendwann mal Japan verlassen sollte, dann eher in Richtung Neuseeland oder Australien. Ist aber zur Zeit kein Thema. Naja, irgendwie doch. Glaube ich..........

UPDATE: Über Nacht wurden 2 weitere Säulen (quadratisch, ca. 1 m Kantenlänge, Bildschirme vertikal montiert) aufgebaut. Natürlich auch mit je 4 50 Zöllern bestückt. Jetzt sind es 20 Bildschirme auf ca. 15 m Laufstrecke. Wahnsinn.......


Wovon ICH rede, wenn ich vom Laufen rede (part 2)

11

Langsam trabe ich an den 16 Ventil-Schnellfickern in ihren 300 Euro-Sportklamotten vorbei. Nach 2 Runden Sprint müssen sie sich erstmal ausruhen, eine rauchen und einen isotonischen Sportsdrink runterkippen. Mein “Sportsdrink” hat 8% und heisst übersetzt wohl sowas wie „Wilde Pflaume extra stark“. Na, wenn das nicht sportlich macht, was dann?

Immerhin hilft es den Scheisstag zu vergessen und macht das eintönige Laufen durch den dunklen Park deutlich interessanter. Ziemlich angesäuselt erwische ich mich schonmal dabei, wie ich über die Wollrattenköter von typischen J-Gals springe, weil die einfach nicht das Linksfahrgebot verstehen. Naja, das und so manches andere auch nicht. Und wenn mich jemand mitleidig anglotzt, wie ich mich schnaufend wie eine alte Dampflok die Steigungen hochquäle, gibts auch schon mal einen Stinkefinger als Dank. Ja, ich bin ein Arschloch. Und? Liebe Mädchen kommen in den Himmel. Arschlöcher kommen überall hin!

Dank des “Wilde Pflaume extra stark”-Startpilot, den ich mir Zuhause in den Vergaser geschüttet habe, kommt die Maschine langsam in Fahrt und ich ziehe unbeeindruckt und mit steigendem Tempo meine Bahnen. 630 Meter-Runde für Runde. Vorbei an der mopsigen Penner-Oma, die sich jeden Abend in der öffentlichen Toilette „bettklar“ macht, während ihre Katze draussen ihren Trolli bewacht. Vorbei an den Bänken, auf denen Teenager in Schuluniform heftiges Petting starten und vorbei an den 2 Wachmännern, die den Park jeden Abend mit ihren Taschenlampen nach gefährlichen Gegenständen durchsuchen. Vielleicht wollen sie aber auch nur die Schwulenpärchen vertreiben, die sich manchmal oben im Wald zum romantischen Arschficken treffen.

Es ist heiss. Trotz der späten Stunde hat es noch locker 30 Grad. Der Schweiss läuft mir zwischen den Arschbacken hinunter in meine Socken. An manchen Ecken stinkt es wegen der Hitze besonders schlimm nach Hundepisse. Klar, in einem Stadtteil in dem es mehr Köter als Kinder gibt, ist der Park das öffentliche Scheisshaus für die Viecher. Naja, wenigstens spülen manche Herrchen nach, wenn ihre Lieblinge mal wieder in die Botanik pinkeln. Früher dachte ich immer, die Japaner nehmen sogar zum Gassigehen ihre Isodrinks mit. Bis ich mal gesehen habe, wie damit die Hundepisse besprüht wird.
Find ich gut. Sollten alle so machen.

Mittlerweile laufe ich jeden Abend 10 Runden. Plus dem Weg nach Haus komme ich so auf ca. 7-8 Kilometer. Am Anfang bekam ich schon nach ein paar Runden Herzkammerflimmern. Zuhause dann noch Hantel und Gripmaster und dann gehts ab unter die Dusche. Und siehe da: Schon ist die Waage im 2-stelligen Bereich.


Bis dann.......


