Hattu Kopfschmerzen?

22


Sonntagmorgen 10 Uhr. Ich werde wach, aber lasse meine Augen noch eine Weile geschlossen. Das mache ich immer so. Mein Kopf schmerzt. Ist eigentlich nichts ungewöhnliches für einen Sonntagmorgen. Von weit her höre ich „Sexual Healing“ von Marvin Gaye. Nein, nicht von weit her. Aus dem Inneren meines Kopfs. Oh du lieber Jesus, was habe ich bloss wieder gemacht? Ich denke an meinen Sohn. Er zieht immer das Papa in die Länge, wenn er etwas fragen will. Was er mich wohl jetzt fragen würde? Papaaaa?

Langsam öffne ich meine Augen. Nein, das ist nicht mein Zuhause. Wo bin ich? Langsam schiebt sich eine Person in mein Blickfeld. Als es meine Augen schaffen die Schärfe richtig einzustellen, kommt eine Krankenschwester zum Vorschein. Eine japanische Krankenschwester. Na toll, wieder einer dieser J-Porn-Träume. Muss das sein? Aus dem Augenwinkel sehe ich meinen Kollegen auf einem Stuhl am Fussende des Bettes sitzen. Er schläft, den Kopf vornüber gebeugt. Typisch Japaner. Also doch kein Traum. Jedesmal wenn er zu weit nach unten wegnickt, schnellt sein Kopf automatisch wieder hoch in eine Art Schwebezustand. Sieht interessant aus. Er hat einen Stoppelbart, sein Hemd ist voller Flecken und er sieht generell scheisse aus. So eine Nacht war es also wieder......

Noch immer steht die Krankenschwester schweigend am Bett. Naja, eine Schönheit ist sie nicht. Ich aber auch nicht. Ich sehe mein Gesicht im Spiegel, den sie mir wortlos vor das Gesicht hält. So sieht man also aus, wenn man nichtsahnend im Krankenhaus aufwacht. Meine Augen sind blutunterlaufen und meine Lippen sehen rissig aus. Hm, alles ganz normal für einen Sonntagmorgen, bis ich den grossen blauen Fleck auf meiner Stirn sehe. Meine Hand langt zu der Stelle, doch die Krankenschwester ist schneller. Sie hält meine Hand fest und schüttelt den Kopf. Vielleicht kann sie nicht sprechen?

„Kawase!“ „KAWASE!!“ „Wach auf!“ Der Schmerz in meinem Kopf zieht sich wie eine Gewitterwolke über dem blauen Fleck zusammen. Und da kommt auch schon der Blitz. Kraftlos lasse ich mich auf das Kissen fallen. Langsam ebbt der Schmerz ab. Kawases Wasserkopf schiebt sich in mein Blickfeld. Steht ihm gut, der Stoppelbart. Sieht irgendwie männlich aus. Er grinst mich an.

„Mensch, Kawase. Was habe ich gestern wieder gemacht?“
„Du? Gar nichts! Du bist auf einmal umgefallen!“
„Umgefallen? Einfach so?“
„Ja, einfach so. Wie ein Sack Reis. Und du bist voll mit dem Kopf auf die Erde geknallt! Hoho, das hat vielleicht geknackt!“
„Wtf?? Wieso denn das?“
„Was weiss ich?“ Du warst den ganzen Abend schon nicht gut drauf! Auf jeden Fall haben sie dich abgeholt und ins Krankenhaus gebracht. Sie sagen, du hattest einen Schwächeanfall.“

„Ich? Einen Schwächeanfall? Quatsch nicht!“

Mensch! Kopfbeule! KOPFBEULE! Nicht so ne Beule! Scheiss Google!

Als ob sie ihm zustimmen will, nickt die Krankenschwester heftig mit dem Kopf. Vielleicht kann sie wirklich nicht sprechen?

„Sie haben dir den Magen ausgepumpt. Du hättest Medikamente und Alkohol konsumiert. In rauhen Mengen!“

Und wieder nickt die Krankenschwester heftig.

