Onii san, oder Big Brother in Japan (Teil1)

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7.00 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Ein neuer Tag beginnt.

Ich schaele mich aus dem Bett, stolpere im Halbschlaf die Treppe herunter und stelle im Wohnzimmer den Gasofen an. Das an der Wand befindliche Kontrollgeraet von Tokyo Gas registriert Zeit und Gasverbrauch. Wenn sich durch dieses Kontrollgeraet in den naechsten 3 Stunden keine Bewegung im Raum feststellen laesst, kommt ein Anruf von Tokyo Gas um festzustellen, ob Jemand zu Hause ist, oder ob schlicht und einfach vergessen wurde den Gasofen abzustellen.Wird dieser Kontrollanruf nicht angenommen, wird das Gas sofort per Fernbedienung vom Kontrollgeraet abgestellt, dazu wird ein Signal ueber die normale Telefonleitung gesendet, aber auch einige "nicht naeher bestimmte" Daten vom Geraet an den Sicherheitsserver von Tokyo Gas geschickt. Kommt ein Abstellen des Gases in einem "nicht naeher bestimmten" Zeitraum oefter vor, bekommt man Besuch von einem freundlichen Kundendienstler, der einen auf die Gefahren eines leichtsinnigen Umgangs mit Gas hinweist. Das bedeutet, das in der Zentrale von Tokyo Gas alle vom Kontrollgeraet erfassten Daten fuer eine "nicht naeher bestimmte Zeit" gespeichert werden. Natuerlich verweist Tokyo Gas auf Anfrage darauf, das die gesammelten Daten natuerlich nicht zu anderen Zwecken als zur Garantierung der Sicherheit verwendet werden, also praktisch genau wie die Userdaten des "Sozialnetzwerkes" StudiVZ, absolut sicher sind, weil dort ja nur studierte Fachmaenner am Werk sind........

7.10 Uhr. Da die Fenster in meinem toll isolierten "Sekisui Eco House" mangels Doppelscheiben oder sonst irgendeiner Isolierung sofort total beschlagen, stelle ich das Klimageraet an. Mein hochmoderner Stromzaehler merkt das natuerlich sofort und schickt Uhrzeit und Verbrauch an meinen Stromanbieter. Das Computerprogramm, das meine Daten verwaltet und in Verbrauchskurven umwandelt, vergleicht die Uhrzeit mit meiner ueblichen Kurve der letzten paar Monate und stellt befriedigt fest, das kaum Abweichungen festzustellen sind. Ein guter Kunde. Natuerlich sind diese Daten, genau wie die Kundendaten in deutschen Call Centern absolut sicher......

8.00 Uhr. Ich verlasse das Haus und gehe Richtung Bahnhof. Dort angekommen, halte ich meine Pasmo-Bahnkarte auf das elektrische Tor am Eingang, das Daten wie Uhrzeit, auf der Karte befindlichen Restbetrag und sonstige "nicht naeher bestimmte" Daten, wie zum Beispiel die auf meiner Karte gespeicherten Wegstrecken an den zentralen Server aller Bahngesellschaften schickt und mit meinem Personenprofil synchronisiert. Befriedigt stellt das System fest, das keine nennenswerten Abweichungen vorliegen. Ein guter, unproblematischer Kunde, obwohl der Name darauf schliessen laesst, das der Kunde ein Auslaender ist. Natuerlich ist auch hier mit meinen Daten absolut kein Missbrauch moeglich, genau wie bei "Double Klick", die vor einigen Jahren die persoenlichen Daten von 30 Millionen Amerikanern "unbeabsichtigt" frei zugaenglich auf ihrem Server "geparkt" hatten. Gottseidank nur fuer eine Woche, so das die total veralteten Rechner von chinesischen Hackern wohl kaum eine Chance hatten, auch nur an einen einzigen Dateneintrag zu kommen. Natuerlich versicherte "Double Klick", das so etwas nie wieder vorkommen wuerde....

9.00 In der Firma angekommen, ziehe ich meinen Firmenausweis ueber das RFID-Lesegeraet am Aufzug. Natuerlich soll so verhindert werden, das boese Personen unsere Firmenetage betreten koennen. Trotzdem wird aber "zur Sicherheit" meine Ankunftszeit festgehalten und weil ich schon zum dritten Mal in diesem Jahr ein wenig zu spaet komme, verpasst mir unsere Betriebsdatenerfassung eine rote Fahne und stellt mich in auf eine Stufe mit Takahashi san, der "ab und zu" mal ein wenig spaeter aus der Mittagspause wiederkommt. Und das, obwohl wir gleitende Arbeits-und Pausenzeiten haben. Die Daten werden ja sowieso nur "zum Vergleich" gespeichert und nicht spaeter bei der Kuendigung dazu benutzt, das Abschiedsgeld zu druecken. Auch diese Daten sind natuerlich absolut sicher, weil unser IT, der kein Wort Englisch spricht, alles voll im Griff hat. Endlich an meinem Schreibtisch angekommen, schaltet sich automatisch mein Licht und mein Computer an. Tolle Technik und so oekologisch. Das dieses bewegungsabhaengige System von einer Datenerfassung verwaltet wird, versteht sich von selbst. Ein Schelm der annimmt, das diese Daten zu irgendeinem Zwecke missbraucht werden koennten. Nein, diese Daten sind auf unserem Server genauso sicher, als wenn sie auf den Servern von FBI und CIA oder der Nasa waeren, die ja bekanntlich noch nie von russischen oder chinesischen 13jaehrigen Freaks gehackt wurden..........