P.S.: Ich habe meinen Youtubekanal gelöscht. Deshalb werden wohl so einige Videos nicht mehr funktionieren. Obwohl ich nur lizensierte Musik verwende, ist mir 3 mal im unfreundlichsten Ton eine Sperrung des Kontos angedroht worden. Ich musste mir jedesmal die Mühe machen nachzuweisen, das ich die Rechte an der Musik besitze. Und das nur, weil es mittlerweile Leute gibt, die nix anderes zu tun haben, als das Internet nach eventuellen Urheberrechtsverletzungen zu durchscannen. Toller Job, ihr Arschlöcher. Hoffentlich wird euer Privatleben auch mal gescannt.


Coolio's Kummerkasten......

16

Ist mir schlecht! Ich habe einen Geschmack im Mund, wie Glasreiniger mit Aprikosengeschmack. Und ich schwitze. (Anmerkung d. Red.: Selber schuld! Kleiner Tip: Wenn man schon einen ganzen Tetrapak Ansuchu (Aprikosenlikör) trinken muss, sollte man wenigstens nachts die Klimaanlage auslassen, damit man das Zeug bis morgens wieder ausgeschwitzt hat! Doofkopp!). Immerhin halte ich meine Klappe und atme durch die Nase. Nicht so wie der Typ neben mir, dem morgens um 8.30 Uhr schon ein Duft von gebrateten Zwiebeln durch die fauligen Zähne wabert. Örks, mir wird jetzt richtig übel.

An der nächsten Station steigt er endlich aus und ich kann wieder relativ frische Luft atmen. Stinkt man eigentlich auch, wenn man durch die Nase atmet? Und schon lauert die nächste Katastrophe: Ein “mixed Couple”. Er: mit Sicherheit Deutscher, so um die 30, ca. 165 cm niedrig, schätze mal so um die 45 kg. Trägt ein Basecap um die lichten Stellen auf dem Kopp abzudecken und hat, was ihn vollends disqualifiziert, ein T-Shirt an mit Kanjis drauf: „Warugaki“ (sowas wie: Drecksblage...). Nu ja, eigentlich passt es ja doch ganz gut.  

Sie: Auch so um die 30, gleiche Größe, aber schätzungsweise das doppelte Gewicht. Kleidung: Langer Batikrock, Batik-Tittenvorhang, dazu natürlich Flip-Flops, aus denen schlecht gepflegte Nägel hervorstechen. Jo, wo die Liebe hinfällt. Kann ja durchaus klappen, muss aber nicht. Kurz, nur ganz kurz, stelle ich mir Dick und Doof beim Sex vor. Nein, husch! Weg damit! Ich merke wie mir Magensaft hochkommt und schüttle den Kopf. Da passiert es: Beide schauen mich entsetzt an und in dem Augenblick knallt mir ihre gesamte Lebensgeschichte durch den Schädel! Nein! Bitte!

Die Tür öffnet sich, ich stolpere benommen auf den Bahnsteig. Endlich raus aus dieser Hölle! Ich setze mich kurz hin, um wieder zur Besinnung zu kommen. Yosh! Ein neuer Tag!


Ich bekomme einiges an Emails von Leuten (meistens Männern), die nach Japan auswandern wollen und mich um Hilfe fragen, oder denen ich Jobs besorgen soll, oder was zum ficken ......uhm...... sorry ....... die eine Freundin zum heiraten suchen. Einige dieser Briefe beantworte ich nicht, weil sie einfach zu dämlich sind, wieder andere bekommen eine heftige Abfuhr, aber manche dieser Leute sind mir auch ans Herz gewachsen und wir haben durchaus guten Kontakt. Die peinlichen Briefe würde ich am liebsten online stellen, aber irgendwie habe ich ja doch noch ein Gewissen. Schliesslich sind ja auch die dümmsten Briefe aus irgendeiner “Notlage” entstanden. Aber keine Angst, ich will euch nicht zurückhalten, mir mal zu schreiben und mich um Hilfe zu bitten. In so manchen Fällen konnte ich ja tatsächlich Jobs beschaffen, oder bei Behördengängen Hilfestellung leisten. Einmal habe ich sogar bei einer Scheidung geholfen. Nein, nicht gern. Aber es war besser so. Also, solange ihr mich nicht fragt, wo man am leichtesten Schlampen abschleppen kann, oder Geld von mir wollt, oder sogar bei mir wohnen wollt: Nur zu, ich helfe gern weiter, solange eine gewisse Form gewahrt wird.