„Aber..... Ich....... was?“

Über mir schwebt das Damoklesschwert des Schmerzes und drückt mir auf meine Kopfbeule. Langsam puzzle ich den vorherigen Tag wieder zusammen. Ja, ich habe tatsächlich Medikamente genommen. Am Morgen hatte ich leichtes Fieber. Sicher nur eine leichte Grippe. Naja, ich hätte vielleicht doch nicht die ganze Flasche „Vick Medinait“ (Hier in Japan heisst es Vick, nicht Wick....) trinken sollen. Aber das schmeckte so lecker. Und danach hätte ich vielleicht nur eine Grippekapsel nehmen sollen anstatt 3. Und am Nachmittag hab ich mir noch einen „Erkältungs-Power Up-Drink im Drugstore geholt. Na gut, waren 2. Danach ging es mir auch schon viel besser. Klar, auf all dem Zeugs stand drauf, das man nach der Einnahme AUF GAR KEINEN FALL ALKOHOL TRINKEN DARF!!! Aber wer achtet schon darauf? ICH! Ab jetzt! Isch schwör ey, Alter!

Papaaaa?


  

3 Chinesen mit 'nem Kontrabass.......

13



„3 Chinesen mit nem Tütchen Gras, sitzen auf Straße und rauchen was. Da kam die Polizei, ja was ist denn das? Drei Chinesen mit nem Tütchen Gras.“ Hach, das waren noch Zeiten, als wir in der Schule noch gutes deutsches Liedgut gesungen haben.....

Was ist eigentlich los mit der Welt?

Erst wird einem Massenmörder der Friedensnobelpreis verliehen und dann geht auch noch der Literaturnobelpreis an einen Chinesen den keine Sau kennt. Reicht es denn wirklich aus, das man aus einem politisch fragwürdigem Land kommt, dummes Zeug labert, scheisse aussieht und versucht die Massen zu bewegen?

Gut, Obama kann Massen bewegen. Die einen mit der Waffe in der Hand, die anderen in einem langen schwarzen Sack liegend. Mit Reissverschluss. Wenn dies die Vergabekriterien fuer den Friedensnobelpreis sind, hätte man ihn eigentlich auch an Adolf Hitler vergeben müssen. Er wollte ja schliesslich auch nur Frieden. Und er wollte allen Leuten nur gutes. Naja, ausser Mongos und Juden vielleicht. Und immerhin hat sein Buch „Mein Kampf“ jahrelang die Bestsellerlisten in Europa angeführt. Gehörte „Mein Kampf“ doch schliesslich zum Standardinventar eines vernünftigen deutschen Haushaltes und wurde zur Hochzeit als Geschenk übergeben,  später auch an jedes Neugeborene. Und in Deutschland wurden vor dem 2. Weltkrieg viele, viele Kinder geboren. Gut, nicht alle sahen wirklich arisch aus, aber als Kanonenfutter für die Ostfront waren sie allemal gut genug.

Aber was ist mit Mo Yan? Kennt irgendwer dessen Bücher, oder hat überhaupt mal was von ihm gehört? Er ist ja noch nichtmal ein Regimekritiker! Warum wird so einem Nichts der Preis verliehen, während ein Literatur-Superstar wie Haruki Murakami leer ausgeht? Auch Murakami will die Massen bewegen. Zum Nachdenken. Schliesslich behauptet sogar die SZ: „Der japanische Bestsellerautor Haruki Murakami tut nur so, als schreibe er Bücher. Eigentlich will er die Welt retten.“ Und Murakami selbst sagt ueber IQ84: „Unsere Gegenwart scheint mir irreal. Das ist ein Gefühl, das viele haben. Wir können nicht mehr sagen, was real ist und was irreal. Oder surreal. Die Welt sieht heute oft aus wie eine Fantasiewelt. Deshalb dachte ich, da muss es doch eine andere Welt geben. Eine, in der Bush nicht gewählt worden wäre, in der es keinen Irakkrieg gegeben hätte. Ich wollte eine solche andere Welt erfinden.“

Ist es nicht bedenklich, das meistens ausgerechnet die Autoren, dessen Bücher in China verboten sind und verbrannt werden, im Ausland berühmt werden? Vielleicht sind die Bücher ja wirklich so schlecht, das sie nur als „Brennholz“ dienen können. Ich mein, eine Milliarde Chinesen können sich doch nicht irren. Oder doch? Den Literaturnobelpreis bekommt von denen jedenfalls keiner. Den bekommt ein linientreues Parteimitglied (siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Mo_Yan). Wenn er doch wenigstens mit hässlichen Kunstwerken oder überflüssigen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht hätte, so wie der völlig überschätzte, grenzdebile Spinner Ai Weiwei.