Ich logge mich in meinen PC ein, der ans firmeninterne Netzwerk angehaengt ist. In dem Augenblick in dem ich das tue, wird auch ein kleines Programm gestartet das meine Festplatte durchsucht und mit meinen auf dem Server vorhandenen Daten synchronisiert, so z.B.: Browserhistorie, abgespeicherte Dokumente und Bilder, Explorerfavoriten, "Voice over IP"-Telefongepraeche, usw. Ach was, macht euch keine Sorgen, bestimmt ist euer Chef nicht so ein profitgeiles Arschloch und wuerde das bestimmt niiiiiiemals machen und an euren privaten Emails und Chatprotokollen ist er natuerlich auch nicht interessiert. Wie in allen anderen Faellen zuvor, werden all diese Daten natuerlich nur zu meiner Sicherheit gespeichert und niemals zu anderen, schaedlichen Zwecken verwendet, also praktisch genauso wie die Daten der privaten Krankenversicherungen in Deutschland, die auf gar keinen Fall untereinander ausgetauscht werden.....

18.30 Uhr. Nach getaner Arbeit gehe ich zufrieden zum Bahnhof. Das ich auf dem Weg und im Bahnhof selber von zig' Kameras aufgenommen werde, faellt mir nicht auf. Ist ja auch nicht so wichtig, schliesslich kennen die mich ja nicht, oder? Das die in England, dem Land mit den meisten Ueberwachungskameras weltweit, schon in den 80ern entwickelte Gesichtsmerkmalerkennungssoftware schon so weit fortentwickelt ist, das sie in der Lage ist, mein bei der Einreise nach Japan fotografiertes Gesicht in Sekundenbruchteilen mit den Aufnahmen der Ueberwachungskameras abzugleichen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Schliesslich wird ja nicht mein Gesicht abgespeichert, sondern nur ein Datenprofil.......

Das die RFID-Kartenlesegeraete, die auf dem Weg zum Bahnhof auch an anderen Hauseingaengen und Sicherheitssperren angebracht sind, auch meine Karten lesen koennen, kann ich mir auch nicht vorstellen. Das ist doch unmoeglich, oder? Das waere ja genauso, als ob sich in den 50ern 5 englischsprachige Laender unter der Fuehrung von USA und England zur "Ukusa" zusammengetan haetten, um dann in den 80ern ein gigantisches Abhoernetz namens "Echelon" zu bauen, das in der Sekunde Millionen von Emails, Telefonanrufen (auch Handy) und sonstigen Daten weltweit auswerten kann. Das glaube ich nicht! Der Obama ist doch unser Freund! Peace!

Ich glaube auch nicht, das die in diesem Beitrag verwendeten Begriffe von irgendwelchen Programmen ausgescannt werden und mit meinem irgendwo abgespeichertem Profil verglichen werden, um mich gegebenenfalls auf eine rote Liste zu setzten, damit ich dann bei meiner naechsten Einreise in die USA ganz besonders gruendlich und bis in alle Koerperoeffnungen durchsucht werde. Das ist doch purer Science Fiction, oder?

Fortsetzung folgt........

  1. Oh, ist man da ein bisschen paranoid!? Ich komme aus dem IT-Bereich, und kann Dich da beruhigen: Du erahnst nur einen kleinen Teil...

    0000111010010001110101101011

    (keine Sorge, nur ein Tag (sprich: tägg) für ... ne, sach ich nich. Du hast meine IP...)

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  2. Na endlich hat mir mal ein richtiger Fachmann erklaert, was ein Tag ist, sonst haette ich das wahrscheinlich nie kapiert....
    IP? Pffft.... Ey, isch weiß wo dein Haus wohnt, Alder...

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    Ick glob der Tag is im Eimer...

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  4. immer diese Datenschutzheinis. Wer nichts Böses macht, der hat auch nichts zu verbergen.

    btw. wann macht eigentlich Eure Firma die alljährlichen Health-checks? Ist doch jetzt die Zeit, und mich persönlich beruhigt es immer sehr, daß die, die mich bezahlen auch ganz genau wissen, daß ich gesund bin.

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  5. @umij
    Datenschutz? Was ist das?
    Ausserdem sollte der Satz so lauten: Ich habe nix verbrochen, also nmuss ich auch nicht ueberprueft werden.

    Ja, genau. Der Health check. Geh ich nicht mehr hin, seit meine Sekretaerin durch's halbe Buero geschrien hat, das mein Cholesterinspiegel bedrohlich hoch ist. Was geht die das an, die alte Schlampe? Das naechste Mal box ich ihr auf die Titten!
    Und dann noch diese verdammte Fluessigbetonsauferei (Barium) beim Health Check! Urks! Ich glaub, ich hab letztes Jahr den Weltrekord im mit zusammengekniffenen Arschbacken laufen gebrochen!

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