Bis denne...... 

D VS. J TEIL 5/Des Deutschen liebstes Kind.........

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Eigentlich stimmt der Titel ja nicht, bzw. gehört dieser Post nicht in die Serie. Aber eigentlich auch doch. Mein neues Auto ist da. Ein Honda N One. Genauer gesagt, ein Honda N One Premium Tourer L-Package Turbo.

Erste Frage von allen Bekannten und Freunden: Kommst du da überhaupt rein? Und wenn ja, wie kommst du wieder raus? Alles kein Problem, denn in der Winzkarre ist erstaunlich viel Platz. Ich möchte sogar behaupten, das hinten deutlich mehr Beinfreiheit ist als in einem typischen deutschen „Premiumprodukt“ der Kleinwagenklasse, Polo oder Corsa, zum Beispiel.

Aber mal von Anfang an. Ich war wirklich bei Autohändlern aller Marken. Japanische, Deutsche, ja sogar bei den Italienern und Franzosen war ich. Festlegen wollte ich mich nicht, auch nicht preislich. Ich hatte durchaus Interesse an Autos wie z.B. dem Subaru Impreza, oder einem BMW aus der 3er Reihe. Aber als ich deren tatsächliche Verbräuche auf Spritmonitor.de sah, wurde mir klar: Diesmal wirds ein Ecoauto. Ausserdem gefällt es mir nicht, wenn ich für ein Auto mit billigem 4-Zylinder-Turbo deutlich mehr bezahlen soll, aus für das Vorgängermodell mit samtweichem 6-Zylinder. Ne BMW, verarschen kann ich mich alleine.

Und ........ Cheeeeese!
Als ich dann mal wieder bei Honda vorbeigeschaut habe, sah ich ihn hinten in der Ecke stehen. Ein bisschen abseits von all den Autos, die ja eigentlich genau die richtigen für mich sein sollen. Der N One. Und als er mich sah, hat er so freundlich aus seinen Kulleraugen geschaut, wie es kein deutsches „Geh weg, ich komme“-Auto kann. Mal reingesetzt: Passt! Und schon kam der Verkäufer angerannt und wollte mich wieder in einen für ihn angemessen Provisionsbereich ziehen. Nope! Jetzt erst recht nicht! Nochmal reingesetzt: 8 Airbags. Zum erstenmal in der Kei-Klasse (http://de.wikipedia.org/wiki/Kei-Car) gibt es auch Kopf- und Seitenairbags hinten. Das diese bisher fehlten hat mich immer vom Kauf eines Kei abgehalten.



Oha, sogar Schaltpaddel hat der Kleine. Ich kann mir also aussuchen, ob ich selbst schalte (7-Gang), oder alles der Automatik überlasse. Das Entertainmentsystem hört sich gut an, sieht gut aus und bedient sich auch gut. Das Navi kann mit Google Streetview arbeiten, eine Rückfahrkamera und Freisprecheinrichtung gibt es auch. Die Klima arbeitet automatisch, auch für Licht und Scheinwerfer gibt es eine Einschaltautomatik. Ein nerviges Zündschloss gibt es dank “Smart Key” nicht mehr. Alles wie in einem „richtigen“ Auto.



Und wie fährt das Ding? Erstaunlich flott! Die Automatik hält den kleinen Turbomotor beim Anfahren im drehmomentstärksten Bereich und das kleine Teil rennt los wie am Gummiband gezogen. Klar, ein Sportwagen ist es nicht, aber den braucht man auf den engen und verstopften Strassen Tokyos wohl eh nur, um andere Defizite auszugleichen.
Mal sehen, wie er sich an der Tanke macht. Die offizielle Angabe (und hier wird noch richtig gemessen, nicht wie in Europa....) sagt: 21.4km/L, also deutlich unter 5 Liter Normalbenzin/100km.