Ich kann mit den Schriften von Mo Yan nichts anfangen. Nach den ersten paar Seiten von „Das rote Kornfeld“, wurde mir schlecht und ich konnte nicht weiterlesen. Wie kann man nur versuchen, das Leben der einfachen chinesischen Landbevölkerung in einer so geschwurbelten, idealisierten Sprache darzustellen? Das Leben für die chinesische Landbevölkerung war und ist beschissen, da muss man nichts in kommunistischen Farben verschönert und romantisiert darstellen. Klar, Mo Yan’s Bücher werden sich jetzt verkaufen wie die Nacktbilder von Prinzessin Catherine. Schliesslich gingen auch Zigmillionen Verblendete ins Kino und schauten sich den langweiligen Scheissfilm „Jenseits von Afrika“ an, nur weil der mehrere Oskars gewonnen hatte. Dafür, das mich meine damalige Freundin in diesen elendigen Schmalzfilm geschlört hat, wuerde ich ihr am liebsten heute noch eins in die Fresse hauen.

Mein Favorit (und auch der von vielen Wettbüros...) Murakami, braucht diesen ganzen Zauber nicht. Seine Bücher werden gekauft und gelesen, weil sie einfach gut sind. Seine Bücher schaffen Gemeinsamkeiten zwischen Gaijin und Japanern. Während die westlichen Leser glauben, die Antihelden in Murakami’s Romanen werden dramatisiert dargestellt, wissen die Japaner, das im wirklichen Alltag von Big-T alles noch viel beschissener ist. Und das sage ich, der mit 200 Japanern zusammenarbeitet. Jeder hat sein persönliches Drama und auch als Ausländer wird man, je laenger man in Big-T verweilt, langsam aber sicher in den eigenartigen Sog aus Drama, Verzweiflung und innerer Einsamkeit gezogen. 

Flieg nicht so hoch, mein kleiner Freund.....

14



Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Nein, das merkt man nicht so sehr an den Temparaturen, die tagsüber immer noch locker 23-25 Grad erreichen, sondern am Mottenkugelgestank in der Bahn. Laut Kalender ist jetzt Herbst, also muss man jetzt Winterklamotten tragen. Punkt, fertig, aus. 

In den letzten 2 Wochen war ich auf Biztrip im tiefsten Inaka (googelt gefälligst selber.....), irgendwo in den Bergen von Saitama. Es gibt dort kein Businesshotel, also mussten wir in einem Spahotel uebernachten, was die Sache deutlich angenehmer machte. Was mich immer wieder verwundert, sobald ich aus Big-T raus bin: Die Inakaleute (also Leute vom Dorf) sind viel freundlicher, stressfreier und auch lässiger im Umgang mit uns Gaijin. Ja, da freuen sich die Leute noch, wenn man ein bisschen Japanisch raushaut und kriegen sich kaum wieder ein. In Tokyo kriegt man meistens ne Antwort auf Engrisch. Wenn überhaupt. Selbst Frauen sprechen einen in Inaka mal aus eigener Initiative an. In Tokyo fast unmöglich. Und wenn dich in Big-T eine anspricht, dann willst du das nicht. Glaubs mir.

Aber ich verheddere mich wieder in Unwichtigkeiten. Obwohl es ja grad diese sind, die das Leben so lebenswert machen. Wenn ihr also auf einen politisch engagierten Text hofft: Verzieht euch, aber flott!


Donnerstagabend im örtlichen Konbini. "Oha, der Whiskey kostet hier nur 10 Euro die Pulle! Echter XYZ! der kostet aber in (Hier selbst Land mit schwacher Währung eintragen.....) noch (Hier selbst schwache Währung eintragen. Z.B.: Euro...)! Da nehmen wir doch gleich für jeden eine Pulle!" Und so nimmt das Übel seinen Anfang. 3 Typen aus Ländern wie sie unterschiedlicher nicht sein können, sind vom Kunde zum Karaokeabend eingeladen worden und natürlich muss man vor dem Gesinge erstmal ordentlich vorglühen. Klare Sache.