So, und während ich jetzt auf eure Meckerei warte, drücke ich auf den Startknopf, drehe die Anlage auf und fahre auf der Route 20 Richtung Kaiserpalast......

Das ganze Leben ist ein Quiz.....

11

Yup! Da bin ich wieder.

Die Installation in Osaka ging relativ ruhig von statten. Diesmal ist nichts explodiert, es gab keine Schlägerei und es ist auch keiner nackt und besoffen durchs Hotel gestolpert. Die Anlage lief von Anfang an gut. Der Kunde ist glücklich und hat ohne zu mucken die Abnahme unterschrieben. Alles lief gut. Zu gut.

Am 3. oder 4. Tag in Osaka erreichte uns die Nachricht, das eine unsere Arbeitskolleginnen gestorben sei. Krebs. Ich war total geschockt! Sie war grad mal 50 und eine der hübschesten und liebsten Frauen, die ich persönlich kannte. 50. 3 Jahre älter als ich. Bevor sie zu uns kam, hat sie als Betreuerin in einem Kinderhort gearbeitet. Sie war immer sehr freundlich zu mir und hatte immer ein Lächeln für mich übrig. Sie saß 2 Meter von mir entfernt und hatte ein Foto eines Citroen 2 CV (Ente) als Bildschirmschoner auf ihrem PC. Ihr PC läuft immer noch. Keiner hat den Mut ihn auszuschalten, so wie ihr Leben einfach ausgeschaltet wurde. Danke Gott, das du so viele Arschlöcher weiterleben lässt, aber die wirklich guten Menschen fast schon gezielt dezimierst!

Als ich beim Abendessen mit meinem Kollege zusammen saß, eröffnete er mir, das auch er Krebs habe und in den nächsten Wochen dringend operiert werden muss. Schock Nr. 2! Wir arbeiten seit 6 Jahren eng zusammen und haben auf unseren gemeinsamen Dienstreisen so manchen Blödsinn verzapft. Und nun erzählt er mir, das die Operation sein Leben vielleicht um ein paar Jahre verlängern kann. Verdammte Scheisse! Und nochmal: Danke Gott!

D VS. J TEIL 4/Kultur pur.......

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Der Zugführer will mal wieder sparen, also lässt er die Klimaanlage aus, obwohl die Fenster im Zug total beschlagen sind. Durch die Wolke aus Naphthalin und käsigem Schweißgeruch zieht sich mal wieder ein hochprozentiger Mix aus Körpergasausscheidungen. Wer einmal an einer japanischen Teezeremonie mit ihren graziösen, ausgefeilten Bewegungen teilgenommen hat, kann sich über so manches Benehmen in der japanischen Öffentlichkeit nur wundern.

Als ich noch neu in der Firma war und auf unserem Firmenklo der Kollege neben mir am Pissoir kräftig einen fahren ließ, war ich noch der Meinung, das war ein „Ausrutscher“ und das es überall Schweine gibt. Mittlerweile weiß ich: Das ist hier vollkommen normal. Ok, das man in der Familie, oder unter sehr guten Freunden mal einen zischen lassen kann, ist ja irgendwie fast normal. Aber in der Öffentlichkeit?

Da wird gerotzt, geräuschvoll die Nase hochgezogen, gefurzt und gerölpst was das Zeug hält. Nein, nicht nur auf der Toilette, sondern auch beim fröhlichen Zusammensein (Saufen) unter Arbeitskollegen. Sich mit einem Tempo die Nase zu putzen ist total “pfui bäh!”, das macht man nur auf der Toilette, aber nicht zwischen anderen Leuten. Da zieht man lieber die Nase hoch und rotzt es dann auf den Gehweg. Ist ja auch viel ästhetischer. Aber halt, das hier gilt (fast) nur für die männlichen Japaner! J-Gals machen so etwas nicht. Und wenn sie dann doch mal ganz leise einen rausfiepen lassen, dann ist das, wie alles andere was J-Gals so machen, halt kawaii. Ende der Diskussion. Aus!

Die Japaner sind sehr stolz auf ihre einmalige Kultur. Naja, zumindest glauben sie das ihre Kultur einmalig ist und nur auf den japanischen Inseln entstehen konnte. Ich bin ja oft in Korea und glaubt mir, da sieht es fast genauso aus. Auch in China sehen die Tempel und Schreine genauso aus. Von den chinesischen Schriftzeichen mal ganz zu schweigen. Samurai und Geishas? Gabs in vergleichbarer Form auch in Korea. Und China.

Kleiner Firmenschrein mitten in Tokyo

Aber halt! Das Essen ist aber einmalig! Ja genau. Ramen kommt aus China, Curry aus Indien, Hamburg(er) sind auch keine japanische Erfindung und selbst Sushi gibt es als Gimbap schon ein wenig länger in Korea. Einzigartig ist wohl nur, das für japanisches Sushi roher Fisch verwendet wird. Das dem japanischen Sashimi ähnliche Hoe kennt man in Korea schon aus Zeiten, als die japanischen Inseln noch von der Urbevölkerung der Ainu besiedelt wurde. Ainu ist nicht ganz korrekt, da es durchaus mehrere Urvölker gab, aber allen gemeinsam ist, das sie systematisch zurückgedrängt, ja praktisch ausgerottet wurden. Aber ähnlich wie in den USA, gibt es auch in Japan für Touristen noch Siedlungen mit „echten“ , wenn auch stark japanisch durchmischten Ainu.

Anders als bei den europäischen Kirchen, gibt es kaum stark unterschiedliche Tempel und Schreine in Japan. Ja, es gibt lokale Unterschiede: “Du Yoshi guck mal, dieser Tempel hier hat 2 Säulen mehr als die bei uns in Kanagawa! Das ist ja uuuuunglaublich! Schnell, mach mal ein Foto!”, für die sich aber wohl nur Japaner interessieren. Bei den japanischen Burgen sieht es ein wenig anders aus, aber verglichen mit deutschen Burgen und Schlössern wirken diese sehr uniform und zerbrechlich und würden einem ordentlichen Ansturm einer Horde Ritter inkl. Katapulten und Belagerungstürmen keine 10 Minuten standhalten.

Das gleiche gilt wohl auch für die Samurai, die sicherlich in den innerjapanischen Kriegen einen durchaus gefährlichen Ruf hatten, aber schon bei der ersten Begegnung mit westlicher Kriegstechnologie, die dazu noch von unerfahrenen japanischen Soldaten verwendet wurde, praktisch komplett ausgerottet wurden. Trotzdem wird diese Kampf- oder auch Kriegskultur in Japan sehr hochgehalten.

Ja aber ...... aber ...... was ist denn mit den historischen Stätten, z.B. dem Weltkulturerbe Kyoto? Jo, es gibt ein paar schöne Ecken für Touristen in Kyoto, aber keine tatsächlich bewohnten historischen Städte, wie man sie in Deutschland zuhauf findet. Historische Stätten findet man in Japan nur vereinzelt, kaum zusammenhängend. Als ich zum ersten Mal nach Tokyo kam, immerhin die Hauptstadt Japans, war ich herbe enttäuscht das man historische Stätten wirklich suchen muss und das auf städtebauliche Schönheit in Tokyo absolut überhaupt keinen Wert gelegt wird. Versteht mich nicht falsch, Tokyo ist schon ne geile Stadt, aber eine Schönheit ist sie nicht. Und was historische Stätten angeht, stinkt sie, abgesehen vom Kaiserpalast, der ja auch nicht wirklich historisch ist, selbst gegen kleine deutsche Städte, wie zum Beispiel meine Heimatstadt Soest, mit ihrem historischem Stadtkern und sehr vielen Häusern aus dem Mittelalter, ganz gewaltig ab.