Ich erspare euch mal die Einzelheiten, aber wenn sich ein besoffener in Kanada lebender Pole, ein besoffener in Japan lebender Deutscher und ein in Japan lebender, aber bei einer deutschen Firma beschäftigter besoffener Japaner über den 2. Weltkrieg unterhalten, dann kann es "hoch" hergehen. Um es mal zu untertreiben....

Wenn sich aber diese 3 danach noch zum Karaoke mit ihren japanischen Kunden treffen, ist das Disaster vorprogrammiert. Ok, da ist zum einen die 25jährige japanische Chemieingenieurin, Spitzname "Fass misch net an!", dann der Manager der jap. Abteilung "Ich lache nur, wenn meine Olle vom Balkon stürzt." und der Senior Ingenieur ala: "Ich hasse alles", ein paar mir unbekannte OL's (Office Ladies), 3-4 Schmocks in Salariman-Uniform und  ..... naja ...... 3 total besoffene Gaijin. Hey! Die Party kann abgehen!

Programmpunkt Nr.1: Erst wird alles von SMAP gesungen. Wir Unwissenden summen alles lustlos mit und fügen schon mal -zur Freude aller Anwesenden- ein "fuck that bullshit!" ein. Aber holla! Nein, wir werden nicht Moskau oder 99 Luftballons singen. Auch nicht sturzbesoffen. Das muss zwischen Polen, Deutschland und Japan demokratisch abgestimmt werden: "He, Dudes! Lasst uns doch Phil Collins, "Against all odds" singen." Ok, demokratisch abgestimmt: 1. Wer zur Hölle ist Phil Collins? (Polen), 2. Das hört sich schwul an (Japan) und 3. He, der hat ne Glatze, also könnt ihr das auch singen, ihr Tranlappen (BRD)! Ergebnis: Na klar singen wir die Schnulze.

Gleich vorweg: Tut es nicht! Besonders nicht ausserhalb grosser Städte, oder alle Inakaschnallen wollen mindestens 4 Kinder von euch! Ich hab dann noch vorgeschlagen "Fuck me pumps" von Heroine Winehouse zu singen, was leider einstimmig abgelehnt wurde. Also haben wir zur Krönung noch "I'll never stop." von N'sync zum besten gegeben. Und das wurde wörtlich genommen. Was? Das kennt ihr nicht? Scheiss drauf, die kannten es auch nicht.

Und dann ....... Ja und dann haben wir mit Boney M angefangen. Warum zur Hölle kennen selbst 25jährige Japanerinnen Lieder von Boney M? Ich mein, da stimmt doch grundsätzlich was nicht! "Brown girl in the ring." Acapella gesungen von japanischen Ingenieuren ....Wtf??? Nach meinem grandiosem Solo "My cherie amour." war der Abend besiegelt. Das Wrack rollt bergab und leider sind die Bremsen kaputt. Wie immer. 

Holy fucking bullshit! Boney M!

Freitagmorgen, 7 Uhr. Der Hotelwecker brüllt mich zurück in die Matrix. Ich liege komplett angezogen neben dem Bett. Ich hab es nicht mal geschafft die Schuhe auszuziehen. Mit letzter Kraft öffne ich meinen total verklebten Mund. Plopp! Mein Brillengestell sieht aus wie eines dieser "Kunstwerke" die irgendwelche Spinner aus Müll zusammenlöten. Das letzte woran ich mich erinnern kann ist, das "Fass misch net an!" mit einer Pulle Baileys ankam und ich wohl mindestens 90% davon allein vernichtet habe. Oh Jesus! Bitte nicht! Schneller Blick aufs Bett: Leer. Gut! Keine Sperma-, Blut- und Kotspuren zu sehen. Offensichtlich hab ich allein geschlafen. Glück gehabt! 

So, auf gehts! Klamotten hab ich ja schon an. Schnell aufs Klo, aus allen vorhandenen Körperöffnungen den nur teilweise umgewandelten Mageninhalt loswerden, kurz durchs Gesicht kratzen und auf gehts in die Lobby. Ein neuer Tag beginnt. Yosh!

P.S.: Warum kennt eigentlich kein einziger Japaner den Song "Don't stand so close to me." von The Police?