Eins der wenigen übriggebliebenen alten Stadthäuser

Im Grunde gilt das auch für Kyoto, das von den paar historisch aufbereiteten Stätten abgesehen, eine typisch bratzhässliche japanische Großstadt ist. Oft steht direkt neben den kulturhistorischen Bauwerken heruntergekommene Hochhäuser, oft sogar Fabriken! Und viele historische und auch religiöse Stätten sind mit Gerümpel vollgemüllt, das dort absolut nichts zu suchen hat.
Ein echtes Plus in Japan ist die Religionskultur. Da gibt es Buddhisten, Shintoisten, Christen und einige andere Religionen und alle leben wirklich friedlich nebeneinander. Für viele Japaner ist es vollkommen selbstverständlich, im traditionellen Gewand buddhistisch oder shintoistisch zu heiraten, sich dann umzuziehen und sich in einer christlichen Kirche vom „Fake“-Priester nochmal trauen zu lassen. Ich finde das toll: Mach was dir gefällt! Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, das es in Japan ca. 11.000 verschiedene „Religionsgemeinschaften“ gibt, von denen so einige durchaus zweifelhafte Motive haben. Siehe dazu auch: http://samurai-biker.blogspot.jp/2011/06/soka-gakkai-in-eigener-sache.html


Was ist denn dann so einzigartig an Japans Kultur?

Aus meiner Sicht:

Die Freundlichkeit der Leute. Klar, das mag in manchen, oder auch vielen Fällen nur eine Maske sein, aber das juckt mich als Kunde, oder als Arbeitskollege nicht. Es macht einem das Leben deutlich einfacher. Auch als Ausländer habe ich kaum jemals eine solche Ablehnung erfahren, wie sie bestimmte Gruppen in bestimmten Gegenden Deutschlands erfahren.

Die Natur. In welchem anderen Land hat man auf relativ kleinem Platz gleichzeitig subtropische Inseln mit Traumstränden, gewaltige Gebirgsketten mit aktiven Vulkanen, Nebel- und Regenwaldähnliche Gebiete mit intakter Großtierfauna, eine gigantische Megapolis wie Tokyo, trotzdem relativ dünn besiedelte Gebiete mit intakter Natur und kann diese dank der hohen Sicherheit auch vollkommen bedenkenlos erkunden? 
Trotz dem Image "Betonwüste", gibt es in Tokyo zahllose wunderschöne Parks, die man oft vollkommen überraschend hinter der nächsten Ecke, oder zwischen 2 hässlichen Hochhäusern findet.

Indian Summer im Inokashirapark

Die japanische Küche. Auch wenn viele Gerichte nicht ursprünglich aus Japan sind, wurden diese dem japanischen Verständnis von Perfektion angepasst. Man kann überall in Japan bedenkenlos essen gehen. Selbst im kleinsten Dorf und auch wenn das Restaurant schon ziemlich heruntergekommen aussieht, das Essen ist immer gut und gibt selten Anlass zu Beschwerden.

Der Baustil. Die paar alten Stadtvillen und Stadthäuser in Tokyo, die noch nicht von den Aasgeiern der Immobranche aufgespürt wurden, sind wunderschön. Ich mag die verwinkelte Bauweise mit vielen Räumen, Erkern Türmchen und Treppen. Und ich liebe Tatami (Bodenmatten), Schiebetüren mit Papierfenstern und Futons (Schlafstätte). Viele dieser Häuser haben noch ein Ofuro (Badezimmer) mit Steinfliesen und Holzbecken. Oft sind diese Häuser trotz des hohen Alters im Wohnbereich funktioneller isoliert als die neuen Pappbuden amerikanischer Bauart. Qualitativ besser ausgeführt sind sie sowieso.

Eingang zu einer sehr gepflegten Stadtvilla


Ein Thema für sich ist japanische Technologie, deshalb ist das auch eine ganz andere Geschichte........

Wird fortgesetzt.........


P.S.: Ich räume mal wieder meine Linkliste auf. Alle Blogs die brachliegen, längere Zeit nix neues bringen oder nichts mehr mit dem ursprünglichen Thema zu tun haben fliegen raus, dafür kommen ein paar neue mit rein. Sorry Leute, aber ist ja nichts persönliches. Falls ihr in Zukunft wieder mehr schreibt, meldet euch einfach. Über Anfragen zur Aufnahme in meine Linkliste freue ich mich sehr.